Archiv der Kategorie: Buchbesprechung

Wie schreiben – Formate?

(Letzte Änderung: 24.Mai 2023, 08:32h)

KONTEXT

Dieser Blog steht unter dem Generalthema ‚Auf der Suche nach dem neuen Menschenbild‘.

OFFENER PROZESS – Mutig sein

Da ein ‚Suchprozess‘ seiner Natur nach ‚offen‘ ist — man weiß ja noch nicht genau ‚was‘ man sucht und meist auch nicht, ‚wie‘ man am besten sucht — ist es schwierig, sich auf bestimmte Formate einzulassen. Es gibt viele mögliche Formate und jedes bringt seine eigene ‚Erzähllogik‘ mit sich.

Generell klar ist nur, dass das ‚übergreifende Format‘ das sein soll, was man pauschal einen ‚Blog‘ nennt: die fortlaufende Dokumentation eines Erkenntnisprozesses, in dem sich punktuelle Sichten eines Autors wider spiegeln, die sich gegenseitig kommentieren können, um unterschiedliche Sichten und deren mögliche Zusammenhänge sprachlich faßbar zu machen. Möglicherweise bleiben die ‚Einträge‘ in solchen Blogs (auch ‚posts‘ genannt) ‚erratisch‘, ‚unverständlich‘, unverbunden, oder sie lassen erste mögliche ‚Zusammenhänge‘ durchschimmern, womöglich einen ‚Sinn‘, eine ‚Perspektive‘, wodurch der Eindruck entsteht, jetzt ‚verstehe man mehr‘.

Ob ein Leser solcher Texte dies auch so erlebt steht auf einem ganz anderen Blatt. Jeder Mensch verkörpert zunächst mal seinen eigenen ‚individuellen Kosmos‘, mehr oder weniger komplex, mehr oder weniger verstehbar, und ob die sprachlichen Ausdrücke des einen mit den sprachlichen Ausdrücken des anderen irgendeinen Zusammenhang aufblitzen lassen ist generell offen. ‚Tatsächliches Verstehen‘ ist immer ein Geschenk, ist immer ein Abenteuer, ist immer nur ’näherungsweise‘, ist immer ‚experimentell‘: meint der andere tatsächliche das gleiche wie man selbst?

Miteinander Reden ist durchgängig ein Abenteuer, braucht Mut, Fantasie, Ausdauer, viel Toleranz, man muss sich wechselseitig Raum geben.

FORMATE FINDEN

Aufgrund der Offenheit des Prozesses gab es bislang in diesem Blog (und in den parallelen Blogs ‚uffmm.org‘ sowie ‚oksimo.org‘) eine Vielfalt von Formaten. Aktuell ist beim Autor der Eindruck entstanden, dass in diesem Blog ‚Auf der Suche nach dem neuen Menschenbild‘ vielleicht die folgenden ‚Formate‘ für die Zukunft hilfreich sein können (kein Dogma!):

Das Blitzlicht

Während das Denken dazu drängt, zu ’systematisieren‘, Einzelheiten zu verallgemeinern, Beziehungen aufzuspüren und Strukturen heraus zu arbeiten, besteht die grundlegende ‚Nahrung des Denkens‘ aber im ‚Gewinnen neuer Eindrücke‘. Weil die vorfindliche Wirklichkeit grundlegend einen Prozesscharakter hat mit potentiell unendlich vielen neuen Aspekten, ist jedes Denken auf der Suche nach Zusammenhängen, nach Systematik, der permanenten Gefahr ausgesetzt, sich in seinen Systematisierungstendenzen gleichsam ‚abzuschließen‘, sich selbst ‚einzusperren‘. Dies passiert ständig.

Um sich davor zu schützen ist es wichtig, dass jedes Denken die Offenheit behält, immer auch wieder ’neue‘ Eindrücke zuzulassen, zu akzeptieren, aufzugreifen, zu benennen, die bislang noch gar nicht oder nicht so in den Bereich des aktiven Wissens einbezogen wurden. Eine solche Offenheit ist weder selbstverständlich noch ist sie einfach: in der Regel regt sich gegen Neues Widerstand, werden Ängste hervorgerufen, wird Ablehnung wach. Hierbei zeigt sich‘, dass das ‚Denken‘ nicht allein auf weiter Flur agiert sondern mindestens ‚begleitet‘ wird von einer großen Wolke unterschiedlicher ‚Emotionen‘, die nicht zum Denken gehören.

