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Philosophische Dialoge mit chatGPT4, heute: PHILOSOPHIE – Rolle der Logik

Letzte Änderung: 9.August 2024

Fragender: Gerd Doeben-Henisch

Kontakt: cagent@cognitiveagent.org

KONTEXT

Dieser Text ist Teil einer Sammlung von philosophischen Dialogen mit chatGPT4.

Zusammenfassung

Am Ende des Dialogs stellt chatGPT4 fest:

Fazit

Das „grandiose Scheitern“ der modernen Logik, wie du es nennst, könnte auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass unser Streben nach Wissen und Verständnis stets unvollendet und in Entwicklung begriffen ist. Die Herausforderung bleibt bestehen, nützliche und bedeutungsvolle Verbindungen zwischen der formalen Logik und der alltäglichen menschlichen Erfahrung zu schaffen und zu erhalten.

DER DIALOG

Hallo, ist es OK, wenn ich dich einfach ‚Chat‘ nenne?

Hallo! Ja, das ist absolut in Ordnung. Wie kann ich dir heute helfen?

Hallo Chat, was fällt Dir zum Thema ‚Philosophie‘ ein?

Philosophie ist ein breites und faszinierendes Feld, das sich mit den grundlegendsten Fragen des Lebens befasst. Hier sind einige Kernthemen, die oft in der Philosophie behandelt werden:

1. **Metaphysik**: Sie beschäftigt sich mit den grundlegenden Strukturen der Realität, wie Existenz, Objekte und ihre Eigenschaften, Raum und Zeit, Ursache und Wirkung, und Möglichkeit.

2. **Erkenntnistheorie**: Diese untersucht die Natur, den Ursprung und die Grenzen des Wissens und der Erkenntnis. Sie fragt zum Beispiel, was Wissen ist und wie wir etwas wissen können.

3. **Ethik**: Ethik erforscht, was richtig und falsch ist, und wie Menschen moralisch leben sollten. Sie umfasst Theorien wie den Utilitarismus, Kantianismus und die Tugendethik.

4. **Logik**: Die Logik ist die Lehre vom korrekten Argumentieren. Sie analysiert, wie aus bestimmten Voraussetzungen logische Schlüsse gezogen werden können.

5. **Ästhetik**: Ästhetik befasst sich mit der Natur der Schönheit und der Kunst sowie der Wahrnehmung von Kunstwerken durch Menschen.

6. **Philosophie des Geistes**: Diese untersucht die Natur des Bewusstseins, die Beziehung zwischen Geist und Körper, und die Phänomene des Denkens, der Wahrnehmung und der Emotionen.

7. **Politische Philosophie und Sozialphilosophie**: Diese Bereiche betrachten die gerechte Organisation der Gesellschaft, die Rechte und Pflichten der Bürger und die ideale Form der Regierung.

Philosophen wie Plato, Aristoteles, Descartes, Kant, Nietzsche und viele andere haben die Art und Weise, wie wir über diese Fragen nachdenken, tiefgreifend beeinflusst. Philosophie ist nicht nur ein akademisches Fach, sondern auch eine Lebensweise, die darauf abzielt, tieferes Verständnis und Klarheit über das eigene Leben und die Welt zu gewinnen.

OK, kannst Du ein wenig mehr erklären, was man sich unter einem „tieferen Verständnis des eigenen Lebens“ vorstellen sollte?

Ein tieferes Verständnis des eigenen Lebens in der Philosophie bezieht sich auf die bewusste Auseinandersetzung mit den Grundfragen der menschlichen Existenz und Erfahrung. Dies umfasst oft folgende Aspekte:

1. **Selbsterkenntnis**: Das Streben nach einem tieferen Verständnis des eigenen Lebens beginnt häufig mit Selbstreflexion. Man stellt sich Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was sind meine wahren Überzeugungen und Werte?“ und „Wie beeinflussen meine Gedanken und Gefühle mein Handeln?“. Dies kann helfen, ein authentischeres und erfüllteres Leben zu führen.

2. **Lebenssinn**: Viele Menschen suchen nach einem übergeordneten Sinn oder Zweck ihres Daseins. Philosophische Überlegungen können dabei helfen, persönliche und universelle Fragen nach dem „Warum“ des Lebens zu erkunden. Dies kann religiöse, spirituelle, ethische oder existentialistische Dimensionen umfassen.

3. **Moralische und ethische Überlegungen**: Ein tieferes Verständnis des eigenen Lebens beinhaltet oft die Betrachtung der eigenen Handlungen und deren moralischer Rechtfertigung. Es geht darum zu verstehen, was es bedeutet, ein gutes Leben zu führen und wie man gegenüber anderen gerecht handelt.

4. **Verständnis der eigenen Stellung in der Welt**: Dies bezieht sich darauf, wie man sich selbst in Beziehung zu anderen Menschen, zur Gesellschaft und zur Umwelt sieht. Es umfasst Fragen der Verantwortung, der Zugehörigkeit und des Beitrags zur Welt.

5. **Umgang mit Leiden und Herausforderungen**: Philosophie kann Werkzeuge bieten, um mit den unvermeidlichen Herausforderungen und Leiden des Lebens umzugehen. Philosophen wie die Stoiker lehren beispielsweise Techniken zur emotionalen Resilienz und zur Bewältigung von Widrigkeiten.

Durch diese tiefgreifende Auseinandersetzung kann man nicht nur ein klareres Bild von sich selbst und seinen Zielen entwickeln, sondern auch effektivere Wege finden, diese Ziele zu verfolgen und mit den unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens umzugehen. Philosophie bietet also nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Lebensweisheit.

OK, wenn Du sagst „Philosophie bietet also nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Lebensweisheit.“, wie muss man sich dann den Zusammenhang zwischen ‚theoretischem Wissen‘ und ‚praktischer Lebensweisheit‘ vorstellen?

Der Zusammenhang zwischen theoretischem Wissen und praktischer Lebensweisheit in der Philosophie ist eng und wechselseitig. Hier sind einige Schlüsselaspekte dieses Zusammenhangs:

1. **Theoretisches Fundament für praktische Anwendungen**: Theoretisches Wissen in der Philosophie bietet oft die Grundlagen, auf denen praktische Lebensweisheiten aufbauen. Zum Beispiel helfen metaphysische Theorien über die Natur des Menschen und der Realität, ethische Überlegungen darüber zu formen, wie wir handeln sollten. Erkenntnistheorie, die sich mit der Natur und den Grenzen des Wissens beschäftigt, kann lehren, wie man Unsicherheiten im Alltag navigiert.

2. **Reflexion und Kritik**: Philosophisches Wissen fördert kritisches Denken und Selbstreflexion. Diese Fähigkeiten sind essenziell, um die eigenen Überzeugungen und Handlungen zu hinterfragen und zu verbessern. Theorie hilft dabei, die eigenen Gedanken und Motivationen zu durchleuchten und zu verstehen, was in praktischen Situationen oft zu klügeren und reflektierteren Entscheidungen führt.

3. **Anleitung zur Lebensgestaltung**: Philosophische Theorien bieten oft Rahmenwerke für die Gestaltung des eigenen Lebens und des Umgangs mit anderen. Zum Beispiel leitet die Ethik konkrete Normen und Werte ab, die im täglichen Handeln umgesetzt werden können. Die praktische Philosophie, insbesondere die Tugendethik, bietet spezifische Anleitungen, wie man Charakterstärken entwickeln und ein erfüllendes Leben führen kann.

4. **Transformation von Perspektiven**: Durch das Studium der Philosophie können Menschen neue Sichtweisen erlangen, die ihre Wahrnehmung der Welt und ihre Interaktionen mit anderen verändern. Dies kann praktisch angewandt werden, um konstruktivere Beziehungen zu pflegen und effektiver auf Herausforderungen zu reagieren.

5. **Bewältigung von Lebensfragen und -krisen**: Philosophische Überlegungen zu Themen wie dem Sinn des Lebens, Freiheit, Verantwortung und dem Umgang mit Leid bieten praktische Strategien und Trost in schwierigen Zeiten. Sie ermöglichen es Individuen, mit existenziellen Fragen umzugehen und Krisen mit einer tieferen Resilienz zu begegnen.

