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Ägypten und Tunesien – das sind wir, und mehr….

  1. Während ich diese Zeilen schreibe steht der Machtkampf in Ägypten auf der Kippe: Kann sich Präsident Mubarak an der Macht halten oder folgen ihm jetzt doch andere nach; und wenn andere, welche andere? Nach allen Informationen, die ich bekommen konnte, ist es nicht eine bestimmte radikale Gruppe, die hier nach Veränderungen ruft und dafür Gesundheit und Leben riskiert, sondern eine breite Schicht der Bevölkerung, und hier natürlich insbesondere die jüngere Generation, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellt. Jahrelang bevormundet, gegängelt, kontrolliert, schikaniert, mit üblen Polizeistaatsmethoden eingeschüchtert lehnen sich jetzt die Vielen dagegen auf. Sie wollen keine korrupten Beamten, sie wollen keine Günstlingswirtschaft, sie wollen keine Milliardäre auf Kosten einer bestohlenen Bevölkerung, sie wollen keine staatlich zensierte Medien, sondern sie wollen mehr Respekt, mehr Anerkennung, mehr Selbstbestimmung, sie wollen offene Kommunikation, Sie wollen mehr reale Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten.

  2. Das ägyptische Volk folgt in diesem Kampf (der über Massendemonstrationen ausgetragen wird) dem tunesischen Volk. Andere Länder Nordafrikas haben ähnliche Konstellationen.

  3. Die europäischen und nordamerikanischen Politiker haben diese unwürdigen Zustände jahrzehntelang unterstützt. Die Bürger dieser Länder – ich schließe mich hier nicht aus – haben u.a. als Touristen das Spiel mitgespielt. Während die europäischen Politiker in diesen Tagen das gewohnt handlungsschwache Bild abgeben, verbal in den Medien eine Moral artikulieren, die Sie oft nur opportunistisch mal heraushängen, mal verschweigen – oder einige gar partiell selbst aktiv mit Füßen treten — haben die Amerikaner anscheinend einen klaren Schwenk vollzogen: sie fordern Mubarak zum Rücktritt auf und erwecken den Eindruck, dass sie über das Militär die politische Veränderung unterstützen wollen. Allerdings haben auch die USA wiederholt demonstriert, dass Diktatoren, Terroristen und Verbrecher willkommen sein können, wenn Sie den eigenen Interessen nützen, so daß der Schwenk der USA nicht unbedingt von einem moralischen Gesinnungswandel getragen sein muß.

  4. Während es generell nicht leicht ist, den täglichen Zuckungen der politischen Gremien zu folgen, deutet sich mit Tunesien und Ägypten aber doch an – was auch Ende des 20.Jahrhunderts in Mittel und Osteuropa zu beobachten war –, dass Machtkartelle auf Kosten der breiten Mehrheit einer Bevölkerung heutzutage immer weniger eine Chance haben. Denn die Voraussetzung einer egoistischen Machtclique, nämlich die Kontrolle aller wichtigen Ressourcen, kann letztlich nur durch Repression und konkrete Gewalt gegen die vielen anderen funktionieren. Wenn dies zur Verarmung, zur täglichen Desinformation, zu täglichen Rechtsbrüchen gegen die Menschlichkeit, zu Arbeitslosigkeit und Korruption, und damit zu Enttäuschungen und zu einer wachsenden Hoffnungslosigkeit bei immer mehr Menschen führt, dann wird diese Gesellschaft von innen zerfressen. Damit fällt sie auf Dauer im ‚Konkurrenzkampf‘ der gesellschaftlichen Systeme um Ressourcen und Macht immer weiter zurück. Einen kurzsichtig agierenden Machtparasiten ficht solches nicht an. Ihm reicht sein aktueller Erfolg. Das Leiden der Vielen, die Schwächung eines ganzen Volkes, sind ihm egal; er – und seine Gefolgsleute – blenden dies aus.

  5. Es ist sicher kein Zufall, dass sich oft in solchen Gesellschaften, in denen Macht missbraucht, Bildung und freie Medien unterdrückt werden, ‚radikale‘ Gruppierungen entwickeln, die sich als ‚Sprecher‘ und ‚Interessenvertreter‘ der ‚unterdrückten‘ Bevölkerungsteile verstehen und darstellen. In der Vergangenheit führte dies bisweilen zu den Umbrüchen (‚Revolutionen‘), die wir im Nachhinein als ‚erfolgreich‘ darstellen (Reformation, französische Revolution, nordamerikanische Revolution, Maos langer Marsch, Perestroika, ….). Aber immer wieder sind solche Umbrüche auch gescheitert oder haben gezeigt, dass die ‚Gewinner‘ letztlich nicht viel besser waren als die, die sie aus der Macht verjagt haben.

