Archiv der Kategorie: Religion – universell

WIEDER TRITT FINDEN – Nach einer längeren Pause – WAHRHEIT DEMOKRATIE RELIGIONen

SCHREIBSTILLSTAND

1. Bedingt durch Urlaub und einer vorausgehenden absoluten Stresszeit kam mein Schreiben zum Erliegen – auch gewollt. Ab und zu braucht man Pausen, reale Pausen. Dies bedeutet nicht, dass das Denken aufhört, aber doch zumindest so viel, dass man sich nicht bei jedem Gedanken die Frage stellen muss, ob und wie man dies in einen beschreibbaren Zusammenhang einordnen kann/ sollte.
2. Natürlich rührt dies auch an Grundsätzliches – wie immer – ‚Warum überhaupt schreiben’… das Thema vom allerersten Blogeintrag.

VERSTEHEN WOLLEN

3. Wie auch schon damals entspringt die Antwort nicht aus rein objektiven Gegebenheiten sondern aus der subjektiven Situation, des Verstehen Wollens; die Welt verstehen, sich selbst, die anderen, überhaupt einfach verstehen, und dann vielleicht sogar ein Handeln, das sich davon inspirieren lässt.
4. Und in diesem Prozess des Verstehen Wollens gibt es keinen absoluten Punkt der allerletzten Klarheit, wann etwas vollständig oder wann etwas nur partiell verstanden ist. ‚Verstehen Wollen‘ hat keinen klaren Anfang und kein klares Ende. Es ist ein realer, konkreter Prozess von Lesen, Nachdenken, Reden, Schreiben, Hören, Träumen, Nichtstun, … währenddessen ‚Bilder‘ entstehen, die ‚Zusammenhänge‘ sichtbar machen, von denen man zuvor nichts gewusst hat, die man oft nicht einmal geahnt hat. In gewisser Weise erzeugt erst die ‚gedankliche Bewegung‘ die gedanklichen Zustände des ‚Erkennens‘. Und dies ist das ‚Gefährliche‘ in zweierlei Sinne: ‚gefährlich‘, weil man ‚vor‘ der Bewegung nicht weiß und nicht wissen kann, ob und was man erkennen wird, und gefährlich, weil man sich vorab irgendwelchen Vermutungen, Hoffnungen oder Ängsten hingeben kann, die einen entweder daran hindern, überhaupt das Nachdenken zu beginnen oder einen von vornherein auf eine bestimmte Einschätzung fixieren, die einem im Folgenden mindestens das Nachdenken schwer macht, wenn nicht ganz blockiert.

ERSCHEINT UNÜBERWINDLICH

5. In den letzten Wochen habe ich so viele sehr spannende und provozierenden und anregende Inhalte/ Themen kennen gelernt – ohne dies schreibend zu verarbeiten –, dass dies alles jetzt wie ein riesiger, unüberwindlicher Berg erscheint, der einem jeden Mut nimmt, ihn zu besteigen, sprich: überhaupt wieder zu schreiben; denn, egal wo man anfängt, es hängt da dieses Gefühl im Raum, es ist doch von vornherein vergeblich, sinnlos, unmöglich, diesem Wirrwarr an komplexen Ideen irgendeine Struktur abzugewinnen.

DAS ZUNÄCHST UNWIRKLICH IST DAS EINZIG WIRKLICHE

6. Dies führt zu einem sehr grundsätzlichen Problem, dass mich seit spätestens Frühjahr 2013 immer mehr beschäftigt, und auf das ich noch keine abschließenden Antworten habe: (i) Das, was wir primär als Daten/ Fakten ‚wahrnehmen‘, der Stoff, aus dem unsere ‚Realität‘ gemacht ist, enthält als solches eigentlich nahezu keine Wahrheiten oder Erkenntnisse. Diese (ii) ‚werden erst sichtbar‘, wenn man das sich Ereignende auf der ‚Zeitlinie‘ (mit Hilfe des Gedächtnisses) im zeitlichen (und räumlichen) Kontext sieht, wenn man Häufigkeiten, Wiederholungen, Zusammenhänge ‚bemerken‘ kann, wenn man ‚Einzeldinge‘ als ‚Beispiele‘ (Instanzen) von allgemeinen Mustern (Objekten) erkennen kann, wenn sich aus solchen Zusammenhängen und Mustern weitere allgemeine ‚Strukturen‘ ‚erkennen lassen‘, … kurzum: die einzig ‚wirklichen‘ und ‚wahrheitsfähigen‘ Erkenntnisse finden sich nicht schon in den primären Ereignissen des Alltags, sondern erst und einzig in dem ‚verarbeitenden Denken‘, in den Aktivitäten der individuellen Gehirne, soweit diese in der Lage sind, solche allgemeinen Muster zu erzeugen und damit weiter zu arbeiten.

