Archiv der Kategorie: Wahrheit als Übereinstimmung

DIE ZUKUNFT WARTET NICHT – 2117 – PHILOSOPHISCHE WELTFORMEL – Teil 4 – MIND-GEIST …

KONTEXT

  1. Diesem Beitrag ging ein Blogeintrag voraus mit einer einleitenden methodischen Reflexion sowie die Identifizierung einer ersten Periode im Phänomen des biologischen Lebens auf der Erde.Periodisierung der biologischen Evolution nach speziellen Kriterien. Siehe Text.

UR-GEDÄCHTNIS, ABSTRAKTES WISSEN

  1. Ein wichtiger Punkt der ersten Periode des biologischen Lebens ist jene Struktur, welche erstmalig im Universum die Überwindung der Gegenwart durch eine gedächtnishafte Kumulierung von Eigenschaften und Beziehungen (Speichermolekül, Bauplan, Genom…) erlaubt, wodurch die Erfolge der Vergangenheit in die aktuelle Gegenwart hinein wirken können.
  2. Die Herrschaft des Augenblicks wird damit ansatzweise überwunden. Nicht mehr das aktuell Faktische (‚Seiende‘) ist die eigentliche Wahrheit,  sondern erinnerte Eigenschaften und Beziehungen werden zu einer höheren Wahrheit, einer Wahrheit zweiter Ordnung; das Abstrakte und darin Virtuelle erweist sich als die bessere Aussage über die Gegenwart. Das gegenwärtig Stattfindende, aktuell in die Sinne Springende, ist nur ein Aspekt an einem dynamischen Geschehen, das als Geschehen mehr von der Wirklichkeit, vom Leben enthüllt, als das jeweils aktuell Seiende.
  3. Rückblickend gewinnt damit der Prozess, der zur Entstehung der ersten Zelle führte, ein eminent philosophische Bedeutung: wie konnte die sogenannte tote und dumme, schlichtweg die geistlose Materie, in der Lage sein, im Meer der Atome und Moleküle auf der frühen Erde eine Prozessumgebung bereit zu halten, in der sich chemische Prozesse so abspielten, dass nicht nur neue Energieumwandlungs- und -nutzungskonzepte entstehen konnten, sondern zugleich der Prozess sich selbst in Form eines Moleküls so kodiert, dass er sich bei der Selbstreproduktion auch wieder dekodieren konnte. Für die molekularbiologischen Details dieses komplexen Prozesses sei auf entsprechende Literatur verwiesen (Neben z.B. Christian de Duve sei noch vierwiesen auf The Origin and Nature of Life on Earth: The Emergence of the Fourth Geosphere. Cambridge University Press, 2016, Smith, Eric and Morowitz, Harold J.). Philosophisch entscheidend ist  letztlich, was durch diese komplexen Prozesse an wirkender Struktur und Funktionalität oberhalb der molekularen Ebene entstanden ist, welche die sich selbst reproduzierende Zelle mit einer ersten Form von Wissen ausgestattet haben.

UR-AUTOMAT, UR-ALGORITHMUS

  1. Die Besonderheit dieses ersten Wissens (‚Proto-Wissen‘, ‚Ur-Wissen‘…) liegt in seinem algorithmischen Charakter: im Wechselspiel mit den dekodierenden Elementen einer Zelle zeigen diese Strukturen eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Konzept der Turingmaschine, das 1936 von Alan M.Turing entdeckt wurde, um das Phänomen der Berechenbarkeit zu beschreiben. Wie sich herausstellte, lassen sich alle Computer, die zeitlich nach Turing als reale Maschinen entwickelt wurden, bislang mit dem abstrakten Konzept der Turingmaschine beschreiben. [ANMERKUNG: Dass die neu entwickelten Quantencomputer von diesem Konzept abweichen, müsste erste noch bewiesen werden. Denn dass Prozesse ‚sehr schnell‘ sind, ‚parallel‘ stattfinden, und mehr als nur ‚zwei Zustände‘ kennen, sprengt das mathematische Konzept der Turingmaschine nicht notwendigerweise.]
  2. Diese Strukturähnlichkeit des Automatenkonzepts mit den elementaren Wissensnutzungskonzepten der ersten biologischen Zellen (und dann natürlich aller NachfolgerInnen) ist philosophisch von Interesse. Es legt die Vermutung nahe, dass das moderne algorithmische Informationsverarbeitungskonzept möglicherweise eine elementare Eigenschaft des biologischen Lebens selbst anzeigt, das ja nicht in einzelnen isolierten Komponenten besteht, sondern als ein dynamischer Zusammenhang auftritt, der auf der Basis der Eigenschaften der Materie in der Lage ist, solche Prozesse zum Laufen zu bringen, in denen sich dynamische Eigenschaften des Universums in geeignete abstrakte Kodierungen übersetzen lassen, die wiederum zu Befehlsketten für neue Prozesse werden können.

UR-ZEICHEN, UR-SEMIOTISCHER AKTEUR

  1. Mit Blick auf den weiteren Fortgang der biologischen Evolution ist auch noch folgender Perspektivwechsel von Interesse. Die Kodierung von Realität in eine repräsentierende Struktur mittels eines Materials für die Codeelemente (hier: Atomverbindungen im Kontext eines Moleküls) und die Dekodierung der im Material angeordneten Codeelemente mittels einer Dekodierungsvorschrift, kann man auch als semiotischen Prozess verstehen: die zu kodierende (auch prozesshafte) Realität bildet dann die Bedeutung (‚meaning‘), die in einem Zeichenmaterial (die Codeelemente) repräsentiert wird, und der Zusammenhang zwischen Zeichenmaterial und Bedeutung wird über eine Bedeutungsbeziehung hergestellt, welche immer eine prozesshafte Instanz sein muss, die sowohl die Kodierung wie auch die Dekodierung leisten kann. Innerhalb einer realisierten Bedeutungsbeziehung erscheint das Zeichenmaterial dann als Zeichen für die Bedeutung und umgekehrt wird die bezeichnete Realität zur Bedeutung des Zeichens.
  2. Außerhalb der Bedeutungsbeziehung gibt es weder Bedeutung noch Zeichen. Zeichen und Bedeutung sind an eine prozesshafte Instanz gebunden, durch die diese Beziehung generiert und realisiert wird. Nennt man jene prozesshafte Instanz, die Zeichenbeziehungen ermöglicht, einen semiotischen Akteur, dann ist die erste biologische Zelle der erste semiotische Akteur des Universums. Das Prozessmodell, das hier zum Tragen kommt ist – jenseits der molekularbiologischen Perspektive – das eines Automaten, das einer Turingmaschine, und damit repräsentiert die biologische Zelle – in philosophisch formaler Sicht – den ersten algorithmischen semiotischen Akteur des Universums.
  3. Zum Zeichenkonzept gehört auch, dass es konventionell ist: es ist beliebig, welches Ausdrucksmaterial die Prozessinstanz welchen möglichen Realitäten zuordnet. Das Beschränkende daran ist, dass die Zeichenbeziehung, die dann faktisch eingerichtet wurden, spezifisch sind: alle semiotischen Akteure, die die gleiche Zeichenbeziehung benutzen wollen, müssen sich bezüglich der Zeichenbeziehung koordinieren. Das Entgrenzende an einer Zeichenbeziehung ist, dass sie im Prinzip die gesamte Realität in sich aufnehmen kann. Durch einen semiotischen Prozess kann man die empirische Realität in eine abstrakt-virtuelle Realität transformieren und dabei zugleich verändern. Die veränderte virtuelle Realität kann dann dazu benutzt werden, um die empirische Realität im Hinblick auf mögliche zukünftige empirische Zustände zu befragen und neue Varianten voraus zu denken.
  4. Die Verfügbarkeit einer Zeichenbeziehung gibt damit einem individuellen System eine potentiell unbegrenzte Macht zum Verändern. Andererseits funktioniert dies nur, wenn der semiotische Akteur nicht alleine agiert, sondern als Teil einer Kollektion von semiotischen Akteuren. Jeder kann zwar die Zeichenbeziehung für sich ändern, sie gehört aber niemandem alleine. Es ist ein kollektives Wissen, das sich den einzelnen schafft und durch die Aktivität des einzelnen partiell, graduell modifizierbar ist.
  5. In der Phase der ersten semiotischen Revolution des Lebens wurde die Einheit der Zeichenbeziehung gewahrt durch die gemeinsame Nutzung der RNA- und DNA-Moleküle samt deren molekularen Kodierungs- und Dekodierungsstrukturen, die allen Zellen gleich sind. Und diese gesamte Zeichenstruktur war realisiert als eine universelle Turingmaschine.