  6. Eine häufige Figur ist auch die, dass amtierende Machtstrukturen die ‚Gefahr‘ durch radikale Strömungen als Vorwand nehmen, um die eigene Machtposition mit Mitteln abzusichern, die letztlich die eigene Machtposition immer mehr der Form eines Unrechtsregimes annähern. Unter dem Vorwand, ‚Freiheit‘ und ‚Gerechtigkeit‘ gegen Feinde zu schützen, wird die Freiheit und das Recht des einzelnen schrittweise eingeschränkt, soweit, dass man sich dann fragen kann, was hier noch geschützt werden soll? Der Verlust der demokratischen Kontrolle eines staatlichen Machtapparates kann in komplexen modernen Gesellschaften ‚fließend‘ sein, so sehr, dass selbst die Akteure des Macht-Apparates den Überblick verlieren. Die USA, eines der wichtigsten Länder dieser Erde, sind bekannt für ihr Engagement im zweiten großen Krieg, in dem sie als Befreier vom Nationalsozialismus auftraten. Sie brachten große Opfer und kämpften mit großem Idealismus. Dann waren sie aktiv als Schutzmacht gegen den Kommunismus. In nahezu jeder Beziehung wurden und waren Sie Jahrzehnte die Weltmacht Nr.1. Viele Analysen und Berichte lassen jetzt aber den Eindruck entstehen, dass sich das Machtdenken und die reine Profitgier unter dem Mantel politischer Werte ihren Weg gesucht haben, womöglich gar sich zu verselbständigen beginnen. Dass es zudem Machtausübungen in den letzten letzten Jahrzehnten gab, in denen die Rechte von Menschen und ganzen Bevölkerungen mit Füßen getreten wurden. Nicht weniger schlimm, es entsteht der Eindruck, daß die USA ihr eigenes Rechtssystem unter dem Vorwand des ‚Schutzes gegen Bedrohung von außen‘ soweit verändert haben – und beständig weiter verändern –, daß man nach Bedarf jederzeit jeden ohne jeglichen rechtlichen Schutz als Terrorist behandeln kann, selbst wenn er gar kein Terrorist ist (ganz zu schweigen von dem, was Geheimdienste abseits der Öffentlichkeit in einem ‚quasi rechtsfreien Raum‘ tun dürfen. Das wenige, was einem ’normalen‘ Bürger bekannt wird, wirkt nicht sehr beruhigend). Für welche Werte stehen die USA heute noch? Es ist schwer bis unmöglich, sich hier ein klares Bild zu verschaffen. Welche Medien sind nicht von handfesten politischen oder wirtschaftlichen Interessen dominiert?

  7. Ägypten, Tunesien, Nordafrika, Europa, Nordamerika, Asien…. das ist alles nicht mehr weit auseinander; wir sind immer mehr miteinander verflochten. Die Handlungen des einen beeinflussen die Handlungen der anderen. Die ‚Werte‘ des einen tangieren nahezu unausweichlich auch die ‚Werte‘ des anderen. Macht hat grundsätzlich die Tendenz, sich selbst zu verstetigen (perpetuieren), sich abzusichern. Die ganze Geschichte ist ein einziges Lehrstück, wie Menschen versuchen, den Umgang mit der Macht zu ‚regulieren‘. Demokratien sind recht junge Erfindungen und keineswegs ’sicher‘; sie leben von ‚realer‘ Freiheit, von ‚Rechtssicherheit‘, von einer funktionierenden Öffentlichkeit. Politische Macht und Finanzkraft ist immer versucht, alle Parameter im eigenen Interesse zu manipulieren. Die Kontrolle der öffentlichen Medien ist für solche partikulären Machtinteressen das Wichtigste, die Beeinflussung des Rechtssystems nicht weniger, die Freiheit ist dann die ‚Restgröße‘, die bleibt. Kein Staat dieser Erde, kein Gesellschaftssystem ist gegen diesen beständigen Erosionsprozeß gefeit. Jede Generation muß sich ihre Machtregulierung – z.B. in Gestalt einer Demokratie – neu erkämpfen. Und den ‚Galionsfiguren‘ der demokratischen Bewegung, wie sie die USA auf jeden Fall eine war, müssen beständig mit kritischem Blick darauf abgesucht werden, ob die herrschenden Machtzirkel sich nicht eventuell schon soweit verselbständigt haben, dass rein formal, äußerlich zwar noch eine Demokratie besteht, aber faktisch wenige Machtgruppen den Staat nach ihrem Gutdünken manipulieren.