Emotionen führen ein Eigenleben. Letztlich sind sie dem Denken gegenüber ‚dominant‘. Es scheint so zu sein, dass es letztlich die Emotionen sind, von denen die ‚Entscheidung‘ ausgehen, was faktisch dann gedacht wird bzw. ‚gedacht werden darf‘.

Nennt man den Bereich des ‚Denkens‘ das ‚Rationale‘ und den Bereich der Emotionen das ‚Irrationale‘, [1] dann müsste man formulieren, dass im Menschen das Irrationale primär das Rationale bestimmt. Im Alltag wirkt es jedenfalls so.

Im Blitzlicht kann also etwas ‚aufleuchten‘, was dem individuellen Wissen ’neu erscheint‘, ‚abweichend‘, ‚Neugierde erweckend‘, weil es potentiell vielleicht neue Sichten ermöglicht. Man kann es aber noch nicht ’so richtig‘ einschätzen. Noch ist man ‚unsicher‘: weiter verfolgen oder einfach so stehen lassen.

Die Skizze

Wenn Blitzlichter im aktiven Wissensraum ‚weiter leben‘, können sie die Auslöser für weitere Überlegungen werden, für andere Blitzlichter, weitere Eindrücke, assoziierende Gedanken, zum Beginn für eine neuen ‚Perspektive‘: eine erste ‚Skizze‘ kann entstehen.

In einer Skizze können bislang getrennte Eindrücke, Gedanken und Iden versuchsweise in neue Zusammenhänge gebracht werden: erste Verallgemeinerungen scheinen auf, erste neue Beziehungen werden thematisiert, erste mögliche Veränderungen (Dynamiken) tauchen auf. Man beginnt zu ‚ahnen‘ dass hier interessante Perspektiven lauern, die eine ander Sicht der Dinge ermöglichen.

Die ‚Re-Lektüre‘ (manche nennen es ‚Reviewing‘, Besprechung)

Da wir ja nicht alleine auf diesem Planeten leben, sondern ‚gleichzeitig mit uns‘ viele, viele andere Menschen, dazu sehr viele auch schon ‚vor uns‘ gelebt haben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es schon andere Menschen gab und heute gibt, die sich mit ganz ähnlichen ‚Blitzlichtern und ‚Skizzen‘ (und mehr, siehe unten) beschäftigt haben. Es kann dann sehr viel ‚Sinn‘ machen, sich die Zeit zu nehmen, und sich mit den sprachlichen Zeugnissen der anderen zu beschäftigen. Wenngleich es generell schwer ist, die ‚Äußerungsabsicht‘ eines Autors ‚hinter seinen sprachlichen Äußerungen‘ zu erfassen, bleibt generell doch ‚genug‘, um das eigenen Denken über die Texte mit einem fiktiven Gegenüber ins ein ‚Gespräch zu verwickeln‘, das unterschiedlich vielleicht helfen kann, die eigene Position besser zu verstehen oder sie sogar gezielt zu ‚ergänzen‘ oder gar ‚abzuändern‘ (in diesem Blog findet man viele solche Re-Lektüre Experimente).

Die ’normale Theorie‘

Hat man wenigstens einmal schon eine ‚Skizze‘ erstellen können, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man diese immer ‚weiter entwickeln‘ kann. Mehr Blitzlichter miteinander verschränken, darin mehr abstrahieren, mehr Beziehungen und mehr Dynamiken deutlich machen, …. es kann dann so etwas wie eine ‚Mini-Theorie‘ entstehen, in der die Begriffe in ein ganzes zusammenhängendes ‚Netzwerk‘ von Begriffen eingebettet werden können mit klaren Tranformationsereignissen (Veränderungen, Folgerungen, Inferenzen, Ableitungen, …). Zusätzlich kann es auch ‚partiellen Wirklichkeitszuordnungen‘ zwischen sprachlichen Ausdrücken und einem Bereich der erfahrbaren Körperwelt geben. Solche partiellen Deutungen können dann ‚alltäglich wahr‘ sein oder mit Unterstützung vieler spezieller Messinstrumente ‚wissenschaftlich wahr‘. ‚Mini-Theorien‘ sind die Keimzellen für ’normale Theorien‘, in denen die Zusammenhänge durchgehend geklärt sind