 

REPRÄSENTATIONSPROBLEME

 

  1. Man kann sich fragen, in welcher Weise sich diese biologisch vorfindbaren Strukturen und Dynamiken im bisherigen Komplexitätskonzept identifizieren lassen? Wie lässt sich eine algorithmische semiotische Prozessstruktur mit Gedächtnis systemtheoretisch fassen? Was sagen schon Input-Output Mengen, interne Level, mit Blick auf solch komplexe Eigenschaften?
  2. Zeitlich punktuelle und beziehungsmäßig isolierte repräsentierende Strukturen können offensichtlich Phänomene, die sich in der Zeit erstrecken und in Wechselwirkungen stattfinden, nicht angemessen repräsentieren. Dazu kommen semiotische Eigenschaften und auch Erfolgskriterien der empirischen Systeme, die sich neben der Zeit auch in übergeordneten Strukturen repräsentieren (wenn überhaupt).
  3. Zusätzlich gibt es das Phänomen der Strukturveränderung STR im Laufe der Zeit, die zugleich einhergeht mit Verhaltensänderungen f. Und diese Veränderungen erfolgen nicht isoliert, sondern in einem Feld anderer Strukturen {<STR1,f1>, …, <STRn,fn>}(t1) ==> {<STR1,f1>, …, <STRn,fn>}(t1+1) und von Umgebungskontexten {C1, …, Cn}(t1)==> {C1, …, Cn}(t1+1) , die sich mit verändern.
  4. Jede einzelne biologische Struktur ist zudem Teil einer übergreifenden biologischen Population POP, die einen ähnlich kodierten Wissensspeicher G teilt, also POP = {Menge aller STRi für die gilt, dass ihr kodiertes Wissen Gi zur einer Ähnlichkeitsklasse Gi gehört}.
  5. Hier deuten sich komplexe Vernetzungsstrukturen in der Zeit an, die in dem bisherigen Komplexitätskonzept nicht befriedigend repräsentiert sind.
  6. Mit diesen ungelösten Fragen im Hinterkopf stellt sich die weitere Frage, welche der nachfolgenden Ereignisse in der biologischen Evolution eine weitere Steigerung der Komplexität manifestieren?

 

GEHIRN – BEWUSSTSEIN – GEIST

 

  1. Man kann beobachten, wie biologische Zellen sich in nahezu alle Lebensbereiche der Erde ausbreiten: im Meer, im Sediment, auf Land, in der Luft, in heißen und kalten Umgebungen, ohne und mit Sauerstoff, in immer komplexeren Verbänden von Zellen, mit immer komplexeren Strukturen innerhalb der Verbände, mit komplexer werdenden Kooperationen aufgrund von Kommunikation, als Pflanzen und Tiere, als Einzelgänger arbeitend, in Gruppen, Schwärmen, ganzen ‚Staaten‘, mit immer komplexeren Sprachen, mit Schriftsystemen, mit immer komplexeren Werkzeugen, …
  2. … die äußerlich beobachtbaren immer komplexer werdenden Verhaltensweisen korrelieren mit einer zunehmenden Verdichtung der internen Informationsverarbeitung mittels spezialisierter Zellverbände (Nervensystem, Gehirn). Die aktuelle Wahrnehmung der eigenen Körperzustände wie Eigenschaften der Umgebung wurde immer differenzierter. Die Informationsverarbeitung kann Wahrnehmungsereignisse abstrahieren, speichern und erinnern... Im Erinnerbaren lassen sich Unterschiede und Veränderungen erkennen, darin Beziehungen, zugleich kann Gegenwärtiges, Erinnertes neu kombiniert (Denken, Planen) werden. Dazu entwickelt sich die Fähigkeit, aktuell Wahrgenommenes symbolisch zu benennen, es mit anderen zu kommunizieren. Dies erschließt neue Dimensionen der Orientierung in der Gegenwart und über die Gegenwart hinaus.
  3. Wichtig ist, dass man diese neuen Fähigkeiten und Leistungen nicht direkt am Nervensystem ablesen kann (obgleich dies immer größer und dichter wird), sondern nur über das beobachtbare Verhalten, über die Wechselwirkungen mit anderen Systemen und der Umgebung. So ist das Gehirn von Säugetieren strukturell systemisch nicht wirklich verschieden, aber die Verhaltensweisen der jeweiligen Systeme im Verbund sind markant anders.
  4. Dies deutet auf eine neue Form von Dualität (oder wie andere vielleicht sagen würden), von Dialektik hin: die zunehmende Komplexität des Verhaltens korrespondiert mit einer entsprechend anwachsenden komplexen Umgebung, die ihre empirische Fundierung im Körper, im Gehirn zu haben scheint, aber andererseits kann sich diese Komplexität nur entfalten, nur zeigen, nur manifestieren, in dem Maße, wie diese äußere Komplexität empirisch verfügbar ist. Von daher ist es möglicherweise fruchtlos, zu fragen, was hier Ursache für was ist: das Gehirn für die Umgebung oder die Umgebung für das Gehirn. Manche sprechen hier ja auch von Ko-Evolution. Entscheidend ist offensichtlich der Prozess, durch den sich diese Wechselbeziehungen entfalten und wirken können. Dies impliziert, dass die beteiligten Strukturen plastisch, veränderlich sind.
  5. In der klassischen Philosophie nannte man ein komplexes Verhalten dieser Art ‚geistig‘, da man es im Organismus auf das Prinzip des Pneumas, der Psyche, des Geistes zurückführte (ohne letztlich zu wissen, was das jeweils ‚an sich‘ sein sollte). In diesem Verständnis könnte man formulieren, dass Lebensformen entstanden, deren Verhalten eine Komplexität zeigén, die man als geistig bezeichnen könnte.
  6. Dieses Aufkommen des Geistes (‚Emerging Mind‘) definiert sich damit nicht über die direkt messbaren Strukturen (Nervensystem, Struktur, Umfang,..), sondern über den Umfang der möglichen Zustände des Verhaltens, das direkt abhängig ist sowohl von den möglichen Zuständen des Gehirns, des zugehörigen Körpers, aber auch über die Gegebenheiten der Umwelt. Anders ausgedrückt, das neue Potential dieser Lebensform erkennt man nicht direkt und alleine an ihren materiellen Strukturen, sondern an der Dynamik ihrer potentiellen inneren Zustände in Wechselwirkung mit verfügbaren Umwelten. Es ist nicht nur entscheidend, dass diese Systeme symbolisch kommunizieren konnten, sondern auch WAS; nicht entscheidend alleine, dass sie Werkzeuge bilden konnten, sondern auch WIE und WOZU, usw.
  7. Es ist nicht einfach, dieses neue Potential angemessen theoretisch zu beschreiben, da eben die rein strukturellen Elemente nicht genügend aussagestark sind. Rein funktionelle Aspekte auch nicht. Es kommen hier völlig neue Aspekte ins Spiel.
  8. Für die Frage, wann ungefähr zeitlich solche Lebensformen auf der Erde auftreten, gibt es möglicherweise nicht den einen Zeitpunkt, sondern eher ein Zeitkorridor, innerhalb dessen sich unterschiedliche Phänomene angesammelt haben, die zusammen dann solch einen neuen Komplexitätshöhepunkt anzeigen. (Beginn Hominisation ca. -7 bis -5 Mio ; Migrationswellen ausgehend von Afrika (-130.000 bis -115.000 und -100.000 bis -50.000) ; Entstehung der Schrift  ca. -4000 im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds)

 