  8. Dies sind sehr fragmentarische Überlegungen, sehr grob, stark vereinfachend, allerdings notwendig, um große Strukturen sichtbar zu machen. Dabei schälen sich zwei Dimensionen heraus, die immer und überall wirksam sind: (i) welche Bevölkerungen wir auch immer betrachten, letztlich ist es immer ein EINZELNER Mensch, der sich dafür ENTSCHEIDET, etwas bestimmtes zu TUN oder eben nicht. Selbst die schlimmste Diktatur würde augenblicklich in Nichts zerfallen, wenn die Mehrheit der Menschen sich DAGEGEN entscheiden würde. Die Frage ist nur, aufgrund welcher WERTE und welchen WISSENS entscheidet sich ein einzelner Mensch für oder gegen etwas. Dies führt (ii) zur zweiten Dimension: einzelne Menschen können nur dann GEMEINSAM handeln, wenn sie aufgrund einer FUNKTIONIERENDEN KOMMUNIKATION ihre Meinungen, ihr Wissen, ihre Werte, ihre Erfahrungen AUSTAUSCHEN können. Ohne eine hinreichende Kommunikation kann keine gemeinsam geteilte Meinung entstehen, die zu einem gemeinsamen Handeln führt. Aus diesem Grund ist eine FUNKTIONIERENDE ÖFFENTLICHKEIT die Grundvoraussetzung für jede Art von menschlicher Gesellschaft (und auch für jede wahre Demokratie). Ohne funktionierende FREIE Kommunikation ist praktisch nichts möglich.

  9. Tatsache ist, dass in vielen Ländern unserer Erde eine wirklich freie Kommunikation noch immer nicht möglich ist.

  10. Nehmen wir mal an, wir hätten eine freie Kommunikation. Menschen könnten miteinander reden. Es gibt sehr viele Faktoren, die Menschen ‚aus sich heraus‘ daran hindern, von einer freien Kommunikation Gebrauch zu machen.

  11. Nehmen wir einmal an, die meisten Menschen überwinden ihre Scheu, ihre Ängste, ihre Vorbehalte, ihre Vorurteile – oder was es sonst noch geben mag, nicht zu kommunizieren –, nehmen wir einmal an, die meisten Menschen haben genügend Zeit (!), zu kommunizieren, was kommuniziert werden müßte, dann stellt sich die INHALTLICHE Frage, worüber sie kommunizieren wollen. Was WISSEN wir überhaupt von uns, von den anderen, von der Welt, in der wir leben, von unserem Sonnensystem, von den letzten Dingen, von ‚Werten‘? Wissen wir genug von dem, was notwendig ist, damit wir GEMEINSAM auf dieser Erde, in diesem Universum, friedlich miteinander für n-viele (wie viele?) Jahre leben können? Wie gehen wir mit unterschiedlichen Anschauungen, mit unterschiedlichen Werten um? Bei Sonntagsreden sprechen wir von ‚Toleranz‘, aber wenn mir jemand gegenüber tritt, der sich auf Werte beruft, die meine Werte in Frage stellen – oder umgekehrt –, was machen wir dann? Ich habe nicht den Eindruck, dass wir auf diese zentralen Fragen schon gemeinsam akzeptierte Antworten haben. Fakt ist auf jeden Fall, dass wir mit jedem Tag auf dieser Erde uns allen immer ein Stückchen ’näher gerückt werden‘, nicht, weil wir dies wollen, sondern weil eine Vielzahl von Faktoren uns zwingen, miteinander etwas zu tun.

  12. Bei dem Versuch, zu verstehen, wie wir als Menschen ‚funktionieren‘, verstärkt sich in mir der Eindruck, dass wir als Menschen in der Tat etwas sehr Besonderes verkörpern. Zugleich ist aber auch klar, dass die aktuelle körperliche Ausstattung unserer Wahrnehmung, unserem Erinnern, unserem Fühlen, unserem Denken und Entscheiden, sehr klare Grenzen auferlegen. Die Prozesse, durch die wir Lernen, Erkennen, uns eine Meinung bilden sind begrenzt, langsam, und sehr anfällig für Verkürzungen und Fehler. Gemessen an der Komplexität der Welt, die uns umgibt, die uns zum Handeln herausfordert, sind wir bei dem heutigen Stand des Wissens und der Technologie, heillos überfordert. Selbst wenn wir wollten – mit aller Kraft, mit allerbesten Werten – niemand ist heute in der Lage, auch nur annähernd eine hinreichend begründete Entscheidung für irgendetwas zu fällen. Möglicherweise war das noch nie besser. Möglicherweise besteht der Fortschritt darin, dass wir zu erkennen beginnen, dass dies so ist.