Heute kann man jede normale Theorie (auch komplett in Alltagssprache) zudem ’simulieren‘, d.h. sich ‚automatisch‘ die implizite ‚Dynamik‘ ‚vorführen lassen. Vor allem im Fall größerer Theorien mit vielen Aspekten kann die Verfügbarkeit von Simulationen eine wichtige Voraussetzung sein, um solche Theorien überhaupt hinreichend ‚verstehen‘ zu können (unser Gehirn ist unfassbar gut, aber in bestimmten Bereichen benötigt es die Hilfe von geeigneten ‚Werkzeugen‘).

Philosophische Reflexion

Ausgearbeitete Theorien finden sich normalerweise in jenem Bereich, den wir ‚Wissenschaft‘ nennen. Allerdings muss man darauf achten, dass die heutigen Wissenschaften — entgegen ihrem eigenen ‚Selbst-Marketing‘ — tatsächlich nur sehr selten ’normale Theorien‘ erzeugen. Warum nicht, das soll jetzt hier nicht diskutiert werden.

An dieser Stelle soll die Aufmerksamkeit nur auf jenen Punkt gelegt werden, dass bei der Ausformulierung einer ’normalen Theorie‘ der ‚Prozess der Theorieerzeugung‘ selbst nicht Teil der Theorie ist. Dies bedeutet unter anderem, dass die Theorieproduzenten selbst mit all ihren emotionalen und rationalen Faktoren darin nicht zur Sprache kommen, sondern nur die ‚Produkte‘ dieser Erzeugung in Form von Texten, nicht selten verdichtet mittels mathematischer Formeln.

Für viele Zwecke ist diese ‚Ausklammerung‘ der ‚Produktionsbedingungen für normale Theorien‘ ausreichend, aber nicht für alle Zwecke, und gerade die interessanten Fragen zum Fortbestand des Lebens auf diesem Planeten (und im ganzen Universum?), werden durch diese ‚methodische Reduktion‘ ausgeklammert, ‚denkerisch unsichtbar‘ gemacht.

In der Tradition des Denkens weltweit war diese Differenz immer ‚irgendwie bewusst‘. Allerdings, so lange es noch keine expliziten Konzepte von ’normalen Theorien‘ gab (nicht vor dem 20.Jahrhundert!), war es eigentlich unmöglich, diese ‚Differenz‘ explizit und klar zu denken. Der ‚philosophische Geist‘ war zwar immer irgendwie gegenwärtig, aber es fehlten ihm die notwendigen begrifflichen Werkzeuge, um diese Sachverhalten sprachlich und denkerisch ‚angemessen‘ formulieren zu können.

Seit dem 20.Jahrhundert wäre es nun möglich, dass der ‚philosophische Geist‘ unter Einbeziehung der neuen Begrifflichkeiten das ‚Mehr‘ im Denken über die Wirklichkeit im direkten konstruktiven Dialog mit den Wissenschaften artikulieren könnte, aber so richtig scheint dies noch nicht statt zu finden.

Es ist ein mühsamer Weg.

Richtig gute Beispiele fehlen noch.

Und da der ‚Mainstream‘ sich gerade dadurch auszeichnet, dass er gegenüber ‚Innovationen‘ eher ‚zurückhaltend‘ ist (u.a. stehen Emotionen dagegen), ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass neuen Ansätze sich ’schnell‘ entwickeln werden.

ANMERKUNGEN

[1] ‚Emotionen‘ als ‚irrational‘ zu klassifizieren ist aber möglicherweise gefährlich, da die vielen unterschiedlichen Emotionen sehr wohl bestimmten ‚Gesetzmäßigkeiten‘ folgen und dadurch über eine ‚implizite Logik‘ verfügen, die man sich zu Nutze machen kann, um Emotionen als Mitteilungen des Körpers‘ an das Gehirn zu verstehen. Moderne Formate der Medizin (z.B. in Gestalt der ‚Psychotherapie‘ jenseits der ‚Altmeister‘ Freud, Jung usw.) haben hier zu einem neuen Verständnis schon einiges beitragen. Die Alltagserfahrung selbst bietet viele Ansatzpunkte, und in bestimmten Bereichen der ‚Mystik‘ gibt es auch interessante Handlungsansätze.