KOEXISTENZ VON GEIST UND GESELLSCHAFT

  1. Da alle Handlungen des Menschen, die über den Augenblick hinausgehen, an seine Erinnerungs- und Denkfähigkeit gebunden sind, durch die der Augenblick in real erfahrene oder virtuell vorstellbare Zusammenhänge nach hinten und vorne eingebettet werden kann, wird man die gesamte Entwicklung komplexer Gesellschaften immer nur unter Voraussetzung einer entsprechenden Kommunikation und entsprechender Wissensmodelle verstehen können. Das verfügbare Wissen kann stabilisieren, konservieren und – im negativen Fall – blockieren, und im positiven Fall Alternativen aufzeigen, neue Möglichkeiten, Ursache-Wirkung Zusammenhänge deutlich machen.
  2. Daraus legt sich nahe, dass eine Theorie der Gesellschaft die handelnden semiotischen Akteure als Grundelemente umfassen sollte.
  3. Während eine biologische Population von Systemen durch den gemeinsamen biologischen Bauplan (realisiert im DNA-Molekül samt zugehöriger Dekodierungsstruktur) charakterisiert ist, definiert sich eine Gesellschaft von Systemen über gemeinsamen Wissensmodelle mit den zugehörigen semiotischen Prozessen (die Redeweise von den Memen, die Dawkins 1976 eingeführt hat, ist hier möglicherweise zu schwach) sowie den zugehörigen empirischen Umweltkontexten. Zu sagen, dass es eine Ko-Evolution zwischen Umgebung und Gesellschaft gibt ist zu schwach: entscheidend ist die Mikrostruktur des Prozesses und der hier wirkenden Faktoren in einem Multi-Agenten-Prozess mit Wissensanteilen und Bedeutung.

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AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 15

VORGESCHICHTE

Für einen Überblick zu allen vorausgehenden Beiträgen dieser rekonstruierenden Lektüre von Avicennas Beitrag zur Logik siehe AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – BLITZÜBERSICHT.

Übersicht zum Wissen K bestehend aus Ausdrücken E, Objekten O sowie Bedeutungsbeziehungen M
Übersicht zum Wissen K bestehend aus Ausdrücken E, Objekten O sowie Bedeutungsbeziehungen M

WAHR UND FALSCHE AUSSAGEN

1. Nach dem Blogeintrag Avicenna 14b gibt es jetzt Ausdrücke A, B, …, die ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ sein können und die wir deshalb ‚Aussagen‘ (auch ‚Propositionen‘) nennen. Aussagen können mittels aussagenlogischer Operatoren wie ‚NEGATION‘, ‚UND‘, ‚IMPLIKATION‘ usw. zu komplexeren Ausdrücken so verknüpft werden, dass jederzeit ermittelt werden kann, wie der Wahrheitswert des komplexen Ausdrucks lautet, wenn die Wahrheitswerte der Teilausdrücke bekannt sind. Ob im Einzelfall eine Aussage A ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ ist, muss durch Rückgriff auf ihre Bedeutungsbeziehung M(A) geklärt werden. Bislang ist nur klar, dass die Bedeutungsbeziehung M nur allgemein eine Beziehung zu den (kognitiven) Objekten O herstellt (siehe Grafik oben).

2. Avicenna spricht aber nicht nur von Aussagen A allgemein, sondern unterscheidet die Teilausdrücke ‚Subjekt‘ S und ‚Prädikat‘ P, zusätzlich oft noch ‚Quantoren‘ Q.

FEINSTRUKTUR DER BEDEUTUNG VON AUSDRÜCKEN

3. Man kann und muss dann die Frage stellen, ob und wie sich auf der Bedeutungsseite die Unterscheidung in S und P auf der Ausdrucksseite widerspiegelt?

ECHTE UND UNECHTE OBJEKTE

4. In vorausgehenden Blogeinträgen zu Avicenna (Avicenna 4, 5, 7 und 11) wurde schon unterschieden zwischen ‚echten‘ und ‚unechten‘ Objekten. ‚Unechte Objekte‘ sind solche Wissenstatbestände, die man zwar identifizieren und unterscheiden kann, die aber immer nur im Kontext von ‚echten Objekten‘ auftreten. ‚Unechte‘ Objekte werden meistens als ‚Eigenschaften‘ bezeichnet. Beispiel: die Farbe ‚Rot‘ können wir wahrnehmen und z.B. von der Farbe ‚Blau‘ unterscheiden, die Farbe ‚Rot‘ tritt aber nie alleine auf so wie z.B. Gegenstände (Tassen, Stühle, Früchte, Blumen, …) alleine auftreten.

5. Hier wird davon ausgegangen, dass die Objekthierarchie O primär von echten Objekten gebildet wird; unechte Objekte als Eigenschaften treten nur im Kontext eines echten Objekts auf.

GATTUNG UND ART; KATEGORIEN

6. Ein Objekt kann viele Eigenschaften umfassen. Wenn es mehr als ein Objekt gibt – also O1, O2, … — die sowohl Eigenschaften Ex gemeinsam haben wie auch Eigenschaften Ey, die unterschiedlich sind, dann kann man sagen, dass alle Objekte, die die Eigenschaften Ex gemeinsam haben, eine ‚Gattung‘ (‚genus‘) bilden, und dass man anhand der ‚unterscheidenden Eigenschaften Ey‘ unterschiedliche ‚Arten‘ (’species‘) innerhalb der Gattung unterscheiden kann.

7. Gattungen, die keine Gattungen mehr ‚über sich‘ haben können, sollen hier ‚Kategorien‘ genannt werden.

ONTOLOGISCHE UND DEFINITORISCHE (ANALYTISCHE) WAHRHEIT

8. Bislang ist der Wahrheitsbegriff $latex \top, \bot$ in dieser Diskussion an der hinreichenden Ähnlichkeit eines vorgestellten/ gedachten kognitiven) Objekts $latex a \in Oa$ mit sinnlichen wahrnehmbaren Eigenschaften $latex s \subseteq Os$ festgemacht worden. Ein ‚rein gedachtes Objekt $latex a \in Oa$ ist in diesem Sinne weder ‚wahr‘ $latex \top$ noch ‚falsch‘ $latex \bot$.

9. Setzt man allerdings eine Objekthierarchie O voraus, in der man von einem beliebigen individuellem Objekt a immer sagen kann, zu welchem Objekt Y es als seiner Gattung gehört, dann kann man eine Aussagen der Art bilden ‚a ist eine Tasse‘.

10. Wenn man zuvor in einer Definition vereinbart haben sollte, dass zum Begriff der ‚Tasse‘ wesentlich die Eigenschaften Ex gehören, und das Objekt a hätte die Eigenschaften $latex Ex \cup Ey$, dann würde man sagen, dass die Aussage ‚a ist eine Tasse‘ ‚wahr‘ ist, unabhängig davon, ob es zum kognitiven Objekt a ein ’sinnliches‘ ‚Pendant‘ geben würde oder nicht. Die Aussage ‚a ist eine Tasse‘ wäre dann ‚rein definitorisch‘ (bzw. ‚rein analytisch‘) ‚wahr.

11. Im Gegensatz zu solch einer rein definitorischen (analytischen) Wahrheit eines Objekts a, die als solche nichts darüber sagt, ob es das Objekt a ‚tatsächlich‘ gibt, soll hier die ursprünglich vereinbarte ‚Wahrheit‘ durch Bezug auf eine ’sinnliche Gegebenheit‘ $latex s \subseteq Os$ ‚ontologische‘ Wahrheit genannt werden, also einer Wahrheit, die sich auf das ‚real Seiende‘ in der umgebenden Welt W bezieht.

12. [Anmerkung: Dieses – auch im Alltagsdenken – unterstellte ‚Sein‘, die unterstellte übergreifende ‚Realität‘ ist nicht nur eine ‚Extrapolation‘ aufgrund sinnlicher Gegebenheiten ‚im‘ wissenden System, sondern ist in seiner unterstellten ‚Realität‘ auch nur eine sehr spezifische Form von Realität. Wie wir heute aufgrund immer komplexerer Messprozeduren wissen, gibt es ‚Realitäten‘, die weit jenseits aller sinnlichen Qualitäten liegen. Es fällt uns nur nicht so auf, weil diese gemessenen Eigenschaften X durch allerlei Prozeduren für unsere Sinnesorgane ‚umgerechnet‘, ‚transformiert‘ werden, so dass wir etwas ‚Sehen‘ oder ‚Hören‘, obgleich das gemessene X nicht zu sehen oder zu hören ist.]