  13. Momentan habe ich keine klare Idee, wie wir alle dieses Grundproblem am besten lösen können. Klar ist allerdings, dass (i) ohne funktionierende Kommunikation gar nichts geht; (ii) dass wir ohne eine deutliche bessere Wissenstechnologie auch nicht weiter kommen; (iii) dass wir um eine gemeinsame Klärung der Wertefrage nicht herum kommen. Dazu wird es nicht ausreichen, die bisher bekannten ‚alten‘ Wertesysteme einfach zu wiederholen und sich damit zu begnügen, die ‚anderen‘ als ‚falsch‘ hinzustellen, weil man selbst ja das ‚Richtige‘ wüßte. Wir müssen uns bzgl. der Werte deutlich weiter entwickeln. In diesem Zusammenhang scheint mir, dass die Anhänger der sogenannten Offenbarungsreligionen sich klar werden müssen, dass nicht Sie ihrem Gott diktieren, was richtig und falsch ist, sondern sie müssen begreifen, dass dieser Gott ‚lebt‘ und erwartet, dass die Menschen der Gegenwart ‚lernen‘, was ‚heute‘ das ‚Richtige‘ ist, und ‚Lernen‘ heisst wirklich aktiv von einem lebenden Gott zu lernen und nicht aus Schriften vorzulesen, die irgendwelche Menschen vor 1500 und mehr Jahren irgendwie (wir wissen letztlich nicht wer wann was wie) geschrieben haben. Und dieses Lernen ist nicht auf einzelne Menschen beschränkt sondern betrifft ALLE, JEDEN. Kein einziger Mensch hat aus sich heraus mehr Rechte als irgendein anderer Mensch. Das ist unsere Aufgabe: einen gemeinsamen Weg zu finden. Je eher wir unsere persönlichen Grenzen und Unfähigkeiten erkennen und akzeptieren, umso eher können wir gemeinsam nach einer besseren Lösung suchen. Wenn es eine Lösung gibt, wird man sie finden können. Wenn es keine gibt, dann ist es fast ein bischen ‚egal‘ was geschieht, dann sind aber auch alle Machtansprüche und Privilegien reine Willkür…

Hoffmanns Erzählungen

  1. Nach Jahren war ich wieder mal in der Oper (Frankfurt); ‚Hoffmanns Erzählungen‘ in der Vertonung von Jaques Offenbach. Zum ersten Mal aufgeführt in Paris am 10.Februar 1881. Der Komponist selbst starb vor der Uraufführung am 5.Okt.1880 in Paris. Er hinterlässt eine vollständige Klavierpartitur für die ersten drei Akte und Skizzen für die restlichen zwei.

  2. Von den vielen Dingen, die man über den Text und die Musik schreiben könnte (und so viel wurde auch schon geschrieben) hier jetzt nur dieses: im Handlungsteil erleben wir einen Hauptdarsteller Hoffmann (gleichnamig mit dem Autor des Textes), der drei Beziehungsgeschichten durchlebt, die alle in der Enttäuschung enden.

  3. Die erste Frau, in die er sich verliebt, wird irgendwann ‚enttarnt‘ als ein ‚Automat‘ (heute würden wir vielleicht sagen ‚Roboter‘); gar kein Mensch. Ob die Liebe trotz allem bis zu einem gewissen Grade vielleicht doch Bestand gehabt hätte, erfahren wir nicht, weil der Automat von einem anderen Enttäuschten zerstört wird.

  4. Die zweite Frau, in die er sich verliebt, ist todkrank, ohne es zu wissen. Der schöne Körper als Projektionsfläche der Erwartungen, ’stirbt‘ sehr bald. Die wunderschöne Stimme des Körpers erklingt zuvor, erweckt schöne Gefühle, bewirkt aber die Beschleunigung des körperlichen Todes. Die Frau selbst, Antonia, erlebt unterschiedlichste starke Gefühle in sich, die sie hin und her reißen, weil sie nicht weiß, wie sie diese Gefühle deuten soll. Welches Gefühl ist ‚richtig‘?

  5. Die dritte Frau wird als ‚Kurtisane‘ bezeichnet (Prostituierte, Hure, erotische Dienstleisterin,…). Obgleich als solche dem Hauptdarsteller bekannt und abgelehnt, gelingt es ihr, seine Zuneigung durch eine Verführung der anderen Art zu gewinnen: sie präsentiert sich als ‚Opfer‘ und bietet sich ihm als ‚Belohnung‘ an, wenn er sie aus ihrer Gefangenschaft befreit. Als die Verführung gelingt, entlockt sie ihm sein ‚Spiegelbild‘ und bringt ihn dazu, den Mann zu erschießen, von dem sie behauptet, dass er sie gefangen halte.

  6. Man kann diese bisherige Handlung als ‚billige‘ Geschichten abtun, als ’seichte‘ Unterhaltung, als Boulevardstoff (als der er zu seiner Zeit sicher auch gehandelt wurde; E.T.A. Hoffmann war seinerzeit mit seinen skurrilen Geschichten sehr populär), aber man muss nicht. Je nach Standpunkt bieten Sie Ansatzpunkte für weiterreichende Betrachtungen.

  7. In der Frankfurter Aufführung folgt den drei verunglückten Beziehungsgeschichten noch ein Epilog, in dem die ‚wahre‘ Freundin den Hauptdarsteller in seinem Leid und Suff ‚bespricht‘; sie sieht in seinem ‚Leid‘ eine Chance zu Läuterung, zur tieferen Erkenntnis. Details bleiben im Dunkel. Möglicherweise erhofft Sie sich als konkrete Person durch die Befreiung des Hauptdarstellers von ‚falschen‘ Liebesbildern eine stärkere Öffnung und Zuwendung für sie als Freundin. Aber dies bleibt im Ungewissen.