DER AUTOR

Einen Überblick über alle Beiträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.

BLOG – IN EIGENER SACHE (2)

STEIGENDE BESUCHERZAHLEN

Warum auch immer, die Zahl der Besucher dieses Blogs steigt kontinuierlich. Dies ist zwiespältig. Einerseits kann man dies als ein Anzeichen dafür deuten, dass die Inhalte des Blogs die Leser in irgendeiner Weise positiv ansprechen. Dies kann der Ansatz zu einer übergreifenden Kommunikation sein darüber, wie wir unsere gemeinsame Welt verstehen können oder sogar sollten, um uns in ihr zurecht zu finden. Andererseits kann es für die Schreibenden eine Gefahr sein, nicht mehr ‚um der Wahrheit willen‘ zu schreiben sondern aus dem ‚Gefühl heraus, gehört zu werden‘. Positive Resonanz zwischen Menschen ist wichtig, eine Art Grundvoraussetzung persönlicher Kommunikation, aber wenn sie zu einer Art Selbstzweck wird, dann geht es nicht mehr um ‚Wahrheit‘, sondern um ‚Gefallen‘, ‚Bekannt sein‘, und dergleichen. Mit Wahrheit hat dies dann immer weniger zu tun. Wenn die ‚Wahrheit‘ als Nebeneffekt zu Bekanntheit führt, ist dies OK, aber ‚Bekanntheit‘ als solche ist eher tödlich für die Wahrheit.

KEINE WERBUNG

Vor diesem Hintergrund soll hier klargestellt werden, dass dieser Blog KEINERLEI Werbung macht. Positiv verstanden ist ‚Werbung‘ ein ‚Informieren‘ über Produkte und Dienstleistungen, was für diejenigen, die genau solche Produkte und Dienstleistungen suchen, sehr wichtig sein kann. Aber mit der Werbung ist es wie mit dem ‚Gefallen‘: Werbung als solche führt zu nichts. Wenn sich aus der Suche nach der Wahrheit ergibt, dass bestimmte Personen, Sachverhalte, Dinge, Dienste usw. ‚wichtig‘ sind, dann wird man darüber sprechen, aber nicht losgelöst, nicht einfach so um ‚Geld‘ zu verdienen. ‚Geld‘ ist ein nützliches ‚Universalmittel‘ um zwischen einem Bedarf und möglichen Angeboten zu ‚vermitteln‘; ‚Geld‘ als solches hat aber keinen ‚Sinn‘ oder ‚Wert‘ an sich. In diesem Sinn kann ein Milliardär möglicherweise ein ‚Weltmeister der Sinnlosigkeit‘ sein; wer sich davon beeindrucken lässt, begibt sich selbst in den Strudel möglicher Sinnlosigkeit. Geld ohne ‚Sinn‘ ist wie ein schwarzes Loch, das zwar alles ansaugt, aber nichts wiedergibt.

BUCHBESPRECHUNGEN

Im Rahmen der Suche nach dem ‚Sinn‘, der ‚Wahrheit‘ lese ich auch Bücher, und, falls mich ein Buch anspricht, sowohl besonders positiv wie auch besonders negativ, dann versuche ich auch schon mal darüber in diesem Blog zu berichten. Leider ist das Verhältnis zwischen den Büchern, die ich lesen möchte oder von denen mein Gefühl mir sagt, ich sollte sie lesen, und der verfügbaren Zeit, zu Lesen krass negativ. Der Stapel der zu lesenden Bücher geht beständig in die 60 bis 70, aber faktisch lesen kann ich immer nur eines. Wenn mir dann ein Verlag unaufgefordert ein Buch zusendet, um es zu besprechen, dann ist dies ambivalent: warum soll dieses zugesandte Buch jetzt wichtiger sein als eines von denen, die da schon liegen und auf Gelesen werden warten? Was ist mit der ‚Authentizität‘? Die Suche nach der Wahrheit ist eingebettet in eine Art ‚Spiritualität‘, die sich schwer vermitteln lässt. Einflussnahmen von außen sind sehr kritisch. Natürlich kann ein zugesandtes Buch, ein Artikel, eine Begegnung ‚genau zum Punkt‘ sein, aber es muss nicht; es kann — zumindest in diesem Augenblick — nicht ‚zum Punkt sein‘. Dann muss man auch ‚loslassen‘ und ‚warten‘ können. Die ‚Wahrheit‘ kennt Zeitpunkte… so erscheint es mir….Zwang ist auf jedenfalls vollständig unproduktiv.