KLASSISCHE PHILOSOPHIE

7. In der klassischen Philosophie waren dies z.B. Themen der Erkenntnistheorie, der Logik, der Naturbetrachtungen, der Metaphysik/ Ontologie. Hier hat man versucht, das eigene Denken zu ‚belauschen‘ und aus diesen Betrachtungen das ‚Wesentliche‘ vom ‚Unwesentlichen‘ zu unterscheiden. Wirklich ‚große‘ Philosophen wie ein Aristoteles oder ein Avicenna (Ibn Sina) waren sich während ihres Untersuchens der realen Welt immer auch bewusst, dass es in allem Erkennen neben dem sinnlichen Anteil immer auch einen gedanklichen Anteil gibt, und dass es letztlich genau dieser ist, mit dem Erkennen überhaupt beginnt. Unter anderem Kant und Hegel hatten diese Thematik verschärft, aber, anstatt dass wir alle daraus soviel Klarheit ziehen konnten, dass das Denken und das ‚Denken über das Denken‘ immer ‚einfacher‘ würde, ist etwas ganz anderes passiert.

MODERNE LOGIK

8. Mit der Entwicklung der modernen formalen Logik (seit dem Ende des 19.Jahrhunderts) wurde die Logik aus dem allgemeinen Denken herausgelöst und zu einem abstrakten Formalismus weiterentwickelt, dessen Bezug zum konkreten, realen alltäglichen Denken nicht mehr gegeben ist. Zwar führte diese Herauslösung der modernen formalen Logik einerseits zu mehr Freiheiten (z.B. es gibt nicht mehr nur einen Folgerungsbegriff, sondern beliebig viele; es gibt nicht mehr nur ‚wahr’/’falsch‘, sondern unendliche viele Abstufungen von ‚wahr’/’falsch), aber diese Freiheit wurde damit erkauft, dass eine mögliche Beziehung zwischen einem bestimmten Logikkalkül und dem realen Denken in jedem einzelnen Fall erst mühsam hergestellt werden muss und es niemals ganz klar ist, ob und wie dies der Fall ist.

WITTGENSTEIN

9. Leicht zeitversetzt zur Entwicklung der modernen formalen führte Ludwig Wittgenstein im Anschluss an seinen ‚tractatus logico philosophicus‘ mit seinen philosophischen Untersuchungen das gesamte moderne Denken in eine noch größere Freiheit, indem er die scheinbare Unauflöslichkeit von Denken und Sprache als eine quasi kognitive Täuschung entlarvte und mittels zahlloser genialer Beispiele aufzeigte, dass die ‚Bedeutungsinhalte‘, die wir mit unserer Sprache zu transportieren ‚meinen‘, zunächst mal nur die ’subjektiv intendierten‘ Bedeutungsinhalte sind; ob das Gegenüber die ‚gleichen‘ Bedeutungsinhalte aktiviert, wenn wir sprechen, oder ganz andere, das lässt sich immer nur sehr bedingt – wenn überhaupt – feststellen. Auch hier wird die ‚Freiheit‘ damit erkauft, dass der Vollzug eines verstehenden Sprechens an Selbstverständlichkeit – und damit an Leichtigkeit – verliert (was die Feuilletons dieser Welt bislang kaum daran hindert, Wortgewitter über ihre Leser loszulassen, die weniger dem Leser dienen als vielmehr dem Wortruhm des jeweiligen Schreibers).

VEREINSAMTES ALLTAGSDENKEN

10. Diese Neubesinnung auf Logik und die Sprache haben der modernen Wissenschaft zwar entscheidende Voraussetzungen geliefert, um transparent und nachvollziehbar komplexe empirische Theorien zu entwickeln, aber das alltägliche Denken wurde damit quasi sich selbst überlassen. Das Alltagsdenken interessierte plötzlich niemanden mehr …. und wurde damit zum Spielball einer Vielzahl von Interessen, die alle eines gemeinsam haben: Wahrheit spielt nicht nur keine Rolle mehr, sie ist in keiner Weise erwünscht: je weniger klare Regeln umso mehr Freiheit für Manipulation und Verführung.