Insgesamt dient theoretisches Wissen in der Philosophie oft als Basis, von der aus man praktische Lebensweisheit entwickeln kann. Es ermöglicht eine tiefere Durchdringung und bewusste Gestaltung des eigenen Lebens, wodurch man befähigter wird, sowohl alltägliche als auch außergewöhnliche Situationen zu meistern.

Verstehe ich das richtig: in der Philosophie dient das ‚theoretische Wissen‘ als Basis, von der aus man z.B. das ‚eigene Leben‘ ‚tiefer durchdringen‘ kann?

Ja, genau! In der Philosophie dient theoretisches Wissen als eine wichtige Grundlage, um das eigene Leben und die Welt um uns herum tiefer zu verstehen und zu durchdringen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, die eigenen Erfahrungen, Handlungen und Entscheidungen auf eine fundierte und reflektierte Weise zu betrachten. Es ermöglicht einem, über den unmittelbaren Horizont des Alltags hinauszuschauen und Fragen nach dem „Warum“ und „Wie“ unseres Daseins zu stellen.

Dieses tiefere Verständnis kann dann in praktische Weisheit umgesetzt werden, indem es hilft, bewusstere und durchdachtere Entscheidungen im Leben zu treffen. Philosophie liefert also nicht nur abstrakte Theorien, sondern auch konkrete Denkwerkzeuge, die im Alltag angewendet werden können, um ein erfüllteres und reflektierteres Leben zu führen.

Hmmh, Was unterscheidet eine ‚fundierte‘ Betrachtung von einer ’nicht fundierten‘ Betrachtung? Und: Woran erkennt man, ob eine Betrachtung ‚reflektiert‘ ist und wann ’nicht reflektiert‘?

Die Unterscheidung zwischen einer „fundierten“ und einer „nicht fundierten“ Betrachtung sowie zwischen einer „reflektierten“ und einer „nicht reflektierten“ Betrachtung ist zentral in der Philosophie und im kritischen Denken. Hier sind einige Merkmale, die diese Unterscheidungen verdeutlichen:

### Fundierte vs. Nicht fundierte Betrachtung

1. **Begründung und Belege**: Eine fundierte Betrachtung stützt sich auf klare, logische Argumente und empirische Belege. Sie zieht verlässliche Quellen heran und bezieht bekannte Fakten und Theorien ein. Eine nicht fundierte Betrachtung hingegen basiert oft auf Annahmen, Meinungen oder spekulativen Ideen ohne solide Beweisführung.

2. **Konsistenz und Kohärenz**: Fundierte Betrachtungen sind in sich stimmig und frei von inneren Widersprüchen. Sie integrieren verschiedene Aspekte eines Themas auf eine logisch konsistente Weise. Nicht fundierte Betrachtungen können hingegen inkonsistent sein und logische Brüche aufweisen.

3. **Tiefe der Analyse**: Fundierte Betrachtungen erforschen ein Thema gründlich und berücksichtigen unterschiedliche Perspektiven und Dimensionen. Sie betrachten auch mögliche Gegenargumente und Komplexitäten. Nicht fundierte Ansätze sind oft oberflächlich und einseitig.

### Reflektierte vs. Nicht reflektierte Betrachtung

1. **Selbstbewusstsein und Kritikfähigkeit**: Eine reflektierte Betrachtung zeigt ein Bewusstsein für die eigenen Voreingenommenheiten und Grenzen des eigenen Wissens. Der Betrachter ist offen für Selbstkritik und bereit, seine Ansichten zu hinterfragen. Eine nicht reflektierte Betrachtung nimmt hingegen oft eine unkritische Haltung ein und hinterfragt eigene Annahmen nicht.

2. **Einbeziehung verschiedener Perspektiven**: Reflektiertes Denken berücksichtigt verschiedene Standpunkte und integriert sie in die eigene Überlegung. Dies fördert ein umfassenderes Verständnis des Themas. Nicht reflektierte Betrachtungen neigen dazu, alternative Perspektiven zu ignorieren oder zu minimieren.

3. **Bewusstsein über den Kontext**: Reflektierte Betrachtungen sind sich des breiteren kulturellen, historischen und sozialen Kontextes bewusst, in dem ein Thema steht. Sie verstehen, dass ihre Sichtweise durch diesen Kontext beeinflusst sein kann. Nicht reflektierte Ansätze übersehen oft diesen Kontext und seine Auswirkungen auf das Verständnis.

Insgesamt lässt sich sagen, dass sowohl fundierte als auch reflektierte Betrachtungen durch eine sorgfältige, gründliche und offene Herangehensweise an Themen gekennzeichnet sind. Sie streben danach, ein tiefes und umfassendes Verständnis zu erlangen und sind bereit, sich selbst und ihre Methoden kritisch zu hinterfragen.

Hallo Chat, Du sagst, dass man eine fundierte Betrachtung u.a. daran erkennt, dass ‚verschiedene Aspekte eines Themas auf eine logisch konsistente Weise‘ integriert werden. Wie kannst Du den Ausdruck ‚logisch konsistente Weise‘ erklären?

Der Ausdruck „logisch konsistente Weise“ bezieht sich auf die Art und Weise, wie Argumente oder Überlegungen so strukturiert werden, dass sie frei von Widersprüchen sind und in Einklang mit den Prinzipien der Logik stehen. Hier sind einige Kernaspekte, die dabei eine Rolle spielen:

1. **Logische Kohärenz**: Alle Teile des Arguments unterstützen sich gegenseitig und stehen nicht im Widerspruch zueinander. Zum Beispiel, wenn Argument A darauf hindeutet, dass X wahr ist, sollte kein anderes Argument in derselben Diskussion die Wahrheit von X ausschließen oder in Frage stellen.

2. **Folgerichtigkeit**: Die Schlussfolgerungen, die aus den Prämissen gezogen werden, müssen logisch aus diesen Prämissen folgen. Das heißt, wenn die Prämissen wahr sind, muss die Schlussfolgerung notwendigerweise wahr sein. Dies folgt den Regeln der deduktiven Logik.

3. **Anwendung von logischen Regeln**: Die Argumentation sollte anerkannte logische Regeln befolgen, wie das Gesetz des ausgeschlossenen Widerspruchs (etwas kann nicht gleichzeitig wahr und falsch sein) und das Gesetz der Identität (etwas ist identisch mit sich selbst).

4. **Klarheit der Begriffe und Definitionen**: Die verwendeten Begriffe sollten klar definiert und konsistent verwendet werden. Eine logisch konsistente Betrachtung vermeidet Mehrdeutigkeiten und Missverständnisse, die aus unklaren oder schwankenden Definitionen resultieren können.

5. **Überprüfung auf logische Fallstricke**: Es ist wichtig, die Argumentation auf logische Fehlschlüsse zu überprüfen, wie z.B. Zirkelschlüsse, falsche Dilemmata, Strohmann-Argumente oder unzulässige Verallgemeinerungen. Eine logisch konsistente Betrachtung vermeidet solche Fehler.

In der Philosophie und in vielen wissenschaftlichen Disziplinen ist die logische Konsistenz entscheidend, da sie die Gültigkeit und Verlässlichkeit von Schlussfolgerungen sicherstellt. Sie ermöglicht es dem Leser oder Hörer, den Gedankengängen zu folgen und die Argumente als stichhaltig anzuerkennen.

Hallo Chat, jetzt habe ich ein Problem: Von welcher Logik sprichst Du gerade? In der ‚klassischen‘ Logik (z.B. Aristoteles) da hatten die Ausdrücke der Logik noch eine ‚Bedeutung‘, die der Alltagssprache entlehnt war, in der ‚modernen‘ Logik (z.B. Frege, Russel, …) hat die Logik aber keine alltagsnahe Bedeutung mehr. Eine Anwendung auf alltägliche Erfahrungen ist nicht definiert. Und schauen wir auf die Untersuchungen des späten Ludwig Wittgensteins: klare Definitionen von Begriffen der Alltagssprache sind eigentlich nicht möglich, oder doch?