WAS WILL DER BLOG?

Ja, was will der Blog. Als ich mit dem Blog angefangen habe (Januar 2007), wusste ich es nicht wirklich Es hat bis Dezember 2009 gedauert, bis aus der ersten vagen ‚Regung‘ ein ‚Impuls‘ wurde, mehr zu schreiben. Die folgenden Jahre waren ‚Suchvorgänge‘ in viele Richtungen. Aktuell würde ich es mal so formulieren:

(1) Für mich als Autor (cagent) ist das Schreiben ein Mittel, um mein eigenes Weltverständnis zu klären; ich schreibe, weil ich es brauche, um selber zu verstehen.
(2) Aus dieser Notwendigkeit resultiert das Bedürfnis, mit ‚realen‘ Fakten zu arbeiten, mit ‚funktionierenden Theorien‘, mit authentischen Menschen, ohne ‚Vor-Urteile‘, so ‚transparent‘ wie möglich, unter Benennung von ‚wirkenden Motiven oder Interessen‘, usw.
(3) In diesem Versuch bin ich mir meiner Grenzen bis zu einem gewissen Grade bewusst: mein Wissen und meine Erfahrungen sind sehr begrenzt, mein Fühlen ist auf eine bestimmte Weise ’sozialisiert‘ und ich bin daher darin — neutral gesprochen — ‚eingebettet‘, oder — plakativer gesprochen — darin ‚gefangen‘; mein soziales Umfeld hat seine Eigenheiten und ich korrespondiere mit diesen Eigenheiten, usw.
(4) Aufgrund der eigenen Begrenztheit ist man beständig angewiesen auf ‚andere Menschen‘, die anders Fühlen und Denken, weil man sich — nicht notwendigerweise, aber möglicherweise — nur durch die ‚Andersheit‘ des Anderen seiner eigenen Begrenztheiten und Besonderheiten bewusst werden kann. Allerdings ist die Fähigkeit von uns Menschen, ‚Andersheit‘ konstruktiv wahrnehmen und daraus konstruktiv lernen zu können, bislang eher begrenzt. Wir können nicht beliebig viel ‚Andersheit‘ ‚verarbeiten‘, so wie wir generell nur begrenzt lernfähig sind, weil unsre körperlichen Grenzen des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens usw. real sind, sehr eng, sehr limitiert. Körperlich sind wir sehr ‚endlich‘; ‚geistig‘ erscheint es uns alles als ‚unbegrenzt‘; aber solange wir mit diesem Körper in dieser Welt vorkommen, solange haben wir konkrete Grenzen.
(5) Der Blog versucht also, getragen von einer gewissen ‚Spiritualität‘, zu klären, WER wir im Alltag, in der Geschichte, im Kosmos ’sind‘. WAS ist die ‚bessere‘ Beschreibung der Vorgänge und Strukturen? Gibt es so etwas wie einen SINN in all dem Geschehen (von vornherein zu behaupten, es gäbe keinen, ist genauso dogmatisch und unsinnig, wie von vornherein zu behaupten, es gäbe einen).
(6) Methodisch ist die leitende Perspektive, diejenige, die ich PHILOSOPHIE nenne (in den letzten Jahren dahingehend ‚geklärt‘). Teil der so verstanden Philosophie ist das, was wir moderne experimentelle WISSENSCHAFT nennen. Nach meinem Verständnis kann es aber keine Philosophie und keine Wissenschaft geben, wenn nicht ein Minimum an KUNST stattfindet; Kunst hier nicht verstanden als ‚Fertigkeit‘ im Sinne von Malen, Bildhauern können, nicht im Sinne von Instrumenten perfekt spielen können, usw. sondern als jene Haltung eines Menschen, der sich darum bemüht und es irgendwie schafft, die ‚gewohnten Verhaltens-, Denk-, Fühlensmuster‘ zu thematisieren, zu unterlaufen, zu verändern, zu hinterfragen, spielerisch-experimentell zu überschreiten, um darin allen anderen zu helfen, sich des verborgenen ‚Gefängnisses des Alltags‘ bewusst zu werden, um Anreize zu bekommen, sich und die Welt ’neu‘ zu sehen und daraus heraus vielleicht mit zu verändern. Schließlich, gehört dazu sehr grundlegend auch das FÜHLEN, das sich praktiziert als SPIRITUALITÄT auslebt, jener verborgenen Kraft in uns allen, die letztlich hinter allem Lernen steht: die elementarsten Mechanismen der Evolution funktionieren nur mit einem ‚Fitnesswert‘ (= minimale Präferenzen) genauso wie die elementarsten Algorithmen einer lernenden (!) künstlichen Intelligenz nicht ohne minimale Präferenzen auskommen. ‚Fitness‘ und ‚Präferenz‘ sind jenseits ihrer scheinbaren Formalität aber genau dies, jene weltimmanente implizite Logik allen Lebens (und Geistes) im bekannten Universum. Wir Menschen als homo sapiens sapiens ‚erleben‘ sie u.a. als jene spezifischen Gefühle, die uns im ‚Dickicht des Alltags‘ ‚voran leuchten‘, wie so eine Art ‚Hintergrundfühlen‘ in allem. Manche Menschen haben es verstanden (bzw. verstehen es), dies ‚für sich‘ (und damit letztlich auch für andere) ‚intensiver‘ zu machen und für die Gestaltung des Lebens zu nutzen. Man kann es ‚Spiritualität‘ nennen, ‚Meditation‘, ‚Gebet‘ oder noch anders, aber in der Sache ist es genau eines, das für ALLE Menschen (und letztlich für alle Lebensformen im Universum) GLEICH ist.