AUFKLÄRUNG RELIGIONSÜBERGREIFEND

11. In einem sehr bemerkenswerten Leserbrief in der FAZ vom 5.Aug.2014 S.6 macht Heinz Eimer darauf aufmerksam, dass die ‚Aufklärung‘, die zu moderner Wissenschaft und zu demokratischen Staatsbildungen geführt hat, ihre Heimat weder im Christentum noch in irgendeiner anderen Religion hat. Sie ist religionsübergreifend. Angesichts erstarkender fundamentalistischer Tendenzen in den Religionen muss sich ein Staat auf diese seine demokratischen Werte besinnen um sich gegenüber den verschiedenen ‚Vereinnahmungen von Wahrheit‘ konkret und aktiv in Position bringen.
12. Hans Michael Heinig, Professor für öffentliches Recht, Kirchenrecht und Staatskirchenrecht schlägt sich in der FAZ vom 4.Aug.2014 S.6 bei der Frage des Verhältnisses von Aufklärung und Religion zwar nicht auf eine bestimmte Seite, stellt aber fest, dass ‚religiöse Traditionen keinen demokratischen Eigenwert besitzen‘. Nun ja, daraus folgt mindestens, dass die aus der Aufklärung hervorgegangen Demokratien zu ihrer Wesensbestimmung keines Rückgriffs auf eine Religion bedürfen.
13. Und bei Betrachtung der historischen Umstände dürfte die Faktenlage hinreichend stark sein, um zu behaupten, dass Aufklärung und moderne Demokratien nur in schwierigsten Auseinandersetzungen gegen (!) die herrschenden Religionen (organisiert als Kirchen) entstanden sind und sich behaupten konnten. Erst durch sehr klare und massive Abgrenzungen von Religionen gegenüber der allgemeinen Gesellschaft ist Frieden eingekehrt, konnte Wissenschaft sich entfalten, gibt es minimale Menschenrechte.
14. Prof. Heinig diskutiert das Verhältnis von Staat und Religion – im Lichte seiner Profession verständlich – nur aus rechtlicher Sicht und sieht in rechtlicher Sicht in Deutschland die ‚Multikonfessionalität‘ grundsätzlich angelegt. Dass der Islam noch nicht die Gleichbehandlung erfährt wie die traditionellen christlichen Konfessionen führt er im Wesentlichen darauf zurück, dass die islamischen Konfessionen bislang noch nicht so einheitlich organisiert sind wie die christlichen Kirchen. Dies mag stimmen.

JURISTISCHES DENKEN IST ZU WENIG

15. Allerdings zeigt diese rechtliche Betrachtung auch die Grenzen genau solcher rechtlicher Betrachtungen. Juristisch geht es immer nur sehr bedingt um Wahrheit; primär zählt die politisch gesetzte Norm, deren Wirkungskraft zu klären und zu garantieren ist. Ob die politisch gesetzten Normen (Gesetze) ‚wahr‘ sind in einem übergreifenden Sinne, diese Frage kann und will sich das juristische Denken nicht stellen.

RELIGIONEN UND GEWALT

16. Will man aber das ‚Wesen‘ von Religionen und das ‚Wesen‘ moderner demokratischer Gesellschaften verstehen, dann reichen formal-juristische Überlegungen nicht aus; dann muss man sich schon an die ‚Wahrheitsfrage‘ heranwagen. Auf eine sehr spezielle Weise tut dies in einem bemerkenswerten Artikel in der FAZ vom 7.Aug.2014 (S.9) Friedrich Wilhelm Graf unter der Überschrift ‚Mord als Gottesdienst‘. Als emeritierter Professor für Systematische Theologie und Ethik arbeitet er heraus, dass Gewaltbereitschaft und Enthemmung ihren Ursprung genau im Zentrum dessen haben, was die verschiedenen Religionen als ‚Kern ihres Glaubens‘ ansehen.
17. Das Phänomen, dass aus religiösen Gemeinschaften heraus Enthemmungen entstehen können, die zu brutalsten Handlungen führen, ist nach Graf seit den Anfängen der Religionsgeschichte zu beobachten und betrifft alle Religionen ohne Ausnahme: Hinduisten, Buddhisten, Juden, Christen, Muslime, um nur die größten zu nennen.
18. Dort, wo Religionen sich zu Gewalttätigkeiten hinreißen lassen, findet man nach Graf die Aufteilung der Welt in die ’schlechte‘ Gegenwart und die ‚ideale‘ gottgewollte Welt. Aus dieser diagnostizierten Differenz ergibt sich ein religiös motivierter Handlungsdruck, der umso größer ist, als eine solche Differenz von den Gläubigen so behauptet wird. Besteht zusätzlich eine Identifizierung der religiös Handelnden mit der Absolutheit Gottes zustande, wie sie unterschiedlichen Ausmaß immer in Anspruch genommen wurde (bis hin zur Gleichsetzung von menschlichem Akteur und Weisheit und Willen Gottes), dann gewinnt die religiös motivierte Sicht der Welt und das darin gründende Handeln eine Absolutheit, die keinerlei korrigierende Kritik mehr zulässt.
19. Dass religiöse Deutungsmuster, die in Deutschland lange als überwunden galten, in der Gegenwart zu neuer Stärke wiederfinden können (z.B. die vielen sogenannte Glaubenskriege heute) hat – so Graf – auch damit zu tun, dass politische Akteure aller Couleur sich die alten religiösen Symbole, Vorstellungen und Handlungsmuster zu Nutze machen und sie vor ihren eigenen Karren spannen. Direkt zu sagen, dass man persönlich die Macht über Menschen und Regionen in Anspruch nehmen möchte ist weniger erfolgreich, als die Menschen glauben machen, dass es Gottes Wille sei, die anderen zu vertreiben oder zu töten um sich selbst dann in die Position der Macht zu begeben (so diente Religion in der Vergangenheit allerdings immer schon den verschiedenen Herrschern als probates Mittel, um die Loyalität gegenüber der Macht zu fördern).
20. Was allen diesen unterschiedlichen Spielarten religiös motivierter Gewalt gemeinsam ist, das ist nach Graf das völlige Fehlen einer ernsthaften Nachdenklichkeit, von Selbstreflexion, von kritischer Selbstbegrenzung. Stattdessen eine Ganzhingabe unter Inkaufnahme von Tot auf allen Seiten.
21. Abschließend stellt Graf fest, dass wir eigentlich nicht wissen, wie sich solcherart brutalisierte Frömmigkeit zivilisieren lässt.