13. Solange wir uns in unseren Aussagen auf das Enthaltensein eines Objektes a in einem Gattungsobjekts X beschränken ‚a ist ein X‘ oder das Feststellen von Eigenschaften der Art ‚a hat b‘ kann man sagen, dass eine Aussagestruktur wie (S P) wie folgt interpretiert werden kann: Es gibt einen Ausdruck A=(AsAp), bei dem ein Ausdrucksteil As sich auf ein echtes Objekt M(As) = $latex a \in Oa$ bezieht und der andere Ausdrucksteil Ap bezieht sich auf die Beziehung zwischen dem Objekt a und entweder einem Gattungsobjekt X (Ap = ‚ist ein X‘) oder auf eine Eigenschaft Y (Ap = ‚hat Y‘).

14. Derjenige Ausdrucksteil As, der sich auf das echte Objekt a bezieht, ‚von dem‘ etwas ausgesagt werden soll (‚ist ein…‘, ‚hat …‘), dieser Ausdrucksteil wird als ‚Subjekt‘ S bezeichnet, und der Ausdrucksteil Ap, mittels dem etwas über das Subjekt ausgesagt wird, wird ‚Prädikat‘ P genannt.

15. Hierbei ist eine gewisse ‚Asymmetrie‘ zu beachten. Die Bedeutung vom Ausdrucksteil As – M(As) – bezieht sich auf eine ‚konkrete‘ Eigenschaftsstruktur innerhalb der Objekthierarchie. Die Bedeutung vom Ausdrucksteil Ap – M(Ap) – bezieht sich auf eine ‚Beziehung‘ / ‚Relation’/ ein ‚Verhältnis‘ [R] zwischen dem bezeichneten Bedeutungsobjekt M(As) = a und einem anderen bezeichneten Bedeutungsobjekt M(Ap), also R(M(As), M(Ap)). Die Beziehung R ist selbst kein ‚Objekt‘ so wie das Objekt a oder das implizit angenommene ‚Bezugsobjekt‘ X bzw. Y von a. Eine solche Beziehung R setzt – um prozessural ‚hantierbar‘ zu sein – eine zusätzliche ‚Objektebene‘ voraus, auf der es ein R-Objekt gibt, das die Beziehung zwischen dem a-Objekt und dem X-Y-Objekt ‚repräsentiert.

16. [Anmerkung: Bei ’neuronalen Netzen‘ wäre das R-Objekt jenes Neuron, das die Verbindung zwischen zwei anderen Neuronen ‚realisiert‘.]

17. Fassen wir zusammen: Bei einem Ausdruck A der Art A=’Hans ist ein Mensch‘ gibt es den Ausdrucksteil As=’Hans‘ und den Ausdrucksteil Ap=’ist ein Mensch‘. Die Bedeutung des Ausdrucksteils As M(As) als M(‚Hans‘) ist ein Objekt h in der unterstellten Bedeutungshierarchie O des Sprechers, das gewisse Eigenschaften E(h) besitzt. Die Bedeutung des Ausdrucksteils Ap als M(Ap) bzw. M(‚ist ein Mensch‘) ist sowohl ein Objekt M mit Eigenschaften E(M) als auch eine Beziehung R_ist zwischen dem Objekt h und dem Objekt M, also R_ist(h,M). Die Beziehung ist definitorisch/ analytisch ‚wahr‘ wenn es gilt, dass die definierenden Eigenschaften E(M) des Objekts Mensch M auch bei den Eigenschaften E(h) von Hans zu finden sind, also $latex E(M) \subset E(h)$ .

BEZIEHUNGSRAUM – TRANSZENDENTALE BEDINGUNGEN

18.

Fortsetzung folgt

QUELLEN

  • Avicenna, ‚Avicennas Treatise on Logic‘. Part One of ‚Danesh-Name Alai‘ (A Concise Philosophical Encyclopedia) and Autobiography, edited and translated by Farang Zabeeh, The Hague (Netherlands): Martinus Nijhoff, 1971. Diese Übersetzung basiert auf dem Buch ‚Treatise of Logic‘, veröffentlicht von der Gesellschaft für Nationale Monumente, Serie12, Teheran, 1952, herausgegeben von M.Moien. Diese Ausgabe wiederum geht zurück auf eine frühere Ausgabe, herausgegeben von Khurasani.
  • Digital Averroes Research Environment
  • Nicholas Rescher (1928 – ),The Development of Arabic Logic. University of Pittsburgh Press, 1964
  • Hans-Jörg Sandkühler (Hg.) unter Mitwirkung von Dagmar Borchers, Arnim Regenbogen, Volker Schürmann und Pirmin Stekeler-Weithofer, ‚Enzyklopädie Philosophie‘, 3 Bd., Hamburg: FELIX MEINER VERLAG, 2010 (mit CD-ROM)
  • Stanford Encyclopedia of Philosophy, Aristotle’s Logic
  • Whitehead, Alfred North, and Bertrand Russell, Principia Mathematica, 3 vols, Cambridge University Press, 1910, 1912, and 1913; Second edition, 1925 (Vol. 1), 1927 (Vols 2, 3). Abridged as Principia Mathematica to *56, Cambridge University Press, 1962.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume One. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-182-3.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume Two. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-183-0.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume Three. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-184-7

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AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 8