Das ist eine sehr gute und wichtige Unterscheidung, die du ansprichst. Die Entwicklung der Logik von der klassischen Logik eines Aristoteles hin zur modernen formalen Logik von Denkern wie Frege und Russell hat tatsächlich zu einem Wandel geführt, wie Logik verstanden und angewendet wird. Diese unterschiedlichen Zugänge zur Logik beeinflussen, wie wir über Argumentation und Bedeutung nachdenken.

### Klassische Logik
In der klassischen Logik, wie sie von Aristoteles formuliert wurde, sind die logischen Formen eng mit der natürlichen Sprache und ihrer Bedeutung verknüpft. Hier ist Logik ein Werkzeug, um korrektes Schließen auf Basis von Alltagsbeobachtungen und -sprache zu strukturieren. Die Begriffe und Schlussfolgerungen sind oft direkt aus der menschlichen Erfahrung abgeleitet und spiegeln eine natürliche Ordnung wider.

### Moderne Logik
Mit Frege und später Russell entwickelte sich die Logik in eine formalere und abstraktere Richtung, die stark von mathematischen Prinzipien beeinflusst ist. In dieser modernen Logik werden Aussagen und Schlussfolgerungen in einem streng formalisierten Rahmen behandelt, der darauf abzielt, Präzision und Widerspruchsfreiheit zu maximieren. Diese Logik entfernt sich von der Bedeutung der Alltagssprache und konzentriert sich mehr auf die Struktur und Form der Argumente.

### Ludwig Wittgenstein
Wittgenstein wiederum kritisierte die Vorstellung, dass die Bedeutung von Begriffen durch starre Definitionen festgelegt werden kann. In seinen späteren Arbeiten betonte er, dass die Bedeutung von Wörtern durch ihren Gebrauch in der Sprache bestimmt wird („Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.“). Dies deutet darauf hin, dass klare, fest umrissene Definitionen oft schwer zu erreichen sind, weil Sprache kontextabhängig und flexibel ist.

### Anwendung in der Praxis
Wenn wir von „logisch konsistenter Weise“ in der alltäglichen Argumentation sprechen, beziehen wir uns oft implizit auf eine Mischung dieser Ansätze. Wir streben nach der Klarheit und Struktur der modernen Logik, aber in einem Rahmen, der die Flexibilität und Kontextabhängigkeit der natürlichen Sprache, wie von Wittgenstein betont, anerkennt. In der praktischen Anwendung versucht man, eine Balance zwischen präziser Argumentation und der Berücksichtigung des sprachlichen und sozialen Kontextes zu finden, in dem diese Argumente stattfinden.

Das Ziel in vielen philosophischen und alltäglichen Diskursen ist es daher, Argumente zu konstruieren, die sowohl logisch schlüssig sind als auch eine Relevanz und Anschlussfähigkeit zur lebensweltlichen Erfahrung der Menschen haben. Das erfordert sowohl ein Verständnis für formale Logikstrukturen als auch ein Gespür für die Nuancen der Sprachverwendung.

Deine Antwort finde ich als Beschreibung des aktuellen Zustands von klassischer und moderner Logik sehr gut. Ja, aktuell erleben wir eine ‚eine Mischung dieser Ansätze‘, aber verbirgt sich in dieser Formulierung nicht gerade ein grandioses Scheitern der modernen Logik? Die ‚Formalismen der modernen Logik‘ sind weitab jeder alltäglichen Realität. Eine offizielle ‚Brücke‘ von diesen Formalismen zur alltäglichen Realität gibt es bislang nicht … oder kennst Du eine?

Deine Beobachtung ist scharfsinnig und trifft einen kritischen Punkt in der Entwicklung der modernen Logik. Die moderne formale Logik hat in der Tat eine gewisse Distanz zur alltäglichen Sprache und Erfahrung entwickelt, was sowohl ihre Stärke als auch ihre Schwäche sein kann.

### Stärken der modernen Logik
Die moderne Logik bietet ein hohes Maß an Präzision und Klarheit, die in der Mathematik, in den Naturwissenschaften und in technischen Anwendungen unverzichtbar ist. Ihre formale Natur ermöglicht es, komplexe Probleme und Argumente zu strukturieren und zu analysieren, frei von den Mehrdeutigkeiten der natürlichen Sprache.

### Grenzen und Herausforderungen
Jedoch, wie du richtig anmerkst, fehlt oft eine direkte und offensichtliche Verbindung zwischen diesen formalen Systemen und der alltäglichen menschlichen Erfahrung. Die moderne Logik arbeitet in einem Rahmen, der so abstrakt ist, dass seine direkte Anwendung auf alltägliche Situationen nicht immer klar oder intuitiv ist. Diese Kluft hat zu der Kritik geführt, dass die moderne Logik in einem „Elfenbeinturm“ sitzt, isoliert von den praktischen Bedürfnissen und Kontexten, in denen Menschen tatsächlich kommunizieren und entscheiden.

### Brücken zwischen formaler Logik und Alltag
Einige Philosophen und Logiker haben versucht, Brücken zwischen der formalen Logik und der alltäglichen Realität zu schlagen. Ein Ansatz ist die Entwicklung von angewandter Logik oder praktischen Logiksystemen, die darauf abzielen, die Werkzeuge der formalen Logik zugänglicher und anwendbarer auf praktische Probleme zu machen. Ein Beispiel dafür ist die Pragmadialektik, ein Rahmenwerk, das entwickelt wurde, um Argumentationsprozesse in realen diskursiven Kontexten zu analysieren und zu bewerten.

Ein weiteres Gebiet, das diese Lücke zu schließen versucht, ist die Informatik, insbesondere in Bereichen wie der künstlichen Intelligenz und der Entscheidungstheorie, wo formale Logiksysteme dazu verwendet werden, maschinelles Lernen, automatisierte Entscheidungsfindung und sogar die Verarbeitung natürlicher Sprache zu unterstützen.

### Wittgenstein und die Alltagssprache
Die philosophischen Untersuchungen Wittgensteins bleiben relevant, indem sie betonen, dass jede Theorie der Bedeutung letztlich auf den tatsächlichen Gebrauch der Sprache in lebensweltlichen Kontexten zurückgeführt werden muss. Diese Perspektive erinnert daran, dass die formale Logik, so nützlich sie auch sein mag, nur ein Werkzeug unter vielen ist und dass die menschliche Kommunikation und das menschliche Denken reicher und komplexer sind, als jede formale Systematisierung einfangen kann.

### Fazit
Das „grandiose Scheitern“ der modernen Logik, wie du es nennst, könnte auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass unser Streben nach Wissen und Verständnis stets unvollendet und in Entwicklung begriffen ist. Die Herausforderung bleibt bestehen, nützliche und bedeutungsvolle Verbindungen zwischen der formalen Logik und der alltäglichen menschlichen Erfahrung zu schaffen und zu erhalten.

Hallo Chat, Danke für das Gespräch.

Gern geschehen! Wenn du noch weitere Fragen hast oder über ein anderes Thema sprechen möchtest, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung. Bis bald!

Kollektive Mensch-Maschine Intelligenz im Kontext nachhaltiger Entwicklung. Brauchen wir ein neues Menschenbild? Vorlesung für AG ENIGMA im Rahmen von U3L der Goethe Universität

Entstehungszeit: 2.Nov 2023 – 6.Jan 2023

Autor: Gerd Doeben-Henisch

Email: gerd@doeben-henisch.de

KONTEXT

Der folgende Text ist die nachträgliche Verschriftlichung einer Vorlesung, die der Autor für die Internet-Arbeitsgruppe ENIGMA [3] der U3L [1,2] der Goethe-Universität Frankfurt am 10.November 2023 gehalten hat. Er stellt eine Weiterentwicklung eines Konferenzbeitrags dar, der bei de Gruyter veröffentlicht wurde: Kollektive Mensch-Maschine-Intelligenz und Text-Generierung. Eine transdisziplinäre Analyse (2023). Man kann auch alle anderen Beiträge (open access) herunterladen.

Der Ankündigungstext lautet:

Kollektive Mensch-Maschine Intelligenz im Kontext
nachhaltiger Entwicklung – Brauchen wir ein neues
Menschenbild?


Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch, Frankfurt University
of Applied Sciences


Die Zeichen der Zeit stehen auf ‚Digitalisierung‘. Schon ist es selbstver-
ständlich, alles, was ‚digital‘ ist, auch mit den Worten ‚smart‘ bzw.‚
intelligent‘ zu verknüpfen. ‚Künstliche Intelligenz‘, ja, natürlich, wer fragt
da noch nach … und wir Menschen, war da nicht was? Gab es nicht
solche Worte wie ‚Geist‘, ‚Rationalität‘, ‚Intelligenz‘ im Umfeld des
Menschen, ‚Wille‘ und ‚Gefühle‘? Ja, es gab eine Zeit, da sahen die
Menschen sich selbst als ‚Krone der Schöpfung‘ … Und jetzt? Eine
Sprachlosigkeit greift um sich; der ‚Schöpfer‘ des Digitalen scheint vor
seinem Werk zu erstarren …

[1] Home u3l: https://www.uni-frankfurt.de/122411224/U3L_Home?

[2] Vorlesungsverzeichnis u3l-WS2023: https://www.uni-frankfurt.de/141923421/programm-ws-2023-24.pdf

[3] Flyer der Vorlesungsreihe WS23/24: https://www.uni-frankfurt.de/144405162.pdf

Zusammenfassung

Die Vorlesung greift zunächst den Kontext der Digitalisierung auf und macht die grundlegenden Strukturen deutlich. Das Eindringen von digitalen Technologien und deren Nutzung im Alltag ist schon jetzt sehr tiefgreifend. Gesellschaftlich spielt die sprachliche Kommunikation für alle Menschen und alle Abläufe eine zentrale Rolle. Literarischen und wissenschaftlichen Kommunikationsformaten kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Am Beispiel der neuen Algorithmen für Text-Generierung (wie z.B. chatGPT) wird mit Bezug auf wissenschaftliche Kommunikationformate gezeigt, wie deutlich begrenzt die algorithmische Text-Generierung noch ist. Für alle drängenden Zukunftsaufgaben kann sie den Menschen aufgrund prinzipieller Grenzen nicht ersetzen. Die weitere Ausgestaltung algorithmischer Technologien muss an diesen gesellschaftlichen Herausforderungen gemessen und entsprechend verbessert werden.

INHALTSVERZEICHNIS

  1. EINLEITUNG
  2. DIGITALISIERUNG
    2.1 DAS INTERNET
    2.2 DIE GESELLSCHAFT
  3. DIGITALISIERUNG – SPRACHTECHNOLOGIEN
  4. GESELLSCHAFT – SPRACHE – LITERATUR
  5. SPRACHE UND BEDEUTUNG
  6. ZÄHMUNG DER BEDEUTUNG – WISSENSCHAFT
  7. EMPIRISCHE THEORIE
  8. WAHRHEIT, PROGNOSE & TEXT-GENERATOREN
  9. Epilog

1. EINLEITUNG

Der Titel dieser Vorlesung repräsentiert letztlich das Forschungsparadigma, innerhalb dessen sich der Autor seit ca. 5-6 Jahren bewegt hat. Das Motiv war — und ist –, die üblicherweise isolierten Themen ‚Kollektives menschliches Verhalten‘, ‚Künstliche Intelligenz‘ sowie ‚Nachhaltige Entwicklung‘ zu einer kohärenten Formel zu vereinigen. Dass dies nicht ohne Folgen für das ‚Menschenbild‘ bleiben würde, so wie wir Menschen uns selbst sehen, klang unausgesprochen immer schon zwischen den Zeilen mit.

Die Integration der beiden Themen ‚kollektives menschliches Verhalten‘ sowie ’nachhaltige Entwicklung‘ konnte der Autor schon im Jahr 2022 vollziehen. Dazu musste der Begriff ‚Nachhaltige Entwicklung‘ re-analysiert werden. Was sowohl im Umfeld des Forschungsprojektes Nachhaltige Intelligenz – intelligente Nachhaltigkeit [1] stattfand wie auch in einer sich über 7 Semester erstreckende multidisziplinären Lehrveranstaltung an der Frankfurt University of Applied Sciences mit dem Titel Citizen Science für Nachhaltige Entwicklung.[2]

Die Integration des Themas Künstliche Intelligenz mit den beiden anderen Themen erwies sich als schwieriger. Dies nicht, weil das Thema künstliche Intelligenz so schwer war, sondern weil sich eine brauchbare Charakterisierung von künstlicher Intelligenz Technologie mit Blick auf die Bedürfnisse einer Gesellschaft als schwer erwies: bezogen auf welche Anforderungen einer Gesellschaft sollte man den Beitrag einer künstlichen Intelligenz gewichten?

Hier kamen zwei Ereignisse zu Hilfe: Im November 2022 stellte die US-Firma openAI eine neue Generation von Text-Generatoren vor [3], was zu einer bis dahin nie gekannten Publikations-Explosion führte: Gefühlt jeder fühlte sich angesprochen, nutzte das Werkzeug, und es gab vielstimmige Meinungsäußerung. In folge davon konnte der Autor sich bei einer Konferenz an der TU-Darmstadt beteiligen mit dem Titel Diskurse disruptiver digitaler Technologien am Beispiel von KI-Textgeneratoren (KI:Text) [4]. Hier wurde aus Sicht von 18 Perspektiven versucht, die mögliche Einsetzbarkeit von Text-Generatoren am Beispiel konkreter Text-Arten zu untersuchen. Diese Konferenz stimulierte den Plan, das Setting Text – chatGPT zu übernehmen und es durch Spezialisierung der Text-Variablen auf Literatur und insbesondere wissenschaftliche Theorien zu konkretisieren. Erste Überlegungen in diese Richtungen finden sich hier. [5]

Im Nachklang zu diesen Überlegungen bot es sich an, diese Gedanken im Vortrag für die Arbeitsgruppe ENIGMA weiter zu präzisieren. Dies ist geschehen und resultierte in diesem Vortrag.

[1] https://zevedi.de/themen/nachhaltige-intelligenz-intelligente-nachhaltigkeit/

[2] Materialien zur 6. und 7.Auflage: https://www.oksimo.org/lehre-2/

[3] Kurze Beschreibung: https://en.wikipedia.org/wiki/ChatGPT

[4] https://zevedi.de/themen/ki-text/

[5] Gerd Doeben-Henisch, 24.Aug 2023, Homo Sapiens: empirische und nachhaltig-empirische Theorien, Emotionen, und Maschinen. Eine Skizze, https://www.cognitiveagent.org/2023/08/24/homo-sapiens-empirische-und-nachhaltig-empirische-theorien-emotionen-und-maschinen-eine-skizze/

2. DIGITALISIERUNG

BILD 1: Überblick zu ‚Digitalisierung einer Gesellschaft‘

Da die ‚Digitalisierung‘ heute gefühlt schon fast alle Bereiche unserer menschlichen Gesellschaft erreicht hat, ist es nicht leicht in dieser Vielfalt einen Standpunkt zu lokalisieren, von dem aus sich sowohl über das Ganze wie auch über einzelne konkrete Themen zu sprechen. [1]

Es bot sich daher an, mit einem vereinfachten Überblick über das Ganze zu starten, so dass eine für alle gleiche Ausgangslage hergestellt werden konnte.

Im Bild 1 kann man den links gelblich-grünen Bereich sehen, der für die Gesellschaft selbst steht, und einen grauen Bereich rechts, der für jene Infrastrukturen steht, die eine Digitalisierung technisch ermöglichen. Beide Bereich sind stark schematisiert.

Die digitale Infrastruktur ist aufgeteilt in ‚Endgeräte‘ und in das eigentliche ‚Internet‘. Letzteres wird unterschieden in den ‚Adressraum‘ und jene Geräte, die über den Adressraum erreicht werden können.