DIE WAHRHEITSFRAGE BLEIBT NIEMANDEM ERSPART

22. Im Kontext der vorausgehenden Überlegungen legt sich die Frage nahe, inwieweit das neue gesellschaftliche Erstarken von religiösen Bewegungen neben großen sozialen und politischen Spannungen von vielen Regionen unserer Erde nicht auch damit zu tun hat, dass man im Kontext von Religionen (wie Graf auch deutlich feststellt) die ‚Wahrheitsfrage‘ anscheinend ‚tabuisiert‘. Wenn jemand kritische Fragen an eine konkrete Religiosität stellt, wird dies von den religiösen Vertretern überwiegend als Kritik an ‚Gott selbst‘ gedeutet anstatt als Kritik an der Art und Weise, wie bestimmte Menschen mit der Gottesfrage umgehen. Während Aufklärung, moderne Wissenschaft und moderne Demokratien die Möglichkeit eröffnet haben, die Frage nach Gott in ungeahnt neuer Weise, tiefer weitreichender, allgemeiner als je zuvor zu stellen, fürchten die traditionellen Formen von Religion offensichtlich um ihren Einfluss, um ihre Macht und wiegeln jegliche Form von kritischer Reflexion auf die Voraussetzungen von Glauben und Religion einfach ab. Obgleich ‚wahres Denken‘ eine der lautersten Weisen der Annäherung an ‚Gott‘ sein kann, wird ‚wahres Denken‘ im Umfeld von Religionen (ohne Ausnahme!) verbannt, unterbunden, verteufelt. Die europäischen Nationen müssen sich angesichts von islamischen Terrorgruppen zwar an die eigene Nase fassen mit Blick auf die kolonialistischen Greueltaten und konfessionellen Kriegen der Vergangenheit, aber heute, nachdem man mühsam gelernt hat, dass Wahrheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Gesellschaft, Gottesglauben auch ganz anders aussehen kann und mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft auch ganz anders aussehen muss, heute müssen die aufgeklärten Gesellschaften ihre einseitig zu Materialismus verkümmerte Aufklärung wieder neu beleben, ansonsten werden sie an ihrer eigenen Lüge zugrunde gehen. Jeder Augenblick ist eine Herausforderung für eine mögliche Zukunft; so oder so. Leben ist genau dieses: das ‚Gleichgewicht‘ immer wieder neu herstellen und auf immer höheren ‚Wahrheitsniveaus‘ neu finden; es kann keine dauerhafte Einfachheit geben. Genau das ist die schlimmste Form des Unglaubens.

Einen Überblick über alle bisherigen Blogeinträge nach Titeln findet sich HIER.

BAUSTEINE DER ‚UNLOGIK‘ VON GESCHICHTE: Philosophie und Politik, Einzelner und Geschichte, Das Beharrliche an Ungerechtigkeit

DENKEN, KÖRPER, WELT, POLITIK

1. Seit dem letzten Sommer schreibe ich in diesem Blog immer wieder und immer mehr über ‚politische‘ Themen, obgleich ich dies weder geplant hatte noch eigentlich will; die Tagesereignisse wirken jedoch auf das philosophierende Denken wie eine Art ‚Störfeuer‘; ich möchte Strukturen unseres Denkens, unseres Wissens, unseres Handelns weiter klären, aber dann rasen Meldungen durch die Medien von Ereignissen, die Auswirkungen auf viele haben, von Menschen, die Entscheidungen fällen, die ganze Nationen elementar betreffen, und dann ist irgendwie klar, dass das individuelle Denken und der reale Gang der Geschichte nun mal irgendwie zusammenhängen. Das individuelle Denken findet in einer realen Matrix von Gegebenheiten, Handlungen anderer statt, von denen man zwar im Denken bis zu einem gewissen Grad ‚abstrahieren‘ kann, aber trotz denkerischer Abstraktion bestehen diese realen Zusammenhänge. Auch wenn ich im ‚Denkraum‘ abtauche bleibt mein Körper ein realer Moment in realen Prozessen, verlangt er nach Nahrung, hat einen amtlich registrierten Namen, bin ich eine Nummer in einer Verwaltungsmaschinerie, unterliege ich den Spielregeln der aktuell jetzt und hier geltenden Gesetze. Im Denken kann ich ‚anders‘ sein als der Moment, als der Augenblick, als es die realen Situationen vorsehen und erlauben, aber das Denken als Denken verändert nicht notwendigerweise die Realität. Ich kann über Grundprinzipien der Demokratie ’nachdenken‘ und zugleich mit meinem Körper in einer Situation leben, in der Demokratie abgebaut wird, und ich dadurch zu diesem Abbau dadurch mit beitrage, dass mein Körper ’nichts tut‘, was diesen Prozess stoppt.