VORGESCHICHTE

1. In einem ersten Beitrag AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 1 hatte ich geschildert, wie ich zur Lektüre des Textes von Avicenna gekommen bin und wie der Text grob einzuordnen ist. In einem zweiten Beitrag AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 2 ging es um die Frage, warum überhaupt Logik? Avicenna führt erste Unterscheidungen zu verschiedenen Wissensformen ein, lässt aber alle Detailfragen noch weitgehend im Dunkeln. Im Teil AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 3 ging es um einfache und zusammengesetzte Begriffe, und bei den einfachen Begriffen um ‚individuelle‘ und ‚universelle‘. Schon hier zeigt sich der fundamentale Unterschied zwischen der antiken und der modernen-formalen Logik. In der antiken Logik wird die Ausdrucksebene E – und einer sich daran manifestierenden Folgerungslogik – immer in Verbindung mit einer zugehörigen Bedeutungsstruktur gesehen, die sich an einer Objektstruktur O festmacht. Die moderne formale Logik kennt zwar auch ‚Semantiken‘ und ‚Ontologien‘, diese sind aber ’sekundär‘, d.h. es werden nur solche ‚formalen Semantiken‘ betrachtet, die zum vorausgesetzten syntaktischen Folgerungsbegriff ‚passen‘. Dies sollte dann später an konkreten Beispielen diskutiert werden. Hier liegt der Fokus auf der antiken Logik im Sinne Avicennas. Im Abschnitt AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 4 knüpft Avicenna an den zuvor eingeführten Begriff des ‚universellen‘ Begriffs an und betrachtet jetzt solche als ‚universell‘ bezeichneten Ausdrücke in einem Ausdruckskontext von aufeinanderfolgenden Ausdrücken. Alle diese Ausdrücke könnte man im Sinne der antiken Logik auch als ‚Urteile‘ bezeichnen, durch die einem bestimmten Ausdruck durch andere Ausdrücke bestimmte Bedeutungen (Eigenschaften) zu- oder abgesprochen werden. Hier unterscheidet er die Fälle eines ‚wesentlichen‘ Zusammenhanges zwischen zwei Begriffen und eines ’nicht wesentlichen‘ – sprich ‚akzidentellen‘ – Zusammenhangs. Im Abschnitt AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 5 führt Avicenna eine Reihe von neuen technischen Begriffen ein, die sich nicht alle in ihrer Bedeutung widerspruchsfrei auflösen lassen. Es handelt sich um die Begriffe ‚Genus‘, ‚Spezies‘, Differenz, allgemeine und spezielle Akzidens, den Begriff ‚Kategorie(n)‘ mit den Kategorien ‚Substanz‘, ‚Qualität‘ und ‚Quantität‘. Die Rekonstruktion führt dennoch zu spannenden Themen, z.B. zu einem möglichen Einstieg in das weltverändernde Phänomen der kognitiven Evolution. Im Abschnitt AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 6 geht es um die Begriffe ‚Definition‘ und ‚Beschreibung‘. Im Verhältnis zwischen beiden Begriffen geht die Beschreibung der Definition voraus. In der ‚Definition‘, die Avicenna vorstellt, wird ein neuer Ausdruck e mittels anderer Ausdrücke <e1, …, ek>, die sich auf schon bekannte Sachverhalte beziehen, ‚erklärt‘. Die von Avicenna dann vorgenommene Erklärung, was eine ‚Definition‘ sei, hängt u.a. stark ab von dem Begriff der ‚Bekanntheit‘ und dem Begriff des ‚wahren Wesens‘. Für die Tatsache, dass ein Mensch A bestimmte Ausdrücke <e1, …, ek> einer Sprache L ‚kennt‘ oder ’nicht kennt‘, dafür gibt es keine allgemeinen Regeln oder Kriterien. Von daher macht die Verwendung der Ausdrücke ‚bekannt’/ ’nicht bekannt‘ eigentlich nur Sinn in solch einem lokalen Kontexten W* (z.B. einem Artikel, ein Buch, ein Vortrag, …), in dem entscheidbar ist, ob ein bestimmter Ausdruck e einer Sprache L schon mal vorkam oder nicht. Schwierig wird es mit dem Begriff des ‚wahren Wesens‘. In meiner Interpretation mit der dynamischen Objekthierarchie gibt es ‚das wahre Wesen‘ in Form von Objekten auf einer Stufe j, die Instanzen auf Stufen kleiner als j haben. Dazu gab es weitere Überlegungen. Im folgenden Abschnitt AVICENNAS ABHANDLUNG ZUR LOGIK – Teil 7 beschreibt Avicenna syntaktisch zusammengesetzte, aber semantisch einfache Ausdrücke. Innerhalb der Ausdrücke unterscheidet er die Teileausdrücke ‚Name‘, ‚Verb‘ und ‚Präposition‘. Die unterschiedliche Charakterisierung erfolgt nicht aufgrund der syntaktischen Form, sondern aufgrund der semantischen Eigenschaften, die mit diesen Ausdrücken verbunden werden. Neben dem Objektbezug, der die eigentliche Bedeutung fundiert, gibt es im Bedeutungsraum auch noch den zeitlichen und den räumlichen Aspekt. Das Zusammenspiel von Bedeutung und Ausdruck wird angerissen.

AUSSAGEN/ FESTSTELLUNGEN – WAHR oder FALSCH

2. Nun wendet sich Avicenna zusammengesetzten (engl.: ‚compound‘) ‚Aussagen‘ (engl.: ‚proposition‘) bzw. ‚Feststellungen‘ (engl.: ’statements‘) bzw. ‚bekräftigende Rede‘ (engl.: ‚affirmative speech‘) zu.
3. Stillschweigend wird hier vorausgesetzt, dass eine Aussage mit den im vorausgehenden Abschnitt charakterisierten semantischen Ausdruckstypen (Name, Verb, Präposition) realisiert ist.
4. ‚Aussagen‘ [P] sind alle jene Ausdrücke E, von denen man sagen kann, sie treffen zu (sind ‚wahr‘), oder sie treffen nicht zu (sind ‚falsch‘); Aussagen sind eine echte Teilmenge aller Ausdrücke, $latex P \subset E$.
5. Avicenna unterscheidet drei Arten von Aussagen:
6. Beispiele für ‚kategorische‘ Aussagen sind (Der Mensch)(ist)(ein Lebewesen) bzw. (Der Mensch)(ist nicht)(ein Lebewesen).
7. Beispiele für ‚Disjunktiv-konditionelle‘ (engl.:‘ ‚disjunctive conditional‘) Aussagen sind (Etwas)(ist)(dies)(oder)(jenes) bzw. (Etwas)(ist nicht)(dies)(oder)(jenes) (oder: (Es ist nicht der Fall, dass)(Etwas)(ist)(dies)(oder)(jenes).
8. Beispiele für ‚Konjunktiv-konditionelle‘ (engl.:‘ ‚conjunctive conditional‘) Aussagen sind (Wenn)(dies)(der Fall ist)(dann)(ist auch)(das)(der Fall) oder (Weil)(dies)(der Fall ist)(ist)(auch)(das der Fall) oder (Und nicht)(Wenn)(dies)(der Fall ist)(oder)(das)(der Fall ist).