2.1 DAS INTERNET

Kurz wurde auf einige wichtige Eigenschaften des Internets hingewiesen:

  1. Alle beteiligten Geräte setzen sich aus ‚Hardware‘ und ‚Software‘ zusammen. Die Hardware wiederum besteht aus einer Konfiguration von ‚Chips‘, die selbst sehr komplex sind und auch aus Hardware und Software bestehen. Bis zu ca. 80 Firmen können bei der Produktion eines einzelnen Chips beteiligt sein (unter Berücksichtigung der diversen Lieferketten). Die Möglichkeit, dass eine beteiligte Firma ’nicht-intendierte‘ Funktionen in einen Chip einbaut, ohne dass die anderen dies merken, sind prinzipiell gegeben. Die für Chips benötigten speziellen Materialien sind partiell ’selten‘ und nur über einige wenige Staaten beziehbar.
  2. Die ‚Software‘ auf einem Rechner (klein bis groß) zerfällt grob in zwei Typen: (i) jene Software, die die grundlegende Kommunikation mit einer Hardware ermöglicht — das ‚Betriebssystem‘ –, und jene Software, die bestimmte Anwendungen ermöglicht, die mit dem Betriebssystem kommunizieren muss — die Anwendungssoftware, heute auch einfach App genannt –. Betriebssysteme haben heute eine Größe, die vielen Millionen Zeilen Code umfassen. Eine solche Software angemessen auf Dauer zu managen, stellt extreme Anforderungen. Nicht weniger im Fall von Anwendungssoftware.
  3. Sobald Software aktiviert wird, d.h. ein Rechner ändert seine inneren Zustände unter dem Einfluss der Software, wird Energie verbraucht. Der Umfang dieses Energieverbrauchs ist heute noch vielfach extrem hoch.[2]
  4. Ein ‚realer Rechner‘ braucht irgendwo auf diesem Planeten einen ‚realen Ort‘ und gehört eine ‚realen Besitzer‘. Dieser Eigentümer hat prinzipiell den vollen Zugriff auf den Rechner, auf seine Software, auf seine Inhalte. Durch die ‚Gesetze‘ eines Landes, durch ‚Vereinbarungen‘ zwischen Geschäftspartnern kann man den Umgang mit dem Rechner versuchen zu regeln, aber Garantien dafür, dass dann tatsächlich die Prozesse und die Daten ‚geschützt‘ sind, gibt es nicht. Eine von vielen Untersuchungen zur Nutzung von Benutzerdaten konnte am Beispiel von Facebook aufzeigen, dass die Einführung der europäischen Datenschutzverordnung 2021 nahezu keine Wirkung im Bereich der Nutzerdaten von Facebook zeigte. [3,4,5]

[1] Phänomen: Den Wald vor lauter Bäume nicht sehen.

[2] Maximilian Sachse, Das Internet steht unter Strom. KI kann helfen, Emissionen einzusparen — verbraucht aber selbst Unmengen an Energie.FAZ, 31.Okt 2023, S.B3

[3] José González Cabañas, Ángel Cuevas, Aritz Arrate, and Rubén Cuevas. 2020. Does Facebook use sensitive data for advertising purposes? Commun. ACM 64, 1 (January 2021), 62–69. https://doi.org/10.1145/3426361

[4] Eine ausführlichere Analyse der Informationsbeschaffung von Nutzern ohne deren Wissen: Ingo Dachwitz, 08.06.2023, Wie deutsche Firmen am Geschäft mit unseren Daten verdienen. Wenn es um Firmen geht, die pausenlos Daten für Werbezwecke sammeln, denken viele an die USA. Unsere Recherche zeigt, wie tief deutsche Unternehmen inzwischen in das Netzwerk der Datenhändler verwoben sind und dass sie auch heikle Datenkategorien anboten. Beteiligt sind Konzerne wie die Deutsche Telekom und ProSieben Sat1, URL: https://netzpolitik.org/2023/adsquare_theadex_emetriq_werbetracking-wie-deutsche-firmen-am-geschaeft-mit-unseren-daten-verdienen/

[5] Ein aktuelles Beispiel mit Microsoft: Dirk Knop, Ronald Eikenberg, Stefan Wischner, 09.11.2023, Microsoft krallt sich Zugangsdaten: Achtung vor dem neuen Outlook. Das neue kostenlose Outlook ersetzt Mail in Windows, später auch das klassische Outlook. Es schickt geheime Zugangsdaten an Microsoft. c’t Magazin, Heise

2.2 DIE GESELLSCHAFT

Die Charakterisierung der Gesellschaft stellt natürlich auch eine starke Vereinfachung dar. Als wichtige Strukturmerkmale seien hier aber festgehalten:

  1. Es gibt eine Grundverfassung jeder Gesellschaft jenseits von Anarchie die zwischen den beiden Polen ‚Demokratisch‘ und ‚Autokratisch‘ liegt.
  2. Es gibt minimal ‚politische Entscheidungsstrukturen‘, die verantwortlich sind für geltende ‚Gesetze‘ und ‚Normen‘.
  3. Die Schlagader jeder lebendigen Gesellschaft ist aber die ‚Öffentlichkeit durch Kommunikation‘: wenn, dann verbindet Kommunikation die vielen Bürger zu handlungsfähigen Einheiten. Autokratien tendieren dazu, Kommunikation zu ‚instrumentalisieren‘, um die Bürger zu manipulieren. In Demokratien sollte dies nicht der Fall sein. Tatsächlich kann aber die Freiheit einer Demokratie von partikulären Interessen missbraucht werden.[1]
  4. Jeder einzelne Bürger ist als ‚menschlicher Akteur‘ eingewoben in unterschiedliche Kommunikationsbeziehungen, die vielfach durch Einsatz von ‚Medien‘ ermöglicht werden.

[1] Sehr viele interessante Ideen zur Rolle de Öffentlichkeit finden sich in dem Buch Strukturwandel der Öffentlichkeit von Jürgen Habermas, veröffentlicht 1962. Siehe dazu ausführlich den Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Strukturwandel_der_%C3%96ffentlichkeit

[2] Florian Grotz, Wolfgang Schroeder, Anker der Demokratie? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der deutschen Demokratie geleistet. Derzeit steht er im Kreuzfeuer der Kritik. Wie kann er auch künftig seine Ankerfunktion im demokratischen Mediensystem erfüllen? FAZ 13.Nov 2023, S.6, Siehe auch online (beschränkt): https://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/ard-und-zdf-noch-im-dienst-der-demokratie-19309054.html Anmerkung: Die Autoren beschreiben kenntnisreich die historische Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in drei Phasen. Verschiedene Schwierigkeiten und Herausforderungen heute werden hervor gehoben. Der generelle Tenor in allem ist, dass von ’notwendigen Veränderungen‘ gesprochen wird. Diese werden über die Themen ‚Finanzierung, Programm und Kontrolle‘ ein wenig ausgeführt. Dies sind alles sehr pragmatische Aspekte. Wenn es dann im Schlusssatz heißt „Es geht darum, dass der ÖRR auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Dienst der Demokratie spielen kann.“ dann kann man sich als Leser schon fragen, warum ist der ÖRR denn für die Demokratie so wichtig? Finanzen, Programme und Kontrolle sind mögliche pragmatische Teilaspekte, aber eine eigentliche Argumentation ist nicht zu erkennen. Mit Blick auf die Gegenwart, in welcher die ‚Öffentlichkeit‘ in eine Vielzahl von ‚Medienräumen‘ zerfällt, die von unterschiedlichen ‚Narrativen‘ beherrscht werden, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen und die ein von einer echten Mehrheit getragenes politisches Handeln unmöglich erscheinen lassen, sind Finanzen, Kontrollen, formale Programmvielfalt nicht unbedingt wichtige konstruktive Kriterien. Der zusätzlich verheerende Einfluss neuer bedeutungsfreier Texte-generierende Technologien wird mit den genannten pragmatischen Kriterien nicht einmal ansatzweise erfasst.