ANDERE AUTORENinnen?

Natürlich stellt sich die Frage, ob in diesem Blog nicht auch andere als Autoren mitwirken können oder sollten. Da ich selbst beständig sehr vernetzt fühle und lebe, liegt dies Frage auf der Hand. Nach meinem Verständnis gibt es unter uns Menschen ein Phänomen, das ich ‚Individualität‘ nennen möchte. Biologisch haben wir alle in unseren körperlichen und dann in den davon induzierten Verhaltensstrukturen eine ungeheure Ähnlichkeit, die so stark ist, dass wir uns untereinander bis zu einem gewissen Grade ‚verständigen‘ können, trotz Verschiedenheit. Und es ist diese wundersame ‚Gemeinsamkeit‘ in den Strukturen, die ein komplexes Zusammenleben überhaupt erst ermöglicht. Aber zugleich zu diesen Gemeinsamkeiten besitzt JEDER Mensch eine unverrückbare INDIVIDUALITÄT, die ihn von anderen (mehr oder weniger) unterscheidet, abhebt. Für sich genommen hat diese Individualität keinen rechten Sinn; als Teil eines Ganzen bekommt sie aber eine fundamentale Bedeutung für alle anderen. Vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeit sind Individualitäten Manifestationen einer grundlegenden (kosmischen) Kreativität, in der sich Leben und Geist ‚ausspricht‘. Wenn wir sie so sehen, das Besondere im Kontext des Allgemeinen, dann entsteht eine ‚übergreifende Sinfonie‘ von Manifestationen, ein Gesamtklang des Lebens im größeren Kontext, der noch nicht vollständig entborgen ist.

Das Wechselspiel zwischen GEMEINSAMKEIT und INDIVIDUALITÄT ist fragil, empfindlich, schwer fassbar. Es ist von daher schwer allgemein entscheidbar, sollen einfach mehr in diesem Blog schreiben, was in einer Hinsicht die vorhandene Individualität nivellieren könnte, oder ist es gerade so, wie oben beschrieben, dass die Hereinnahme von mehr Individualitäten die verborgene Sinfonie des Lebens dadurch mehr Ausdruck bekommen könnte?

Tatsächlich — und glücklicherweise — gibt es ja gleichzeitig zu diesem Blog viele andere wunderbare Blogs, die Teile der Gesamtsinfonie realisieren. Vielleicht sollten wir auch Wege finden, wie man diese vielen wunderbaren Blogs mehr in einen ausdrücklichen Zusammenhang bringt, so eine Art ‚Meta-Blog’…

Auf jeden Fall bin ich schon mit anderen im konkreten Gespräch, ob und wie sie vielleicht an diesem Blog mitschreiben. ‚Es wird sich zeigen’…

Einen Überblick aller bisherigen Blogeinträge nach Titeln findet sich HIER.