DISKUSSION

WAHR/FALSCH

9. Zunächst einmal die Formulierung, ‚dass etwas der Fall sei‘ als Kriterium für die Eigenschaft ‚wahr‘ und die Formulierung ‚dass etwas nicht der Fall sei‘ als Kriterium für die Eigenschaft ‚falsch‘.
10. Aussagen bilden eine Kombination aus Ausdruck e und Bedeutungskomponente m aus dem Bedeutungsraum M.
11. Vom Sprecher/ Hörer wird angenommen, dass er die Beziehung zwischen e und m ‚kennt‘, schreiben wir K(e,m) (für die Beziehung KNOW [K] mit $latex K \subseteq E \times M$).
12. Jetzt wird gesagt, dass eine solche Beziehung K(e,m) ‚zutreffen‘ kann oder ’nicht zutreffen‘ kann, bzw. ‚wahr’/ ‚falsch‘ sein kann.
13. Dies bedeutet, es muss einen zusätzlichen Aspekt, einen zusätzlichen Umstand Y geben, wodurch ein Sprecher/ Hörer zu solch einer Charakterisierung kommen kann.
14. Dieser zusätzliche Umstand Y muss ‚veränderlich‘ sein, d.h. er muss in einem Zustand Y_w auftreten, wodurch die Beziehung K(e,m) als ‚wahr‘ bezeichnet wird, und in einem Zustand Y_f, woraus ‚falsch‘ folgt. Möglicherweise gibt es auch noch eine neutrale Variante Y_n, bei deren Vorliegen man nicht weiß, ob es die Eigenschaft ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ zutrifft.
15. Intuitiv wissen wir, dass wir zwar mit Ausdrücken e bestimmte Bedeutungen/ Vorstellungen m verknüpfen können, wir wissen aber auch, dass solche gewussten Sachverhalte m sich in der ‚realen Welt‘ W ändern können.
16. Zuvor haben wir schon die Annahmen entwickelt, dass sich eine dynamische Objekthierarchie O mittels $latex \kappa$ angeregt von Eigenschaften X der realen Welt W bilden lässt. D.h. die Objektstruktur O, die ein Teil des Bedeutungsraumes M ist – also auch Anteile in der Bedeutung m von der Beziehung K(e,m) haben kann –, ist nicht identisch mit den Eigenschaften X der realen Welt. Die Objektstruktur O ist ein ‚konstruiertes Bild über X‘. Von daher ist es denkbar, dass das konstruierte Bild O in M als Grundlage von K(e,m) zwar unveränderlich ist – es ist, wie es ist –, dass aber die auslösenden Eigenschaften X der realen Welt sich geändert haben, und sei es nur für einen Moment (t,t‘) mit t‘ > t.
17. Man könnte nun sagen, dass Beziehungen K(e,m) die sind, bei denen der Bedeutungsanteil m in dieser Beziehung so stark von einem X in der realen Welt abhängt, dass eine ‚Änderung von X‘ als ‚Differenz‘ wahrgenommen werden kann, d.h. es wird nicht direkt ein X oder ein verändertes X verglichen, sondern nur die ‚prozessierte Form‘ vom X über die Prozesse perc() und $latex \alpha$ unter Berücksichtigung von Raum und Zeit und Anzahl. So wie das gewusste ‚m‘ einem bestimmten Xm entspricht, so würde ein ‚Nicht-Xm‘, also $latex \overline{Xm}$ in der entsprechenden Form $latex nicht-m=\alpha(perc(\overline{X}))$ als ‚verschieden‘ von m erkannt/ aufgefasst/ verstanden.
18. Anders gesagt: Wenn wir in unserm Wissen von einer Beziehung K(e,m) ‚wissen‘, bei der wir ein Bedeutungselement ‚m‘ aus M ‚kennen‘, das durch unsere Interaktion mit der realen Welt W anlässlich bestimmter realer Welteigenschaften Xm ‚konstruiert‘ werden konnte also $latex m = \lambda(\alpha(perc(Xm)),M)$, – mit $latex O \subseteq M$ –, dann würde ein von Xm verschiedener Sachverhalt $latex \overline{Xm}$ auch eine unterschiedliche Bedeutungsrepräsentation $latex \overline{m} = \lambda(\alpha(perc(\overline{Xm})),M)$ hervorbringen können. Damit könnte unser ‚Wissen‘ im allgemeinen Bedeutungsraum M die beiden Bedeutungsobjekte ‚m‘ und ‚$latex \overline{m}$‘ direkt ‚vergleichen‘.
19. Wichtig wäre bei diesem Vergleich, dass hier die Zeitkomponente eine Rolle spielt. In der gewussten Beziehung K(e,m) ist die Zeit in gewisser Weise ‚aufgehoben‘, ’neutralisiert‘, für das Vergleichsobjekt ‚m‘ bzw. ‚$latex \overline{m}$‘ müsste gelten, dass es ‚aktuell‘ ist, ‚jetzt‘. Dann könnte man sagen, wenn eine Bedeutung ‚m‘ aus einer Wissensbeziehung K(e,m) über dem Bedeutungsraum M eine Entsprechung in einem ‚aktuellen m‘ finden kann (gebunden an eine aktuelle Wahrnehmung perc()), dann korrespondiert das gewusste ‚$latex m_{K}$‘ aus K(e,m) mit dem aktuell wahrnehmbaren ‚$latex m_{now}$‘. Ist dies nicht der Fall, lässt sich keine aktuelle Entsprechung zwischen einem gewusstem ‚$latex m_{K}$‘ aus K(e,m) zu einem wahrnehmbaren ‚$latex m_{now}$‘ finden, weil die aktuellen Bedeutungen ‚$latex \overline{m}_{now}$‘ anders sind.
20. In dieser Konstruktion gibt es in der Tat nur zwei Fälle: entweder findet sich zu einem gewussten m eine aktuelle Entsprechung ‚$latex m_{now}$‘ oder eben nicht. Dazwischen gibt es nichts. Ein ’neutrales‘ m kommt hier nicht zum Tragen. Denkbar wäre allerdings ein ‚Irrtum‘ in dem Sinne, dass das aktuell wahrgenommene ‚$latex \overline{m}_{now}$‘ zwar verschieden ist, dass diese Verschiedenheit aber entweder ‚falsch eingeschätzt‘ wird oder die Konstruktion des ‚$latex \overline{m}_{now}$‘ irgendwelche ‚Störungen‘, ‚Verzerrungen‘ aufweist, so dass das ‚$latex \overline{m}_{now}$‘ einige ‚Ähnlichkeiten‘ mit dem gewussten m aufweist, die zu einem Fehlurteil führen. Denn, nicht nur kann die aktuelle Konstruktion $latex \lambda$ Fehler aufweisen, sondern auch die auf ‚Erinnerung‘ basierende gewusste Beziehung K(e,m) kann Fehler aufweisen, die das gewusste m in die Nähe des aktuellen ‚$latex \overline{m}_{now}$‘ bringen. Also, Neutralität gibt es hier nicht, aber mögliche Irrtümer unterschiedlichster Art.

AUSSAGENTYPEN

21. Nach dieser Klärung, wie die Eigenschaft ‚wahr’/ ‚falsch‘ in dieser Rekonstruktion von Avicenna nachvollziehbar wären, geht es um die Frage, was es mit den drei Aussagetypen auf sich hat, die ich hier abkürzend ‚Kategorisierend‘, ‚Disjunktiv‘ und ‚Konjunktiv‘ bezeichne.
22. Im Fall des Aussagetyps ‚Kategorisierend‘ mit dem Beispiel (Der Mensch)(ist)(ein Lebewesen) bzw. (Der Mensch)(ist nicht)(ein Lebewesen) geht es offensichtlich nicht um einen Bezug zur aktuell realen Welt mit ihren realen Eigenschaften X, sondern um eine Beziehung zwischen zwei gewussten Bedeutungsstrukturen $latex m_{Mensch}$ und $latex m_{Lebewesen}$. Zwischen diesen beiden Bedeutungsstrukturen $latex m_{Mensch}, m_{Lebewesen}$ gibt es eine Beziehung der Art, dass die Bedeutungsstruktur $latex m_{Mensch}$ eine ‚Instanz‘ der Bedeutungsstruktur $latex m_{Lewesen}$ ist. Sofern dies der Fall ist wird durch eine Aussage der Art (Der Mensch)(ist)(ein Lebewesen) genau dieser Fall angesprochen. Wenn der Ausdruck (Der Mensch)(ist)(ein Lebewesen) mit den Verhältnissen der Bedeutungsstrukturen übereinstimmt (was man direkt wissen kann), dann trifft der gewusste Sachverhalt zu, andernfalls nicht. Natürlich kann es auch in diesem Fall prozessspezifische Fehler geben, die Bedeutungszuordnungen konstruieren, die falsch sind oder missverständlich oder verändert.
23. Im Fall der disjunktiven und konjunktiven Aussagetypen ist die Lage etwas unübersichtlicher, da Avicenna keine direkte Charakterisierung der beiden Aussagetypen mittels Wahrheitswerten vornimmt. Er erwähnt nur verschiedene Ausdrücke, denen man ‚intuitiv‘ eine Bedeutung zuordnen muss, und diese Beispiele sind – bei genauer Betrachtung – sogar widersprüchlich.
24. Bedient man sich des Hilfsmittels der Wahrheitswerttabelle, die zumindest in der stoischen Logik schon bekannt gewesen sein soll, dann kann man die beiden Aussagetypen Disjunktion und Konjunktion eindeutig charakterisieren. Dazu ist es hilfreich, die Ausdrücke von Avicenna ein wenig zu ’normieren‘.
25. DISJUNKTION: Statt zu schreiben (Etwas)(ist)(dies)(oder)(jenes), würde man umschreiben A=(Etwas)(ist)(dies) und B=(Etwas)(ist)(jenes), sodass der ganze Ausdruck lauten würde (A)(oder)(B), wobei sowohl A als auch B vom Typ ‚Aussage‘ sind, die ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ sein kann. Dann könnte man sagen, dass ein Aussagetyp ‚Disjunktion‘ nur dann wahr ist, wenn wenigstens eine der beiden Teilaussagen A oder B wahr ist bzw. nur dann falsch ist, wenn beide Teilaussagen A und B falsch sind.
26. Den Fall, den Avicenna als ‚Konjunktives Konditional‘ einführt, ist nicht eindeutig. Es könnte entweder der späteren aussagenlogischen Konjunktion entsprechen oder auch der aussagenlogischen Implikation. Seine unvollständige Charakterisierung lässt beide Rekonstruktionen zu. Ich betrachte hier beide Fälle.
27. KONJUNKTION: Statt zu schreiben (Weil)(dies)(der Fall ist)(ist)(auch)(das der Fall) würde man im Fall der Konjunktion abkürzend schreiben A=(dies)(der Fall ist) und B=(das(ist)(der Fall). Dann könnte man sagen, der Ausdruck (A)(und)(B) ist nur wahr, wenn jeder der beiden Teilaussagen A und B wahr ist, und ist falsch, wenn wenigstens einer der beiden Teilaussagen falsch ist.
28. IMPLIKATION: Der Ausdruck (Wenn)(A)(dann)(B) ist nur falsch, wenn A wahr ist und B zugleich falsch; in allen anderen Fällen ist der Ausdruck wahr.
29. Disjunktion, Konjunktion und Implikation sind also Aussagetypen, die aus zwei Teilausdrücken A und B bestehen, die selbst wieder Aussagen sind, die wahr oder falsch sein können. Die beiden Teilausdrücke A und B werden dann durch die Teilausdrücke (oder), (und) sowie (wenn)-(dann)- verknüpft. Sie unterscheiden sich dadurch, wie der Wahrheitswert des Gesamtausdrucks von der Verteilung der Wahrheitswerte auf die Teilausdrücke festgelegt ist. Die Teilausdrücke (oder), (und) sowie (wenn)-(dann)- nennt man später dann auch ‚aussagenlogische Operatoren‘.
30. Man sieht hier leicht, dass der Aussagetyp ‚kategoriesierend‘ nicht in dieses Schema passt. Der Aussagetyp ‚kategorisierend‘ ist eine Aussage A, die wahr oder falsch sein kann unabhängig von irgendeinem aussagenlogischen Operator.