2. In dem Maße, wie ich meine, das Zusammenspiel von Realität und Denken besser zu verstehen, in dem Maße verliert die Realität ihre ‚Unschuld‘. In dem Maße wie man zu verstehen meint, wie die Prozesse des Alltags nicht ’naturgegeben‘ sind, nicht ‚unabwendbar‘, sondern auch von uns Menschen, von jedem einzelnen von uns, ‚erzeugt‘, in dem Masse wird Denken ‚über‘ diese Realität mehr und mehr zu einem Denken ‚der Realität‘, in der jedes Wort, jede Geste, jedes Handeln ‚bedeutsam‘ wird: wenn ich ’schweige‘ dann ‚rede‘ ich in der Form der Zustimmung; wenn ich rede, dann dann rede ich in Form der realen Interaktion. Dann tritt mein Denken in einem scheinbar ’schwachen‘ aber dennoch ‚realen‘ Dialog mit der Welt, in der mein Körper vorkommt. Es ist aktuell die Welt des Jahres 2014 (andere Kalender haben andere Zahlen).

3. Ich beginne für mich zu realisieren, dass die Zeit des ‚politikfreien‘ Denkens möglicherweise vorbei ist. Ich stelle fest, dass ich nicht mehr so abstrahieren kann wie früher. Ich stelle fest, dass das Denken der großen Entwicklungslinien des Lebens auf der Erde und das Alltagsgeschehen immer mehr verschmilzt. Der atemberaubende kosmologische Prozess dieser unserer Erde als Teil von Sonnensystem, Milchstraße usw. bricht sich in den scheinbar ‚geschichtslosen‘ Aktionen von Milliarden menschlicher Individuen jeden Tag neu, und je mehr man das Wunder des Lebens zu erkennen meint, umso unfassbarer wird die Perspektiv- und Verantwortungslosigkeit, die unser ‚Alltagshandel‘ zu haben scheint.

IMPLIZITES WISSEN UND EXPLIZITES HANDELN

4. Ich sage bewusst ’scheint‘, da nach aktuellem Kenntnisstand fast alles, was die Lebenssituation auf der Erde betrifft und die Strukturen des biologischen Lebens, stattgefunden hat und stattfindet ohne unser Zutun. Allerdings hat die Existenz der menschlichen Lebensform auf dieser Erde seit ein paar Millionen Jahren die Erde im Handlungsbereich eben von uns Menschen zunehmend verändert. Diese Änderungen sind mittlerweile so stark, dass wir drauf und dran sind, wichtige Teilprozesse des Gesamtprozesses so zu stören, dass der Gesamtprozess damit nachhaltig gestört wird.

5. Dennoch, obwohl das beobachtbare Verhalten von uns Menschen große Einwirkungen auf die eigene Lebensumwelt erkennen lässt, und es Menschen, Gruppierungen, größere Organisationen und Firmen gibt, deren Verhalten ‚planvoll‘ wirkt, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass das ‚Planvolle‘ an dem Geschehen letztlich überwiegend wenig reflektiert ist und von individuellen Motiven einzelner angetrieben wird, die in der individuellen Psyche und deren individueller Geschichte wurzeln, und denen jeder Bezug zu einem größeren Ganzen abgeht. Dass ‚kleinwüchsige Männer‘ einen überhöhten Geltungsdrang haben, der viele Völker in einen Strudel von Kriegen und Zerstörung getrieben haben, ist nicht nur ein Klischee, sondern historische Realität. Dass persönliche Eitelkeiten und individuelles Machtstreben gepaart mit allerlei anderen individuellen Bedürfnissen Ländereien, Fabriken, ganze Völker ruiniert haben, ist auch real. Kurzum, das psychologische Format des einzelnen Menschen erscheint immer mehr als unzureichend für die Herausforderungen einer komplexen Massengesellschaft. Während die komplexen Prozesse einer Stadt, einer Region weitreichende vernetzte und rückgekoppelte Denkprozesse verlangen, die von Menschen ausgeführt und unterstützt werden, die in ihrem Denken und Fühlen dazu fähig sind, ist die normale psychologische Ausstattung eines einzelnen Menschen dafür im Normalfall gar nicht ausgelegt.

WENDEPUNKT DER EVOLUTION?

6. Immerhin, der Mensch, zumindest der homo sapiens sapiens, hat ca. 100.000 Jahre mit seiner psychologischen Ausstattung Erstaunliches bewegt und geleistet. Nun aber scheint homo sapiens sapiens sowohl mit seinem psychologischen Format wie auch mit seinen kognitiven Fähigkeiten wie ein Insekt um ein tödliches Licht zu kreisen, das im Fall des homo sapiens sapiens die in jedem Individuum eingebauten zeitlich eng begrenzten Bedürfnisse und Motive sind, die ihn wie ein unsichtbarer Magnet in ihrem Bann halten und letztlich im Alltag bestimmen. Die verschiedenen Religionen (alle, ohne Ausnahme!) haben bislang wenig dazu beigetragen, das Bild des Menschen real so aufzuhellen, dass wir diesem in unseren Genen eingeschriebenem Programm des ‚Handelns auf Kurzsicht, Nahbereich, triebhafter Elementarsteuerung‘ usw. irgendwie entkommen könnten. Letztlich haben sie es mit blumigen Worten und allerlei zufälligem Regelwerk festgeschrieben, den Status Quo zum Selbstzweck erklärt. Am allerschlimmsten, sie haben die ‚Erde‘ und den ‚Himmel‘ geteilt. Das ist die schlimmste Form des Atheismus, die es geben kann.