  8. Das ist das Bizarre an diesem Stück: der Weg ins ‚Unglück‘ in Form selbstzerstörerischen Leidens und begleitendem Suff wird breit und lustvoll inszeniert (eine gewisse Parallele zum Lebensstil und Leben von Jacques Offenbach und E.T.A.Hoffmann selbst), ein Ausweg aber nur angedeutet. Die treibenden Kräfte der Handlung sind ein buntes Gemisch, aus Sehnsüchten, Leidenschaft, der viel bemühten ‚Liebe‘, Drogen, Ruhmsucht, die aufgrund ihrer fragilen und zeitlich beschränkten Natur auf Scheitern programmiert sind. Und dann der Absturz, das Versagen, das Scheitern, das Zerbrechen, das Entschwinden des begehrten Objektes, das zu einem ebenso schmerzenden Gemisch aus enttäuschten Gefühlen führt, die das innere Erleben überschwemmen und zu ersticken drohen.

  9. So fantastisch die Struktur von uns Menschen vor dem Hintergrund einer langen evolutionären Entwicklungsgeschichte auch erscheinen mag, im alltäglichen Leben des vielfältigen komplexen Miteinanders erweisen sich die emotionalen Komponenten der Bewertung und Steuerung als ‚primitiv‘ und vielfältig überfordert. So mag man z.B. die hormonale Programmierung des männlichen Gehirns auf spezifische weibliche Attribute gattungstechnisch als ‚überlebensnotwendig‘ klassifizieren oder sie subjektiv bisweilen als ‚angenehme‘ empfinden, in den meisten Fällen ist diese Programmierung aber unangepasst, störend, quälend bis hin zu zerstörend und Enttäuschungen produzierend. Das hormonale Programm als solches ist sehr dumm, es ist ‚blind‘. Ähnlich sind viele tief sitzende primitiven Bedürfnisse wie z.B. an ‚Kontrolle‘, an ‚Macht‘ und an ‚Ruhm‘ Fixierungen, die den betreffenden ‚von innen fesseln‘, ihn an bestimmte Ereignisse, Situationen ‚binden‘. Enttäuschungen hier, Zerstörungen dort sind unausweichlich; eine vergiftete Atmosphäre ist das begleitende ‚Parfüm‘ dieser Verhaltensprogramme.

  10. Wenn am Ende von Hoffmanns Erzählungen das ‚Leiden‘ als mögliches Tor zur Läuterung, zur Erlösung bemüht wird, dann fragt man sich: wieso? Warum und wie kann das Leiden die Situation verbessern, und , warum erst Leiden? Warum nicht gleich den ‚besseren‘ Weg wählen, wenn es denn einen gibt. Warum soviel Zeit mit ‚Schrott‘ verbringen, wenn es doch etwas ‚Besseres‘ gibt?

  11. Das Leiden wird gerne und oft bemüht als der ‚Preis‘ für ein falsches Leben oder eben als möglicher ‚Einstieg‘ in ein Besseres. Doch erscheint dies zu billig. Denn weder muss das Leben immer und überall zum ‚Leiden‘ führen noch ist gesagt, dass Menschen durch Leiden tatsächlich zu einem ‚besseren‘ Zustand finden. Viele (die meisten?), die durch den Gang ihres konkreten Lebens in den inneren Zustand des ‚Leidens‘ kommen, finden dadurch nicht zu einem besseren Leben. Sie verfangen sich in diesen Gefühlen und finden keinen Ausgang. Es ist wie ein Strudel, der alles weg zu reißen scheint, was vielleicht Hoffnung geben könnte. Die Betroffenen wirken wie Ertrinkende, bei denen nicht klar ist, welcher ‚Rettungsring‘ noch greift.

  12. Der Verweis auf das Leiden erscheint daher eher als hilflose Geste gespeist von einem Funken Hoffnung, dass es trotz all des erlebten Scheiterns irgendwie doch noch irgendwo etwas gibt, was da heraus führt.

  13. Im Buddhismus hat man hier eine sehr einfache Antwort: ‚Man muss sich von all dem lösen, was Leiden erzeugen kann‘. Im radikalen Sinn würde dies bedeuten, dass man seinem aktuellen Leben ein Ende bereitet, da unsere aktuelle Lebensform sich genau durch diese implizite ‚Spannung‘ definiert. Im Gegensatz zur ‚unbelebten‘ Materie definiert sich Leben ja gerade dadurch, daß durch Zusammenführung von freier Energie aus der Umgebung Potentialunterschiede aufgebaut werden, die durch die daraus resultierenden Differenzen/ Spannungen zu jenen Informationsflüssen fähig sind, die das Geschehen in den Zellen, in den Zellverbänden, in den Organen, im Körper ermöglichen. Wir sind körperlich nur das, was wir sind, weil hunderte von Milliarden Potentialunterschiede sich gegenseitig, wechselwirkend anregen, anstoßen, und zwischen Spannung und Entspannung hin und her oszillieren. Und dies alles nicht ‚ungeordnet‘, sondern in – fast möchte ich sagen ‚geheimnisvollen‘ – Rhythmen, deren Ungleichzeitigkeit und Gleichzeitigkeit die Symphonie eines bewussten Gehirns ermöglichen. Aus dieser Perspektive erscheint das Motto des Buddhisus als lebensfeindliche Ideologie, die genau das, was Leben ausmacht, verteufelt. Das erscheint mir nicht zielführend.