NEGATION

31. Die Verneinung von Aussagen hat man später dann auch anders geschrieben.
32. Statt zu schreiben (Etwas)(ist nicht)(dies)(oder)(jenes) hat man später geschrieben $latex \neg(A)(oder)(B)$ mit dem Zeichen $latex \neg$ für ’nicht‘ oder ‚es ist nicht der Fall, dass‘. Statt (oder) wurde später auch geschrieben $latex \vee$. Statt (und) das Zeichen $latex \wedge$. Dann bekommt man $latex \neg(A)(\vee)(B)$ bzw. $latex \neg(A)(\wedge)(B)$.

ERGEBNIS

33. Diese Rekonstruktionsansätze mögen genügen, um zu verdeutlichen, dass man eine plausible Semantik zur bisherigen Logik von Avicenna dazu konstruieren und dass man seine Aussagen zu Aussagetypen mit Wahrheitswerten letztlich mit den Konzepten der modernen Aussagenlogik versöhnen kann.
34. Was hier (noch) nicht gemacht wird, das ist die sich daraus ergebenden Konsequenzen in ihrer ganzen Breite zu entwickeln. Dies wird zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.
35. Was die Semantik angeht, so kann man natürlich die Quintessenz der Semantik in einem formalen Modell auch noch viel einfacher fassen. Allerdings liegt das Interesse hier gerade darin, es nicht einfach nur zu vereinfachen, sondern es ganz speziell auch im Hinblick auf das Alltagsdenken und mit Blick auf die kognitiven Prozesse so zu verorten, dass die ‚Entstehung der Bedeutung‘ – zumindest prinzipiell – mit erfasst wird. Die Minimalforderung lautet, dass ein Ingenieur/ Informatiker in der Lage sein sollte, mit diesem Minimalmodell einen Roboter/ Softwareagenten zu bauen, der selbstständig die Bedeutung normalsprachlicher Ausdrücke von jeder Sprache für realweltliche Kontexte W erlernen kann.

Eine Fortsetzung findet sich HIER.

QUELLEN

  • Avicenna, ‚Avicennas Treatise on Logic‘. Part One of ‚Danesh-Name Alai‘ (A Concise Philosophical Encyclopedia) and Autobiography, edited and translated by Farang Zabeeh, The Hague (Netherlands): Martinus Nijhoff, 1971. Diese Übersetzung basiert auf dem Buch ‚Treatise of Logic‘, veröffentlicht von der Gesellschaft für Nationale Monumente, Serie12, Teheran, 1952, herausgegeben von M.Moien. Diese Ausgabe wiederum geht zurück auf eine frühere Ausgabe, herausgegeben von Khurasani.
  • Digital Averroes Research Environment
  • Stanford Encyclopedia of Philosophy, Aristotle’s Logic
  • Whitehead, Alfred North, and Bertrand Russell, Principia Mathematica, 3 vols, Cambridge University Press, 1910, 1912, and 1913; Second edition, 1925 (Vol. 1), 1927 (Vols 2, 3). Abridged as Principia Mathematica to *56, Cambridge University Press, 1962.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume One. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-182-3.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume Two. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-183-0.
  • Alfred North Whitehead; Bertrand Russell (February 2009). Principia Mathematica. Volume Three. Merchant Books. ISBN 978-1-60386-184-7

Eine Übersicht über alle bisherigen Blogeinträge nach Titeln findet sich HIER.

DIE WAHRHEIT BEGINNT IM CHAOS

1. Wenn wir für einen Moment mal das alltägliche politische Geschehen zur Seite schieben können wir wir den Blick frei bekommen für einen sehr grundsätzlichen Sachverhalt, den ich mit einem Bild beschreiben würde als ‚Weg zur Wahrheit‘.

2. Das Thema ‚Wahrheit‘ gab es in diesem Blog (siehe die Liste der Kategorien an der rechten Seite (wenn man sich über www.cognitiveagent.org einwählt) schon vielfach. Dies ist ein Indikator dafür, wie wichtig ‚Wahrheit‘ für diesen Blog ist, und letztlich ist es ein zentraler Begriff für die Philosophie, die man – mit Bezug zum Griechischen ‚philosophia‘ – gerne als ‚Liebe zur Wahrheit‘ umschreibt.

3. Wenn man noch nicht genau weiß, was man sich unter ‚Wahrheit‘ vorstellen soll, dann kann es schwer bis unmöglich sein, die Bedeutung dieses Begriffs zu umschreiben; weiß man es, braucht es nahezu keine Erklärungen. Irgendwo dazwischen befinden wir uns alle.

4. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass der ‚Weg zur Wahrheit‘ im ‚Chaos‘ beginnt, womit ein zweiter schwieriger Begriff ins Spiel gebracht wird. Chaos hat viele Bilder, Umschreibungen; Wortspiele mit dem Begriff ‚Chaos‘ finden sich seit mythischen Urzeiten bis hinein in die moderne Mathematik und Physik. Dort gibt es eine wohldefinierte ‚Chaostheorie‘, bei der man sich trefflich streiten kann, ob sie mit den ursprünglichen ‚Mythen‘ überhaupt noch etwas zu tun hat, oder bestenfalls vielleicht nur Teilaspekte der alten Wortspiele berührt.

5. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition, wo man den Anfang der Welt ins Chaos verlegt hat, aus dem der Weltschöpfer dann die ‚geordnete‘ Erde mit all ihrem Land, den Pflanzen und Tieren, hat entstehen lassen, gibt es das Bild vom ‚Chaos‘ als dem maximal ‚Ungeordneten‘, ‚Unverstehbarem‘, ‚Uranfänglichem‘.

6. Sei X die Welt, dann ist es aus Sicht eines menschlichen Beobachters nie eindeutig, ob und in welchem Ausmaß dieses X tatsächlich ein ‚Chaos‘ ist. Können wir doch in der Geschichte der Ideen und der Wissenschaften der letzten Jahrtausende erkennen, dass nahezu alles, was vor ein paar tausend Jahren noch ‚unbekannt‘, ‚fremd‘, ‚wild‘ usw. erschien mittlerweile mehr und mehr in ‚Teile‘, in ‚Elemente‘ zerlegt wurde, versehen mit ‚Eigenschaften‘, eingebettet in ein Geflecht von ‚Beziehungen‘ und ‚Veränderungen‘, die sich annähernd ‚regelhaft‘ beschreiben lassen. Während ein ‚glaubender Mensch‘ vor ca. 3000 Jahren noch nahezu in allen Ereignissen der Natur, in all den Naturphänomenen ‚unbegreifliche Kräfte‘ am Werk sehen konnte, die sich leicht in unterschiedlichste Bilder von allerlei ‚Gottheiten‘ projizieren ließen, ist es heute so, dass nahezu alles, was zu dieser Zeit ‚un-heimlich‘ erschien, ‚erklärbar‘ ist, nachvollziehbar, rekonstruierbar, steuerbar, kontrollierbar usw.