7. Historisch befindet sich der homo sapiens sapiens an dem bislang ‚höchsten Punkt‘ seiner Entwicklung. Zugleich ist dies eine Art ‚Scheitelpunkt‘ an dem ein nachhaltiger ‚Systemumbau‘ notwendig ist, soll das bislang Erreichte nicht im Desaster enden. Einerseits scheint es, als ob wir genügend Wissen ansammeln konnten, andererseits stecken wir alle in einer ‚unsichtbaren‘ psychologischen ‚Programmhülle‘, die die Gene in unserem Körper und Gehirn angelegt haben, die jeden einzelnen in seinem Bann hält und wie von einer unsichtbaren Macht gezogen täglich zu Gefühlen und Handlungen anregt, die sowohl individuell wie gemeinschaftlich eher ‚destruktiv‘ wirken als ‚konstruktiv‘.

8. Solange der gesellschaftliche Diskurs diese Problematik nicht offen und kompetent adressiert, solange werden wir das bisherige Programm unserer Gene weiter ausführen und damit unsere individuelle wie gemeinschaftliche Zukunft möglicherweise zerstören; nicht, weil wir dies explizit wollen, sondern weil wir implizit, ’nichtbewusst‘, Dinge tun, die unser genetisches Programm uns beständig ‚einflüstert‘, weil sich dieses Programm vor langer Zeit mal bewährt hatte. Moralisieren und die verschiedenen, aus dem Nichtwissen geborenen Religionen, helfen hier nicht weiter. Die Wissenschaft könnte helfen; alle bekannten Gesellschaftssysteme forcieren aber – wenn überhaupt – eine Wissenschaft, die auf kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg programmiert ist, und sich in den fachlichen Details verliert und gerade nicht ein solches Wissen, das Disziplinen übergreifend nach Zusammenhängen sucht und das alltägliche Fühlen und Denken in seiner Gesamtheit im Zusammenhang sieht mit dem zugrunde liegenden genetischen Programm.

WEN FRAGEN ERWACHSENE?

9. Kinder können die Erwachsenen fragen, was sie tun sollen, und sie fragen auch. Wen können die Erwachsenen fragen? Und wenn wir alle gleich wenig wissen, wen fragen wir dann zuerst?
10. Alle Antworten sind im Prinzip schon da. Ich bin auch überzeugt, dass wir die Antworten irgendwann finden werden. Wann? Bei einem historischen Prozess von ca. 13.8 Mrd Jahren kommt es nicht auf ein paar tausend ode ein paar zehntausend oder auch mehr Jahre an. Solange wir als einzelne nicht begreifen (und fühlen), dass wir grundsätzlich Teil dieses größeren Ganzen sind, solange können diese Gedanken ’schrecklich‘ wirken.

SELBSTBEHARRUNG DER UNGERECHTIGKEIT

11. Zum letzten Teil der Überschrift: wenn man sich lange genug die vielen ‚Ungerechtigkeiten‘ in unserer Welt anschaut, so beruhen sie ja allesamt auf dem Schema, dass einige wenige sich ‚Vorteile’/ ‚Privilegien‘ auf Kosten einer Mehrheit herausnehmen. Die Begründungen für diese Privilegien variieren im Laufe der Geschichte (auch dafür musste oft Gott herhalten: ‚göttliche Abstammung‘, ‚gottgewollt‘ …). Letztlich sind alle diese Begründungen nicht viel wert. Wenn das Leben als Ganzen der oberste Wert ist und alle Teile grundsätzlich ‚gleichberechtigt‘, dann können nur solche Lösungen zählen, in denen für die Gesamtheit ein Optimum angestrebt wird. Die Tendenz individuell oder gruppenmäßig Privilegien anzuhäufen, huldigt der Überlebenslogik, dass nur die ‚eigene Gruppe‘ überleben kann und soll und dass alle ‚anderen‘ Feinde sind. Dies ist die implizit kurzsichtige Logik der Gene. Für komplexe Gesellschaften als Teil komplexer Abläufe ist dies, wie sich allenthalben zeigt, kontraproduktiv oder sogar tödlich. Allerdings scheint es so zu sein, dass privilegierte Gruppen von sich aus fast nie ‚freiwillig‘ auf ihre Privilegien verzichten. Änderungen kamen daher immer entweder dadurch, dass die Privilegienbesitzer sich selbst zugrunde gewirtschaftet haben oder weil Unzufriedene sich dieses Schauspiel nicht mehr länger ansehen wollten und versucht haben, sich ihre angestammten Rechte notfalls mit Gewalt zurück zu holen. Revolutionen, Kriege, Terrorismus sind daher immer auch Indikatoren für Ungleichgewichte. Nach erfolgreichen Aufständen wurden dann die ‚Aufrührer‘ selbst zu ‚Privilegierten‘, usw.