  14. Unsere aktuelle körperliche Lebensform, die ein Durchgangsstadium repräsentiert von ungefähr -3.6 Milliarden beginnend bis zu einem unbekannten Enddatum, enthält neben sehr vielen ‚eingebauten‘ (‚angeborenen, genetisch bedingten,….) Mechanismen, die sowohl hilfreich als auch störend, belastend sein können, auch verschiedene Möglichkeiten, sich ‚zusätzliche‘ Erkenntnis- Erlebens- und Handlungsebenen zu verschaffen, die über die eingebauten Tendenzen hinausführen können. Die Antonia aus Hoffmanns Erzählungen wird zwischen verschiedenen erlebten Zuständen (Gefühlen) hin und her gerissen, weil sie nicht weiß, wie sie die verschiedenen Gefühle ‚bewerten‘, ‚deuten‘ soll. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir heute in der Kunst der Gefühlsdeutung im Alltag nennenswert weiter gekommen sind. Die Literatur über Gefühle ist zwar uferlos, aber ihr ‚Wahrheitsgehalt‘ erscheint mir gering, da meistens sehr beliebig. Die wissenschaftliche Psychologie hilft partiell weiter, sehr partiell. Das größte Hindernis für einen substantiellen Fortschritt in Sachen besseres Verständnis der menschlichen Emotionen und ihre konstruktive Einbindung in den Alltag sehe ich darin, das wir bislang nicht zugeben können, dass wir fast nichts Brauchbares wissen. Wissenschaft wird zur Pseudowissenschaft, wenn sie vorgibt, mehr zu können als sie wirklich kann.

  15. Eine Oper besteht natürlich nicht nur aus Handlungen und Text, sondern auch aus Klängen, die Handlung und Text ‚umhüllen‘. Sie dringen ins Ohr und bewegen unsere Emotionen (und den Verstand?). Aber, es ist bekannt, dass das visuelle System des Menschen das auditive ‚dominiert‘: erste ’sehen‘ wir und dann ‚hören‘ wir. So entsteht in einer Oper eine diffuse Parallelität zwischen Zuschauer und Zuhörer, zwischen Bild und Klang, eine Parallelität, die naturgemäß nicht ‚aufgeschlüsselt‘ ist. Wer nicht vorher den Text, die Handlung und die Partitur intensiv analysiert hat, der wird nahezu nichts von den Details der Musik ‚mitbekommen‘. Es bleiben im Gesamteindruck Höhen und Tiefen, Laut Leise, diverse Klangfarben, emotionale Schwingungen, anrührende Stimmen, blasse Abschnitte, usw. im ‚Kontext‘ einer Handlung, die anspricht oder nicht. Ist dies eine ‚Versklavung‘ der Musik durch das Auge? Nur, wenn man es so sehen will. Im ‚reinen‘ Konzert wird das Auge weitgehend neutralisiert. Es gibt viele Formen der Einwirkung auf das Gehirn.

GOTT MISSBRAUCHEN

(1) Insofern es ‚Gott‘ als ‚Erstes‘, ‚Höchstes‘, ‚Lebenswertestes‘ usw. gibt, ist die Art und Weise, wie Menschen über dieses ‚Erste‘, ‚Höchste‘ usw. reden, nicht ganz egal. Es ist eine reale Möglichkeit, dass Menschen über ‚Gott‘ in einer Art und Weise reden, die die Sache ‚Gottes‘  ‚falsch‘ darstellt. Es ist eine reale Möglichkeit, dass Menschen ihre individuellen Bilder  und Interessen haben, die NICHT die Sache Gottes sind, und dass diese Menschen etwas ganz und gar Falsches und Schlechtes als die Sache Gottes vorgeben.

(2) Insofern ‚Gott‘ der ‚Schöpfer‘ von allem ist, kann man das ‚Ganze‘, zu dem zwangsläufig auch das Universum gehört, nicht gegen Gott ausspielen! Wer sich für den REALEN Gott interessiert, der muss sich auch für das REALE Universum interessieren. Das Wissen um das Universum, das Wissen um die REALE Welt, kann in keiner Weise gegen Gott gerichtet sein, sondern ist ein solches Wissen, das das ‚wahre Wesen‘ Gottes in diesem Bereich (der möglicherweise nur ein Teil ist) ‚enthüllt‘.

(3) Wer ‚Gott‘ suchen will, muss sich davor hüten, den ‚falschen‘ Bildern hinterher zu laufen, muss sich vor den ‚falschen‘ (natürlicherweise ’selbsternannten‘) Propheten hüten. Nur weil einer behauptet, ‚über Gott‘ zu sprechen, muss er nicht wirklich ‚im Namen Gottes‘ sprechen; nur weil jemand besonders ‚laut‘ und ‚radikal‘ auftritt, ist er nicht automatisch ein ‚wahrer‘ Verkünder. Salbungsvolle Worte, das Drücken auf die Tränendrüsen, stimmungsvolle Inszenierungen, das Einfordern von Hab und Gut, die Einschränkungen von persönlichen Freiheiten, das Verbieten anderer Denkweisen, der Appell an eine formale Autorität, das Schlecht-Reden anderer Menschen, all dies sind Gegebenheiten, die mehr als nur besondere Aufmerksamkeit fordern.