3. DIGITALISIERUNG – SPRACHTECHNOLOGIEN

BILD 2 : Das Enstehen von Sprachtechnologien zur Unterstützung im Umgang mit Sprache

Dem ‚Weltereignis‘ Text-Generatoren im November 2022 gingen viele andere Sprachtechnologien voraus. So unterscheidet man grob:

  1. TTS, T2S , Text-to-Speech, Speechsynthesis: Erste Systeme, die geschriebenen Text in gesprochene Sprache umsetzen konnten. Ab 1968 [1]
  2. S2T, STT , Speech-to-Text: Spracherkennungssysteme, die gesprochene Sprache in geschriebenen Text verwandelt konnten. Ab 1952 [2]
  3. TRANSL , Maschineller Übersetzer: Programme, die von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache übersetzen können. Ab 1975. [3]
  4. DIAL , Dialogsysteme: Programme, die mit Menschen Dialoge führen können, um bestimmte Aufgaben zu unterstützen. Ab 1960iger Jahre. [4]
  5. C2T , Command-to-Text: Programme, die anhand von Aufforderungen Texte mit bestimmten Eigenschaften generieren können. Prominent ab November 2022. [5]

Mittlerweile gibt es noch eine Vielzahl anderer Werkzeuge, die im Rahmen der Computerlinguistik zur Arbeit mit Texten angeboten werden.[6]

Diese Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung unserer Welt sich auch immer mehr unserer sprachlichen Kommunikation bemächtigt. Vielfach werden diese Werkzeuge als Hilfe, als Unterstützung wahrgenommen, um die menschliche Sprachproduktion besser verstehen und im Vollzug besser unterstützen zu können.

Im Fall der neuen befehlsorientierten Text-Generatoren, die aufgrund interner Datenbanken komplexe Texte generieren können, die für einen Leser ‚wie normale Texte von Menschen‘ daher kommen, wird der Raum der sprachlichen Kommunikation erstmalig von ’nicht-menschlichen‘ Akteuren durchdrungen, die eine stillschweigende Voraussetzung außer Kraft setzen, die bislang immer galt: es gibt plötzlich Autoren, die keine Menschen mehr sind. Dies führt zunehmend zu ernsthaften Irritationen im sprachlichen Diskursraum. Menschliche Autoren geraten in eine ernsthafte Krise: sind wir noch wichtig? Werden wir noch gebraucht? Ist ‚Menschsein‘ mit einem Schlag ‚entwertet‘?

[1] Erste Einführung hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Speech_synthesis

[2] Erste Einführung hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Speech_recognition

[3] Erste Einführung hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Machine_translation

[4] Erste Einführung hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Dialogue_system

[5] Erste Einführung hier: https://en.wikipedia.org/wiki/ChatGPT

[6] Für eine erste Einführung siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Computerlinguistik

4. GESELLSCHAFT – SPRACHE – LITERATUR

BILD 3 : Sprachtechnologien und Literatur

Das Auftreten der neuen Werkzeuge zur Text-Generierung stiftet eine anhaltende Unruhe im Lager der Schriftsteller, der Autoren und der Literaturwissenschaftler.

Ein beeindruckendes Beispiel ist die Analyse von Hannes Bajohr (2022).[1] Er spielt die Varianten durch, was passiert, wenn … Was passiert, wenn sich die Produktion von literarischen Texten mit Text-Generatoren durchsetzt? Wenn es zum Standard wird, dass immer mehr Texte, ganze Romane mit Text-Generatoren erzeugt werden? Und dies sind keine bloßen Träume, sondern solche Texte werden schon produziert; Bajohr selbst hat einen Roman unter Zuhilfenahme eines Text-Generators verfasst.[2]

Eine andere junge Autorin und Kulturwissenschaftlerin, die sich intensiv mit dem neuen Wechselverhältnis von Literatur, digitaler Welt und Text-Generatoren auseinander setzt ist Jenifer Becker.[3] Ihr Debüt-Roman ist aber noch ein Roman ohne Einsatz von künstlichen Texterzeugern. In ihrem Roman spricht sie noch ’selbst‘ als ‚menschliche Autorin‘ und wir damit potentiell zu einer Gesprächspartnerin für ihre Leser: der Andere als potentielles Ich, wobei das ‚eigentliche Ich‘ sich Spiegel des Textes in spannungsvoller Differenz erleben kann.

Angesichts einer digitalisierten Welt, die mehr und mehr zu einer ‚Ereigniswelt‘ wird, in der das ‚Verweilen‘, das ‚Verstehen‘ sich immer mehr abschwächt, verstummt, verliert auch das Individuum seine eigene Kraft und beginnt sich ‚hohl‘ anzufühlen, wo es doch gar nicht hohl ist, nicht hohl sein muss.

Hier setzt die Rede zur Nobelpreisverleihung 2018 für Literatur der polnischen Laureatin Olga Tokarczuk ein. Sie beschreibt als das Wunderbare von Literatur gerade diese einzigartige Fähigkeit von uns Menschen, dass wir mittels Sprache von unserem Innern berichten können, von unserer individuellen Art des Erlebens von Welt, von Zusammenhängen, die wir in dem Vielerlei des Alltags entdecken können, von Prozessen, Gefühlen, von Sinn und Unsinn. [4]

In dieser Eigenschaft ist Literatur durch nichts ersetzbar, bildet Literatur den ‚inneren Herzschlag‘ des Menschlichen auf diesem Planeten.

Aber, und dies sollte uns aufhorchen lassen, dieser wunderbarer Schatz von literarischen Texten wird bedroht durch den Virus der vollständigen Nivellierung, ja geradezu eine vollständigen Auslöschung. Text-Generatoren haben zwar keinerlei Wahrheit, keinerlei realen Bindungen an eine reale Welt, an reale Menschen, keinerlei wirkliche Bedeutung, aber in der Produktion von Texten (und gesprochener Rede) ohne Wahrheit sind sie vollständig frei. Durch ihre hohe Geschwindigkeit der Produktion können sie alle ‚menschliche Literatur‘ in der Masse des Bedeutungslosen aufsaugen, unsichtbar machen, nihilieren.

[1] Hannes Bajohr, 2022, Artifizielle und postartifizielle Texte. Über Literatur und Künstliche Intelligenz. Walter-Höllerer-Vorlesung 2022, 8.Dez. 2022, Technische Universität Berlin , URL: https://hannesbajohr.de/wp-content/uploads/2022/12/Hoellerer-Vorlesung-2022.pdf, Den Hinweis auf diesen Artikel erhielt ich von Jennifer Becker.

[2] Siehe dazu Bajohr selbst: https://hannesbajohr.de/

[3] Jenifer Becker, Zeiten der Langeweile, Hanser, Berlin, 2023. Dazu Besprechung in der Frankfurter Rundschau, 30.8.23, Lisa Berins, Die große Offline-Lüge, https://www.fr.de/kultur/literatur/zeiten-der-langeweile-von-jenifer-beckerdie-grosse-offline-luege-92490183.html

[4] Olga Tokarczuk, 2018, The Tender Narrator, in: Nobel Lecture by Olga Tokarczuk, 2018, Svenska Akademien, URL: https://www.nobelprize.org/uploads/2019/12/tokarczuk-lecture-english-2.pdf

5. SPRACHE UND BEDEUTUNG

BILD 4 : Sprache und Bedeutung

Am Beispiel der ‚menschlichen Literatur‘ klang eben schon an, welch fundamentale Rolle die ‚Bedeutung von Sprache‘ spielt und dass wir Menschen über solch eine Fähigkeit verfügen. Im Schaubild 4 wird veranschaulicht, was es bedeutet, dass Menschen im Alltag scheinbar mühelos Aussagen erzeugen können, die als ‚aktuell zutreffend’/ ‚wahr‘ untereinander akzeptiert werden oder als ‚aktuell nicht zutreffend’/ ‚falsch‘ oder als ‚aktuell unbestimmt‘. Wenn ein konkreter empirischer Sachverhalt gegeben ist (der Hund von Ani, das rote Auto vom Nachbarn Müller, die Butter auf dem Frühstückstisch, …), dann ist eine Einigung zwischen Menschen mit der gleichen Sprache immer möglich.

Was man sich dabei selten bewusst macht ist, welch starke Voraussetzung ‚in einem Menschen‘ gegeben sein müssen, damit er über diese Fähigkeit so leicht verfügen kann.