RUM-Music

Musik vom 13.Maerz 2014, kann man hören muss man nicht. Eines von vielen experimentellen Stücken.

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GOTT OHNE KIRCHE? Warum es dennoch immer Kirchen geben wird

GOTTUNMITELBAR FÜR JEDEN

Wenn die Überlegungen aus dem letzten Blogeintrag stimmen, dann ist jeder Mensch ‚gottunmittelbar‘, und nicht nur jeder Mensch, sondern jede Lebensform in diesem Universum, letztlich jedes Molekül, jedes Atom, alles.

WORTMARKE ‚GOTT‘

Dabei, das sei nochmals erwähnt, ist das mit der Wortmarke ‚Gott‘ Gemeinte aus sich heraus zunächst nicht klar bestimmt. Wie schon die vielen verschiedenen Namen für Gott in den verschiedenen Sprachen andeuten (‚Gott‘, ‚deus‘, ‚theos‘, ‚Elohim‘, ‚Jhw‘, ‚Allah‘, ….) ist die Wahl der Wortmarke fast ein bischen beliebig (wie bei jeder Wortmarke in einer Sprache), und was die einzelnen Sprecher in ihrer jeweiligen Verwendung dieser Wortmarke damit jeweils ‚meinen‘, das ist zunächst niemals klar. Selbst in einem historisch gewachsenen Interpretationsraum wie dem Christentum (oder dem Judentum, oder dem Islam, oder….) kann es (wie jeder in der Geschichte der Bibelauslegung beispielsweise nachlesen kann) zu tausenderlei verschiedenen Interpretationen des gleichen Textes kommen und jeder kann im Brustton der Überzeugung sagen, ‚meine‘ Interpretation ist ‚richtig‘. Das liegt daran, dass im Falle von Religion/ Glauben der Fluchtpunkt der Bedeutungen irgendwo ‚im Innern eines jeden Menschen‘ liegt, zugleich aber auch in der ‚Menge aller Handlungen‘ bzw. im ‚Gesamt des ganzen Universums‘. Welche speziellen Bezugspunkte hier jemand jeweils wählt, hängt ganz und gar von dem jeweiligen Interpreten ab (ich kenne keine einzige theologische Interpretation, die von Kriterien abhängt, die man ‚hart‘ entscheiden könnte).

NUR EIN EINES

Sofern die verschiedenen Wortmarken ‚Gott‘, … irgendwie auf jene Superwirklichkeit abzielen (sie unterstellen, sie annehmen, sie für möglich halten….), die ‚hinter allem‘ steht, die ‚alles hervorgebracht‘ hat bzw. beständig alles ‚hervorbringt‘, sozusagen der klassische ‚Schöpfer‘ (creator) (hebräisch z.B. ‚barah‘), kann es natürlich nur ‚eine‘ geben. D.h. welche Wortmarke man auch immer benutzen mag, sofern man sie in diesem einen Sinne benutzt, kann man nur das gleiche Eine meinen, nämlich diese schöpferische Superwirklichkeit, aus der wir alle hervorgegangen sind und in deren andauernder Gegenwart wir uns befinden. So viele verschiedene Wortmarken wir auch in den verschiedenen Sprachen generieren mögen (im hebräischen Alten Testament gibt es z.B. mindestens zwei verschiedene: ‚Elhm‘ und ‚Jhw‘), um diese eine Superwirklichkeit zu benennen)(die hebräisch-aramäischen Worte Jesu sind uns nicht überliefert; die griechischen Autoren des Neuen Testaments legen ihm aber Worte in den Mund wie ‚theos‘, ‚pater‘,…), sofern es um die letze, alles umfassende Wirklichkeit geht, kann es (nach heutigem Wissen) nur eine einzige geben.

RELIGIOSITÄT UNIVERSELL?

Die Entwicklung des Universums, unserer Milchstraße, unseres Sonnensystems, unserer Erde, des Lebens auf der Erde — unser aller Lebens — zeigt, dass z.B. alle lebenden Menschen aus den gleichen Vorläuferorganismen hervorgegangen sind und dass entweder niemand einen Kontakt zur allumfassenden Superwirklichkeit hat oder jeder. Das Auftreten von religiösen Verhaltensweisen im Umfeld der Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten zeigt, dass das ‚Wissen‘ um den größeren Zusammenhang quasi ‚in jedem Organismus steckt. Je ‚bewusster‘ ein Organismus sein kann, um so expliziter und ausgeprägter kann sich dieses allem innewohnende Verbundenheit ‚zeigen‘. Und, wie die unzählig vielen Zeugnisse aus allen Kulturen zeigen, berichten so viele Menschen von ‚ihrer Beziehung zu Gott‘. Aufgrund der spezifischen Art und Weise der hier involvierten ’subjektiven Wirklichkeiten‘ ist es natürlich schwer bis unmöglich, diese Aussagen direkt zu vergleichen. Aber als Verhaltensphänomene sind sie manifest.