(4) Natürlich kann es passieren, dass Menschen ‚über Gott‘ sprechen und diese sind subjektiv sogar der Meinung, dass das, was sie sagen, auch ‚wirklich wahr‘ sei (obwohl es tatsächlich falsch ist). Dies ist ein schwieriger Fall. Woran können diese Menschen ‚erkennen‘, dass ihr ‚Bild von Gott‘ falsch ist? Sind Sie sich selbst bewusst, dass Sie sich selbst ‚irren‘ können?

(5) Wir als Menschen sind zwar einerseits ein unauflöslicher Teil des umspannenden Phänomen des Lebens auf dem Planeten Erde, wir weisen aber auch die Besonderheit auf, dass unsere Körper ein Gehirn besitzen, das uns in die Lage versetzt, kontinuierlich (und ‚vollautomatisch‘) ‚Bilder‘ von uns selbst und der umgebenden Welt zu haben. Diese Bilder –soviel wissen wir heute– sind nicht die Welt selbst, sondern –wie das Wort schon sagt– sind ‚Bilder‘, ‚Konstruktionen‘ unseres Gehirns auf der Basis der Ereignisse, die unsere Sinnesorgane von den Ereignissen ‚außerhalb‘   und ‚innerhalb‘ unseres eigenen Körpers liefern. Für einfache Verhaltensweisen (wie z.B. sich richtig bewegen) sind diese Bilder ausreichend geeignet. Für kompliziertere Sachverhalte sind diese Bilder schnell ‚unscharf‘, ‚missverständlich‘, ‚falsch‘.  Wer ernsthaft daran interessiert ist, dass diese seine eigenen Bilder von der Welt (und sich selbst) möglichst wenig ‚falsch‘ sind, ist herausgefordert, sich darum zu kümmern, wie er sich selbst vor der ‚Falschheit seiner eigenen Bilder‘ ’schützt‘.

(6) Die grundlegende Herausforderung besteht darin, dass jeder die ‚automatisch erstellten Bilder‘ ‚in seinem eigenen Kopf‘ auf auch für andere nachvollziebare, transparente Weise mit den Gegebenheiten seines eigenen Körpers und den Gegebenheiten außerhalb seines Körpers  ‚vergleicht‘. In manchen Fällen ist dies einfach (z.B. bei der Frage, ob das Geld für alle eingekauften Lebensmittel ausreichend ist), in anderen Fällen kann dies beliebig schwierig werden (dreht sich die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde; ist das Elektron eine Welle oder ein Teilchen….). Von daher ist es vielleicht kein Zufall, dass sich das, was wir neuzeitliche Wissenschaft nennen, erst mit dem Jahrhundert Galileis so langsam zu entwickeln begann und es mehrere hundert Jahre gebraucht hat, bis die sogenannten Methoden der empirischen Wissenschaften ansatzweise ‚global‘ bekannt sind und auch angewendet werden. Dass aber selbst mehr als 400 Jahre nach Galilei  mindestens die Hälfte aller Menschen diese Methoden immer noch nicht wirklich kennt und verstanden hat und diese sogar als ‚Bedrohung‘ der eigenen Bilder von der ‚Welt‘ und von ‚Gott‘ empfindet, zeigt, wie schwer wir Menschen uns tun, die Besonderheiten unseres menschlichen Wissens soweit zu verstehen, dass wir verstehen, warum und wie unser aktuelles Wissen immerwährend gefährdet und vom Ansatz her eher falsch als richtig ist (und zwar gerade da und dort, wo es ‚interessant‘ wird).

(7) Dass jemand ‚falsche‘ Bilder in seinem Kopf mit sich herum trägt ist von daher wahrscheinlicher als dass er ‚richtige‘ Bilder hat. Den ‚wahrheitsliebenden‘ Menschen (Philosoph = philos, sophia = Freund der Weisheit) kann man vor diesem Hintergrund daran erkennen, dass er um seine grundsätzliche und andauernde ‚Bedrohung‘ durch ‚falsche‘ Bilder weiß und er grundsätzlich offen dafür ist, sich von anderen ‚Rat‘ zu holen, sich mit anderen abzustimmen, seinen Wissen immer und immer wieder neu bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu überprüfen. Ein wahrer Philosoph würde NIEMALS behaupten, er sei im Besitz der Wahrheit!!!, weil er weiß, dass ‚wahre Wahrheit ein kontinuierlicher Prozess der Annäherung der subjektiven Bilder an die Gegebenheiten jenseits des Gehirns ist, und dieser Prozess ist solange unvollendet, als wir Erkenntnissuchende in diesem konkreten Körper mit diesem konkreten Gehirn sind.