Die ‚Box‘ im rechten Teil des Diagramms repräsentiert auf einem starken Abstraktionsniveau die wichtigsten Komponenten, über die ein Mensch in seinen inneren Verarbeitungsstrukturen verfügen können muss, damit er mit anderen so sprechen kann. Die Grundannahmen sind folgende:

  1. Eine Außenwahrnehmung der umgebenden (empirischen) Welt.
  2. Alles was wahrgenommen werden kann kann auch in ‚Elemente des Wissens‘ verwandelt werden.
  3. Eine Sonderrolle nimmt die Repräsentation von Elementen der Sprachstruktur ein.
  4. Zwischen den Elementen des Wissens und den Ausdruckselementen kann ein Mensch eine dynamische Abbildungsbeziehung (Bedeutungsbeziehung) aufbauen (Lernen), so dass Wissenselemente auf Ausdruckselemente verweisen und Ausdruckselemente auf Wissenselemente.
  5. Aus Sicht der Ausdruckselemente bildet jenes Wissen, das über eine Abbildung verbunden wird, die ‚Bedeutung‘ der Ausdruckselemente.
  6. Innerhalb des Wissens gibt es zahlreiche unterschiedliche Formen von Wissen: aktuelles Wissen, erinnerbares Wissen, Veränderungswissen, Ziele, und prognostisches Wissen.
  7. Und vieles mehr

Neben Aussagen, die ‚aktuell wahr‘ sein können, verfügt der Mensch aber auch über die Möglichkeit, vielfache Wiederholungen als ‚wahr‘ anzusehen, wenn sie sich immer wider als ‚aktuell wahr‘ erweisen. Dies verweist auf mögliche weitere Formen von möglichen abgeleiteten Wahrheiten, die man vielleicht unter dem Oberbegriff ’strukturelle Wahrheit‘ versammeln könnte.

6. ZÄHMUNG DER BEDEUTUNG – WISSENSCHAFT

BILD 5 : Wissenschaft als Ergänzung von Literatur

Die Ur-Funktion von Literatur, das Gespräch zwischen dem Inneren der Menschen über ihre Welt- und Selbsterfahrung sprechen zu können, indem nicht nur die ‚Oberfläche der Dinge‘, sondern auch die ‚Tiefenstruktur der Phänomene‘ ins Wort kommen können, ist unersetzbar, aber sie leidet im Alltag an der strukturellen Schwäche des möglichen ‚Nicht-Verstehens‘ oder ‚Falsch-Verstehens‘. Während sich über die Dinge des alltäglichen Lebens leicht Einigkeit erzielen lässt, was jeweils gemeint ist, ist das ‚Innere‘ des Menschen eine echte ‚Terra Incognita‘, ein ‚unbekanntes Land‘. In dem Maße, wie wir Menschen im Innern ‚ähnlich‘ erleben und empfinden, kann das Verstehen von ‚Bedeutungen‘ noch ansatzweise gelingen, da wir Menschen aufgrund unserer Körperstrukturen in vielen Dingen ähnliche Erleben, Fühlen, Erinnern und Denken. Aber je spezifischer etwas in unserem Inneren ist, je ‚abstrakter‘ eine Bedeutung wird, umso schwieriger wird die Erfassung einer Rede durch andere. Dies führt dann unabwendbar zum Falsch- oder gar Nicht-Verstehen.

In dem Maße wie wir Menschen aber auf eine ‚tragfähige Erklärung von Welt‘ angewiesen sind, um ‚gemeinsam‘ das ‚Richtige‘ zu tun, in dem Maße wird unsere normale sprachliche Kommunikation, wird Literatur überfordert. Sie will vielleicht, aber sie kann aus sich heraus eine solche Eindeutigkeit nicht ohne weiteres herstellen. Ihre Stärke kann und wird in diesen Bereich zu einer Schwäche.

Vor dem Hintergrund des ‚Überlebens auf dem Planeten‘, des ‚Überlebens im Alltag‘ bildet die Notwendigkeit von ‚wahren Texten‘, die zudem ‚belastbare Prognosen‘ erlauben, eine Kernforderung, die möglicherweise nur eine Teilmenge jener Bedeutungsräume erlaubt, über die Literatur verfügen kann. Aber diese ‚wahren und belastbaren Teilräume‘ bilden jenen ‚harten Boden‘, auf denen sich Menschen quer über alle Kontinente und im Bereich aller Sprachen gründen können.

Diese Art von Texten, deren Existenz von gemeinsamen nachprüfbaren ‚wahren Sachverhalten und Prognosen‘ abhängt, entstand in der Geschichte der Menschheit unter dem Namen ‚empirische Wissenschaft‘ sehr spät.[1] Nach anfänglichen Mühen entwickelte sie sich dann rasant weiter und ist heute zum Standard für nachweisbar wahre und prognosefähige Texte geworden.

Die heutige weltweite Verbreitung von ‚Wissenschaft‘ ist ihr selbst aber mittlerweile zum Problem geworden. Der klare Kern dieser Textform erscheint in der öffentlichen Verwendung der Charakterisierung von ‚Wissenschaft‘ seltsam vage. Der Begriff einer ‚empirischen Theorie‘ ist geradezu verschwunden. Die großen Enzyklopädien dieser Welt kennen diesen Begriff nicht mehr.

Dazu kommt die ‚Altlast‘ der modernen Wissenschaft, dass sie sich schnell zu einer Veranstaltung von ‚Spezialisten‘ entwickelt hat, die ihre ‚eigene Fachsprache‘ sprechen, die zudem vielfach teilweise oder ganz mit ‚mathematischer Sprache‘ arbeiten. Diese führt zunehmend zu einer Ausgrenzung aller anderen Bürger; das ‚Verstehen von Wissenschaft‘ wird für die meisten Menschen zu einer ‚Glaubenssache‘, wo doch Wissenschaft gerade angetreten war, um die ‚Autorität des bloßen Glaubens‘ zu überwinden.

Desweiteren haben wir in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr gelernt, was es heißt, den Aspekt ‚Nachhaltiger Entwicklung‘ zu berücksichtigen. Eine Grundbotschaft besteht darin, dass alle Menschen einbezogen werden müssen, um die Entwicklung nicht von einzelnen, kleinen — meist mächtigen — Gruppen dominieren zu lassen. Und von de Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten [3] wissen wir, dass das Leben — von dem wir als Menschen ein kleiner Teil sind — in den zurück liegenden ca. 3.5 Milliarden Jahren nur überleben konnten, weil es nicht nur das ‚Alte, Bekannte‘ einfach wiederholt hat, sondern auch immer ‚aus sich echtes Neues‘ heraus gesetzt hat, Neues, von dem man zum Zeitpunkt des Hervorbringens nicht wusste, ob es für die Zukunft brauchbar sein wird.[3,4]

Dies regt dazu an, den Begriff der ‚empirischen Theorie‘ zu aktualisieren und ihn sogar zum Begriff einer ’nachhaltigen empirischen Theorie‘ zu erweitern.

[1] Wenn man als Orientierungspunkt für den Beginn der neuzeitlichen wahrheitsfähigen und prognosefähigen Texte Galileo Galilei (1564 – 1641) und Johannes Kepler ()1571 – 1630) nimmt , dann beginnt der Auftritt dieser Textform im 17./18. Jahrhundert. Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei und hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler

[2] UN. Secretary-General; World Commission on Environment and Development, 1987, Report of the World Commission on Environment and Development : note / by the Secretary General., https://digitallibrary.un.org/record/139811 (accessed: July 20, 2022) (In einem besser lesbaren Format: https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) Anmerkung: Gro Harlem Brundtland (ehemalige Ministerpräsidentin von Norwegen) war die Koordinatorin von diesem Report. 1983 erhielt sie den Auftrag vom Generalsekretär der UN einen solchen Report zu erstellen, 1986 wurde er übergeben und 1987 veröffentlicht. Dieser Text enthält die grundlegenden Ideen für alle weiteren UN-Texte.

Zitat aus dem Vorwort: The fact that we all became wiser, learnt to look across cultural and historical barriers, was essential. There were moments of deep concern and potential crisis, moments of gratitude and achievement, moments of success in building a common analysis and perspective. The result is clearly more global, more realistic, more forward looking than any one of us alone could have created. We joined the Commission with different views and perspectives, different values and beliefs, and very different experiences and insights. After these three years of working together, travelling, listening, and discussing, we present a unanimous report.“ und „Unless we are able to translate our words into a language that can reach the minds and hearts of people young and old, we shall not be able to undertake the extensive social changes needed to correct the course of development.

