Körper, Gehirn, Bewusstsein als Momentaufnahme

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062,

14.Dezember 2009
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

(1) Angenommen, das Bewusstsein ist eine Funktion des Gehirns, das Teil eines Körpers ist.

(2) Individuelle Körper unterlaufen einen ‚ontogentischen‘ Prozess von befruchteter Eizelle über Geburt bis hin zum Tod.

(3) Der ontogenetische Prozess ist primär gesteuert von dem wirkenden genetischen Programm, wird aber mit Fortschreiten des Prozesses mehr und mehr auch moduliert durch Umweltereignisse und durch Eigenaktivität des Körpers und des Gehirns.

(4) Befruchtete Zellen setzen Vorgängerorganismen voraus, die normalwerweise im Kontext von Populationen ähnlicher Organismen auftreten. Der Nachfolgerorganismen ‚erbt‘ genetische Informationen von den Vorhängerorganismen.

(5) Eine Folge von solchen erfolgreichen Vererbungsereignissen konstituiert einen ‚phylogenetischen‘ Prozess. Jede Nachfolgephase ist gegenüber der Vorgängerphase ‚verändert‘.

(6) Rein logisch kann es ein einziges ‚Zellereignis‘ geben, von dem alle weiteren Zellen abstammen. Alternativ –und eher wahrscheinlich– könnte es aber auch sein, dass die ersten Zellen aus ‚Vorgängerstrukuren‘ entstanden sind, die in einer bestimmten Phase der Erdgeschichte ‚massenhaft‘ vorhanden waren und aufgrund von ‚parametrischen Änderungen‘ dann mehr der weniger ’simultan‘ (was zeitlich Monate, Jahre oder noch länger gedauert haben kann) von der ‚Vor-Struktur‘ zur ‚Zellstruktur‘ mutierten (letzte Klarheiten scheint es hier bislang noch nicht zu geben).

(7) Während des ontogenetischen Prozesses durchläuft das Nervensystem einen Wachstumsprozess von einer einzelnen Zelle bis hin zu vielen Miliarden Zellen mit bis zu 100.000 Verbindungen von einer Zelle zu anderen (oder auch sich selbst). Der Wachstumsprozess ist begleitet von einem ‚informationellen‘ Prozess in dem Zellen in funktionale Beziehungen treten, die für das Funktionieren des Körpers und das Verhalten des Organismus mehr und mehr bedeutsam werden.

(8) Genauso wie der gesamte ontogenetische Prozess nur partiell genetisch determiniert ist so ist auch speziell der Prozess des Gehirnwachstums und der ‚Gehirninformierung‘ nur partiell determiniert.

(9) Interessant wäre die Frage, inwieweit die ontogenetisch erworbenen ’neuen‘ Strukturen auf die genetische Struktur zurückwirken können (Im Falle von Menschen kann der ’symbolische Prozess‘ zwischen den Generationen ‚Wissen‘ weiterreichen, eventuell irgendwann einmal auch über ‚Gentechnologie‘ indirekt).

(10) Audio-Datei: Hier

Das Gewordensein alles Lebendigen

Die nächste direkte Fortsetzung findet sich HIER.

Über cagent

Bin Philosoph, Theologe, Kognitionswissenschaftler und hatte seit 2001 eine Vertretungsprofessur und ab 2005 eine volle Professur im Fachbereich Informatik & Ingenieurswissenschaften der Frankfurt University of Applied Sciences inne. Meine Schwerpunke ab 2005 waren 'Dynamisches Wissen (KI)', 'Mensch Maschine Interaktion (MMI)' sowie 'Simulation'. In dieser Zeit konnte ich auch an die hundert interdisziplinäre Projekte begleiten. Mich interessieren die Grundstrukturen des Lebens, die Logik der Evolution, die Entstehung von Wissen ('Geist'), die Möglichkeiten computerbasierter Intelligenz, die Wechselwirkungen zwischen Kultur und Technik, und der mögliche 'Sinn' von 'Leben' im 'Universum'. Ab 1.April 2017 bin ich emeritiert (= nicht mehr im aktiven Dienst). Neben ausgewählten Lehrveranstaltungen ('Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung' (früher 'Kommunalplanung und Gamification. Labor für Bürgerbeteiligung')) arbeite ich zunehmend in einem integrierten Projekt mit Theorie, neuem Typ von Software und gesellschaftlicher Umsetzung (Initiative 'Bürger im Gespräch (BiG)). Die einschlägigen Blogs sind weiter cognitiveagent.org, uffmm.org sowie oksimo.org ... ja, ich war auch mal 'Mönch', 22 Jahre lang mit viel Mystik, Theologie und Philosophie; dabei u.a. einige Jahre Jugendsozialarbeiter.