(8) Solange Menschen um diese ihre ‚ihnen innewohnende‘ Unvollkommenheit wissen, sich aber gegenseitig wert schätzen und sich wechselseitig helfen, die individuellen Unvollkommenheiten durch gemeinsame Verständigung ‚auszugleichen‘, sind Menschen zu erstaunlichen Erkenntnissen und darauf aufbauenden (komplexen) Handlungen fähig. Das Gebäude der neuzeitlichen Wissenschaft mit der damit verwobenen Technologie und vielfältigsten ökonomischen, sozialen, politischen, kulturellen und sonstigen Leistungen ist atemberaubend (insbesondere, wenn man dies auf einer Zeitachse betrachtet und sieht, wie viele tausende, zehntausende und gar hundert tausende Jahre nichts Vergleichbares stattgefunden hat). Verkennen wir Menschen  aber unsere individuellen Grenzen und Unvollkommenheiten, dann verfestigen sich Fehler, Unvollkommenheiten, Falschheiten, verstärken sich sogar und führend zwangsläufig zu falschen Bildern, nicht selten dann sogar zu Unheil.

(9) Die ‚Liebe zur Wahrheit‘ (wahre Philosophie) verlangt also aufgrund der Art und Weise, wie wir Menschen ‚gebaut‘ sind, dass wir nicht nur um unsere eingebauten Grenzen und Unvollkommenheiten wissen, sondern dass wir auch  mit diesen Grenzen und Unvollkommenheiten in der rechten Weise umgehen. Es gibt KEIN EINZIGES BILD (kein einziger Gedanke) in unserem Kopf, der einfach AUS SICH HERAUS ‚wahr‘ ist. ALLE unsere Bilder (Gedanken) sind Konstruktionen unseres Gehirns, die letztlich (am besten mehrfach, und immer wieder) überprüft werden sollten. In diesem Zusammenhang führt ‚Selbstverliebtheit‘, ‚Eitelkeit‘, ‚Hochmut‘ und dergleichen mehr direkt und unweigerlich in die ‚Nacht der falschen Bilder‘.

(10) Es gab –und gibt– immer wieder Menschen, die an das ‚Wunder der direkten umfassenden Wahrheit‘ glauben. Sie glauben (‚Intuition‘, ‚Genie‘, ‚Offenbarung‘,…), sie könnten den langen beschwerlichen Weg der Erkenntnis, bei dem jeder allen anderen ‚dient‘ (und damit umgekehrt von allen anderen sehr viel bekommt) durch etwas ‚Wundersames‘ umgehen; durch den ‚großen Trick‘, durch das ‚Wunder schlechthin‘, durch ‚Magie‘, durch ‚Zauber‘, usw. Dies alles scheint –nach heutigem Wissen–  falsch zu sein.

(11) ALLE Menschen sind ‚Blüten‘ am ‚Baum‘ des Lebens auf dem Planeten Erde, wo schon die materielle Struktur dieses Lebens das bisherige menschliche Begreifen überfordert und bislang nur Raum für grenzenloses Staunen und Wundern läßt. Das Durchdringen der erkennbaren materiellen Strukturen und ihrer atemberaubenden Dynamik von ’scheinbarer Planlosigkeit‘ hin zu immer komplexeren Strukturen, die jeder mathematischen  ‚Zufälligkeit‘  ‚zuwiderlaufen‘, dieses ‚geistige Durchdringen‘ in Richtung eines ‚tieferen‘ und ‚umfassenderen‘ Verstehens hat bislang kaum begonnen. Viele (die meisten?) Menschen sind noch so sehr mit den ‚alten‘ und ‚falschen‘ Bildern in ihrem Kopf beschäftigt, dass sie die atemberaubende Perspektive eines umfassenden Lebensprozesses noch nicht einmal ansatzweise wahrgenommen haben. Manche reden von ‚Gott‘ als dem ‚Schöpfer‘ von allem, haben sich aber noch nie mit der Schöpfung so beschäftigt, dass Sie zu ahnen beginnen könnten, wie ‚in‘ und ‚hinter‘ dem Allem die ewige Präsenz des wahren Schöpfers spürbar wird, der soweit all unseren kleinlichen und unvollkommenen Bilder des Lebens übersteigt, dass das Reden eines einzelnen Menschen über ‚den‘ Schöpfer zwangsläufig zu einer Karikatur zu werden droht, die mehr ‚falsch‘ als ‚wahr‘ ist.

(12) Es gehört zum Geheimnis des Lebens, dass der einzelne angesichts des großen Ganzen wie ‚Nichts‘ erscheint, dass aber das große Ganze ohne jeden einzelnen tatsächlich Nichts ist…..

(13) Ein weiteres Geheimnis ist, dass niemand gezwungen ist, die Wahrheit zu suchen (eine Form von ‚Freiheit zur Unwahrheit’…); ohne die Wahrheit kann das Leben auf dem Planeten Erde allerdings untergehen….