[3] Gerd Doeben-Henisch, 2016, Sind Visionen nutzlos?, URL: https://www.cognitiveagent.org/2016/10/22/sind-visionen-nutzlos/

[4] Zum Begriff der Evolution siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Evolution und hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Evolution

7. EMPIRISCHE UND NACHHALTIG EMPIRISCHE THEORIE

BILD 6 : Aktualisierter Begriff von ‚Empirischer Theorie (ET)‘ und ‚Nachhaltiger Empirischer Theorie (NET)‘

Zum ‚aktualisierten Begriff‘ einer empirischen und einer nachhaltig empirischen Theorie gehören die folgenden Elemente:

  1. Die Gruppe der ‚Theorie-Autoren‘ besteht prinzipiell aus allen Menschen, die in ihrer Alltagssprache kommunizieren. Dies ermöglicht von Anfang an maximale Diversität.
  2. Der engere Begriff der ‚Empirischen Theorie‘ umfasst die Elemente ‚IST-Zustand‘, ‚Veränderungs-Wissen‘ sowie einen ‚Folgerungsbegriff‘ in Form eines Wissens, wie man Veränderungswissen auf einen gegebenen Zustand anwendet.
  3. Das ‚Ergebnis einer Folgerung‘ ist ein ’neuer Folge-Zustand‘.
  4. Lässt sich eine Folgerung mehrfach vollziehen dann ensteht eine ‚Folge von Folgezuständen‘, die man heute auch als ‚Simulation‘ bezeichnen kann.

Der IST-Zustand umfasst eine Menge von Ausdrücken einer gewählten Alltagssprache, die so beschaffen sind, dass alle beteiligten Theorie-Autoren sich darüber einigen können, dass diese Ausdrücke unter den angenommenen Bedingungen ‚zutreffen‘, d.h. ‚wahr‘ sind.

Das Veränderungs-Wissen umfasst eine Menge von Ausdrücken, die Veränderungsprozesse beschreiben, die sich ebenfalls unter angegebenen Bedingungen von jedem überprüfen lassen.

Der Folgerungsbegriff ist ein Text, der eine Handlungsbeschreibung umfasst, die beschreibt, wie man eine Veränderungsbeschreibung auf eine gegebene IST-Beschreibung so anwendet, dass daraus ein neuer Text entsteht, der die Veränderung im Text enthält.

Eine empirische Theorie ermöglicht die Erzeugung von Texten, die mögliche Zustände in einer möglichen Zukunft beschreiben. Dies kann mehr als eine Option umfassen.

Im Alltag der Menschen reicht ein bloßes Wissen um ‚Optionen‘ aber nicht aus. Im Alltag müssen wir uns beständig Entscheiden, was wir tun wollen. Für diese Entscheidungen gibt es keine zusätzliche Theorie: für einen menschlichen Entscheidungsprozess ist es bis heute mehr oder weniger ungeklärt, wie er zustande kommt. Es gibt allerdings viele ‚Teil-Theorien‘ und noch mehr ‚Vermutungen‘.

Damit diese ’nicht-rationale Komponente‘ unseres alltäglichen Lebens nicht ‚unsichtbar‘ bleibt, wird hier der Begriff einer nachhaltigen empirischen Theorie vorgeschlagen, in dem zusätzlich zur empirischen Theorie eine Liste von Zielen angenommen wird, die von allen Beteiligten aufgestellt wird. Ob diese Ziele ‚gute‘ Ziele sind, kann man erst wissen, wenn sie sich ‚im weiteren Verlauf‘ ‚bewähren‘ oder eben nicht. Explizite Ziele ermöglichen daher einen ‚gerichteten Lernprozess‘. Explitit formulierte Ziele ermöglichen darüber hinaus eine kontinuierliche Kontrolle, wie sich der aktuelle Handlungsprozess mit Blick auf ein Ziel verhält.

Für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung sind nachhaltige empirische Theorien eine unverzichtbare Voraussetzung.

8. WAHRHEIT, PROGNOSE & TEXT-GENERATOREN

BILD 7 : Die potentielle Rolle von Text-Generatoren der Machart 2023 innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses

Für die Bewertung, welche Rolle Textgeneratoren aus dem Jahr 2023 innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses spielen können, kann man ein Gedankenexperiment (und dann natürlich auch real) durchführen, welche der Anforderungen eines wissenschaftlichen Diskurses, die zuvor erläutert worden sind, von einem Text-Generator erfüllt werden können. Das Bild Nr.7 ist eigentlich selbst-erklärend.

Das zentrale Argument besteht darin, dass Text-Generatoren des Jahrgangs 2023 über keinerlei Wissen verfügen, wie es der Mensch besitzt, nahezu keine Wahrnehmung (außer Texteingaben oder Spracheingaben) haben, und dementsprechend auch über keine Bedeutungsfunktion verfügen. Die Unfähigkeit zu ‚wahren Aussagen‘ oder auch der Fähigkeit, entscheiden zu können, ob etwas ‚wahr‘ ist oder nicht, fehlt ebenfalls vollständig.[1]

[1] Ron Brachman, Hector Levesque, Dieser KI können wir nicht trauen, Es gibt ein grundlegendes Problem in der Entwicklung der gegenwärtig angesagten KI-Systeme. Hier kommt ein Vorschlag, wie es besser geht. FAZ, Mo 13.Nov 2023, S.19 . Online (beschränkt) auch hier: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/chatgpt-co-dieser-ki-koennen-wir-nicht-trauen-19308979.html, Anmerkung 1: Die beiden Autoren nehmen den Boom um chatGPT zum Anlass, vor der gesamten Künstlichen Intelligenz (KI) zu warnen. Sie fokussieren ihre Kritik auf einen Punkt: „Der aktuellen KI-Technologie kann man nicht trauen. … Obwohl sie auf der Grundlage riesiger Datenmengen trainiert werden … machen moderne KI-Systeme bizarre, dumme Fehler. Unvorhersehbare, unmenschliche Fehler.“ Und weiter: „Wir wissen nicht, wann diese Systeme das Richtige tun und wann sie versagen.“ Sie führen im weiteren Verlauf noch aus, dass die aktuelle Architektur dieser Systeme es nicht zulässt, heraus zu finden, was genau die Gründe sind, warum sie entweder richtig oder falsch urteilen. Mit Blick auf den Alltag diagnostizieren sie bei uns Menschen einen ‚gesunden Menschenverstand‘, ein Prototyp von ‚Rationalität‘, und diesen sehen sie bei den KI-Systemen nicht. Sie beschreiben viele Eigenschaften, wie Menschen im Alltag lernen (z.B. mit ‚Überzeugungen‘, ‚Zielen‘ arbeiten, mit ‚Konzepten‘ und ‚Regeln‘, mit ‚echten Fakten‘, …), und stellen fest, dass KI-Systeme für uns erst wirklich nützlich werden, wenn sie über diese Fähigkeiten nachvollziehbar verfügen. Anmerkung 2: Die Autoren sprechen es nicht explizit aus, aber implizit ist klar, dass sie die neuen Text-Generatoren wie chatGPT & Co zu jener KI-Technologie rechnen, die sie in ihrem Beitrag charakterisieren und kritisieren. Wichtig ist, dass Sie in ihrer Kritik Kriterien benutzen, die alltäglich vage sind (‚gesunder Menschenverstand‘), allerdings angereichert mit vielen Alltagsbeispielen. Letztlich machen ihre kritischen Überlegungen aber deutlich, dass es angesichts der neuen KI-Technologien an geeigneten und erprobten Meta-Modellen (‚transdisziplinär‘, ‚wissenschaftsphilosophisch‘, …) mangelt. Man ’spürt‘ ein Ungenügen mit dieser neuen KI-Technologie, kann auch viele Alltagsbeispiele aufzählen, aber es fehlt an einem klaren theoretischen Konzept. Ein solches scheint aber momentan niemand zu haben ….

9. Epilog

Diese Kurzfassung meines Vortags vom 10.November 2023 ist gedacht als ‚Basis‘ für die Erstellung eines umfassenderen Textes, in dem alle diese Gedanken weiter ausgeführt werden, dazu auch mit viel mehr Literatur und vielen realen Beispielen.

DER AUTOR

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