DAS ANDERE ALS PRINZIP

Im übrigen gilt hier auch das ‚Erfahrungsprinzip‘; zwar nicht so reduziert wie im Falle der empirischen Wissenschaften, wo das Messen genialerweise auf solche Vergleichsprozesse eingeschränkt wurde, die sich unabhängig von den subjektiven Zuständen einer menschlichen Person unter den gleichen Bedingungen reproduzieren lassen müssen, sondern in einem verallgemeinerten Sinne, dass jeder Mensch mit seinem Körper (die Frage ist, wie viele Arten von körperlichen Einschränkungen bleiben ohne Einfluss) subjektiv Erlebniszustände haben kann, die auf unzählbar vielen Faktoren zurückgehen können (Bei der Entschlüsselung dieser Erlebniszustände und deren Verursachung steht die Wissenschaft ganz am Anfang, und beschränkt sich bislang auch weitgehend auf partielle Aspekte des Gehirns). Die wenigen Texte von großem Mystikern, die ich intensiver über Jahre lesen konnte, sind sich darin einig, dass diese eine Superwirklichkeit sich jedem Menschen jederzeit mitteilen kann, wenn diese Superwirklichkeit will (ein Ignatius von Loyola nennt Erlebniszustände dieser Art ’sine causa‘, d.h. zwar verursacht, aber nicht durch die Kausalketten der uns umgebenden körperlichen Welt). Man kann diese Art von Erlebniszuständen ’nicht erzwingen‘ (auch kein Papst, oder Bischof oder welche Art von religiösem Funktionär auch immer). In dieser Unabhängigkeit vom individuellen Wollen zeigt sich eine Art von ‚Andersartigkeit‘, die diese Erlebniszustände mit allen ‚empirischen‘ Phänomenen teilen. Sie sind zwar (zumindest mit den bisherigen Messmethoden) nicht intersubjektv (= empirisch) messbar, aber sie sind nicht beliebig (so wie auch die Funktion unseres Gedächtnisses in unserem Erleben nicht beliebig ist, allerdings unter gewissen Bedingungen in der Regel ‚aktivierbar‘).

ERLEBEN ALS KOMMUNIKATION

Wichtig bei all diesen möglichen subjektiven Erlebniszuständen — so stark sie auch sein mögen — ist, dass man sich klar macht, dass das, was man erlebt, nicht ‚die Superwirklichkeit selbst in ihrem ganzen Umfang‘ ist, sondern nur solche Zustände, über die diese mit dem Individuum ‚kommuniziert‘ (so, wie wir uns mit Schallwellen im Gespräch austauschen und darin uns sehr ’nahe‘ sein können). Durch unsere materiell-energetische Existenz können wir zwar in gewissem Sinne ‚voll‘ mit der Superwirklichkeit verbunden sein, aber diese Aspekte der Vereinigung entziehen sich unserer Sprache, da diese an den Bewusstseinsraum geknüpft ist. Was über diesen hinausgeht, entzieht sich dem direkten Sprechen, mutiert zu Andeutungen, Bildern, die für den, der Ähnliches erlebt hat, vielleicht noch die Ahnung eines möglichen Verstehens hervorrufen kann, aber kein volles, explizites Verstehen. Wittgenstein lässt grüßen.

IM PRINZIP KEINE KIRCHE NOTWENDIG

Für alle diese Dinge braucht niemand strenggenommen eine Kirche. Jeder ist hier frei, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Da aber viele (die meisten? alle?) Menschen — aus welchen Gründen auch immer — sich in der Regel schwer tut, hier einen eigenen Weg zu gehen, gab es — und wird es vermutlich immer wieder geben — Zusammenschlüsse von Menschen zentriert um solche Menschen, die den Eindruck erweckten, sie wüssten, wie das geht. Dass solche ‚Institutionalisierungen‘ von ‚Glauben‘ nicht nur viel Gutes, sondern auch viel Missbrauch hervorgebracht haben (und hervorbringen) ist offensichtlich der spezifischen psychologischen Struktur des Menschen geschuldet. Nicht wenige Menschen sind offensichtlich bereit, Leib, Leben und Geld für den letzten Unsinn zu bezahlen, wenn Sie nur subjektiv das Gefühl haben, sie hätten sich damit ‚in Sicherheit‘ gebracht. Für diejenigen, die davon profitieren, ist offensichtlich die Versuchung der Macht (und aller möglicher weiterer Privilegien) zu groß, um diesem Unsinn gegen zu steuern. Die Fähigkeit von Menschen, Unwahres zu glauben und sich gegen mögliche Kritik zu ‚immunisieren‘, ist beeindruckend, und findet sich in allen Bereichen.

LITERATURHINWEISE

Liste ökumenischer Konzilien: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_%C3%B6kumenischer_Konzilien

Offizieller Schriftbestand in der jüdisch-christlichen Tradition: http://de.wikipedia.org/wiki/Biblischer_Kanon (zuletzt: 16.2.2013)

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