7. Das ‚Chaos vor den Augen des Betrachters‘ – das große X, das wir Welt nennen – hat sich gewandelt, weil unsere Art und Weise, wie wir es beschreiben und manipulieren können, gewandelt hat. Möglicherweise ist dieses X, unsere Welt, im Prinzip die gleiche Welt wie vor 3000 Jahren, aber die ‚Welt in unserem Kopf‘, nennen wir sie k(X) (mit ‚k()‘ als Ausdruck dafür, dass die Welt X ‚außerhalb‘ des Körpers durch unseren Körper und seine Zustände ‚verändert‘ werden kann) hat sich ganz offensichtlich geändert. Nicht zwangsläufig, da ja nicht alle Menschen das Wissen der letzten 3000 Jahre verfügbar haben bzw. dieses Wissen nicht ‚in ihrem Kopf‘ ‚eingeführt‘ haben, aber diejenigen, die dies getan haben, haben ‚das Innere in ihrem Kopf‘ dermaßen ‚verändert‘, dass für sie die ‚Welt in ihrem Kopf‘ eine andere geworden ist.

8. In einer Redeweise nennt man die veränderbaren Zustände im Kopf eines Menschen ‚Wissen‘ und es ist Allgemeingut, dass (i) ‚Wissen = k(X)‘ sich ändern kann und dass (ii) die Art des Wissens dafür verantwortlich ist, wie wir die Welt X sehen.

9. Ist man sich dessen bewusst, dass die Welt X für uns nicht einfach nur ’so‘ da ist, sondern nur im ‚Lichte des Wissens = k(X)‘, über das wir gerade verfügen, dann kann man vielleicht erahnen, dass eine Fixierung auf das Wissen, auf die aktuellen ‚Formen des Wissens‘ gefährlich sein kann.

10. Setzt man voraus, dass es ‚tatsächlich‘ eine Welt X vorgängig zu unserem Wissen gibt, dazu weitgehend ‚unabhängig‘, dann ist das jeweilige Wissen k(X) eine Art Momentaufnahme, die sich – wie die Geschichte der Ideen und der Wissenschaften zeigt – bislang kontinuierlich geändert hat. Selbst die ‚harten‘, scheinbar ‚unvergänglichen‘ Disziplinen wie Logik und Mathematik haben sich dramatisch geändert und ändern sich weiter.

11. Dennoch, schaut man auf eine ‚Momentaufnahme des Wissens‘ in einem kurzen Zeitintervall, dann kann dieses Wissen sehr ‚geordnet‘ erscheinen, ’systematisch‘, ’strukturiert‘. Den ‚Begriffen‘ kommen definierte ‚Rollen‘ zu, wie man sie ‚verwenden‘ soll und mögliche ‚Bedeutungsbezüge‘ zur Welt X gehorchen gewissen ‚Konventionen‘, zumindest in der ‚Community‘, die sich zu diesem Wissen ‚bekannt‘. Ein solches ‚geordnetes Wissen = k(X,t,t‘)‘ im Zeitintervall (t,t‘) empfinden wir als Gegenbegriff zu ‚Chaos‘. In solch einem Wissen haben wir ‚begriffen‘, ‚verstehen‘ wir, können wir ‚planen‘, können wir ‚voraussagen‘; mit solche einem Wissen können wir ‚handeln‘ und die Welt in unserem Sinne verändern.

12. In einem genügend ‚kurzen Zeitintervall (t,t‘)‘ könnten wir versucht sein, die ‚Geordnetheit unseres Wissens k(X)‘ für die Welt X selbst zu nehmen; könnten wir versucht sein, zu glauben, wir ‚wissen ja eigentlich‘, was die Welt X ist, wie sie funktioniert, und vor allem auch, wer wir selbst – als Teil der Welt !!! – sind. D.h. wir haben in unserem Kopf nicht nur ein Wissen=k(X) von der Welt ‚im Allgemeinen‘, sondern unser Kopf als Teil des Körpers ist als Teil der Welt X (K in X) ist auch im Wissen=k(X) enthalten; also es gibt ein k_w in Wissen, ein k_w in k(X), das ist das Bild, das wir von uns selbst gemacht haben als Teil des Bildes k(X) von der Welt. Auch hier gilt, dass sich dieses ‚Selbstbild des Menschen‘ im Laufe der Jahrtausende dramatisch gewandelt hat. Obgleich vielleicht die Struktur unserer Körper K als Teil von der Welt X sich in den letzten 3000 Jahren möglicherweise kaum gewandelt hat (faktisch scheint es so zu sein, dass es gewisse Änderungen gibt), was sich auf jeden Fall gewandelt hat, und zwar dramatisch, das ist unser Bild von uns selbst: k_w in k(X).

13. Nehmen wir jetzt an, dass ‚Chaos‘ keinen absoluten realen Zustand ‚da draußen‘ beschreibt, sondern nur jenen Zustand unseres Wissens = k(X), in dem wir nahezu keine Regelhaftigkeit in der Welt X erkennen können, und mit ‚Wahrheit‘ jene Aspekte an der Welt X, die sich in einem Wissen = k(X) reproduzierbar ‚vorfinden‘, dann wird deutlich, dass ‚Wahrheit‘ unausweichlich im ‚Chaos‘ beginnt und sich dann – abhängig vom Körper und dem Verhalten des Körpers – durch unterschiedliche ‚Zustände des Körpers‘ = ‚unterschiedliche Zustände des Wissens k(X)‘ bewegen kann. Sowohl der ‚Inhalt‘ wie auch der ‚Umfang‘ der Wahrheit kann sich verändern, obgleich die ‚auslösende Welt X‘ sich nicht notwendigerweise ändern muss. Nach allem was wir heute wissen, müssen wir allerdings davon ausgehen, dass die Welt X selbst auch ‚Veränderungen‘ unterliegt, d.h. parallel zu einer gedachten Zeitachse T finden wir die Welt X in unterschiedlichen Zuständen, also X(t) als X(t‘), X(t“), … und entsprechend bezieht sich das Wissen=k(X) nicht immer auf die gleiche Welt X, sondern auf eine Welt zum Zeitpunkt X(t).

14. Aus diesem Ansatz ergeben sich viele interessante Konsequenzen.

15. Die eine Frage ist, unter welchen Bedingungen ein Wissen=k(X(t)) überhaupt ‚angemessen‘ ist; die andere Frage ist, wie man verhindern kann, dass ein einmal erarbeitetes Wissen W=k(X(t)) so ‚behandelt‘ wird, dass es zu einem späteren Zeitpunkt t‘ immer noch ‚gültig‘ ist bzw. eben entsprechend den Änderungen der Welt X ‚angepasst‘ wurde. Da wir ja die Welt X ‚an sich‘, wie sie ‚außerhalb unseres Körpers K‘ ‚tatsächlich‘ ist, niemals direkt kennen, sondern immer nur über den Umweg unseres Körpers als k(X), ist es keinesfalls ‚trivial‘, wie wir unser Wissen W=k(X) so gestalten, dass es einigermaßen die Welt beschreibt wie sie ‚tatsächlich‘ ist und nicht nur, wie wir sie zu ’sehen gewohnt sind‘.

16. Wenn in einer Demokratie die gewählten Volksvertreter z.B. ihre tatsächlichen Beziehungen zu bestimmten ‚Interessengruppen‘ verschleiern dürfen, obwohl sie deren partikuläre Interessen vertreten (z.B. die Interesen der Banken, der Pharmaindustrie usw.), dann ist es für die Mitglieder dieser Demokratie sehr schwer bis unmöglich, dass ihr Wissen W=k(X) diese wesentlichen Sachverhalte angemessen abbildet. Das zentrale Gebot der ‚Öffentlichkeit‘ in einer Demokratie wird damit wesentlich verletzt und damit ein Grundprinzip von Demokratie in Frage gestellt. Dies geschieht zur Zeit massiv in der Deutschen Demokratie, in der EU und in den USA; mindestens hier. Wen interessiert dies?

MUSIK VOM 29.März 2014

Auf meiner Reise durch Klangräume bin ich heute auf den folgenden Teilraum gestoßen: Continuing Journey into cagentArtist’s-Sound-Space – Street of the Howling Somethings. Wie gesagt, man muss das nicht mögen. Es gibt Musik, die für das ‚Gefallen‘ gemacht wird, und es gibt Musik von Neugierigen, Experimentatoren, Forschern, die einfach nur untersuchen, wie klingt was, wenn ich es so und so mache …. stochern im ‚Chaos‘ …

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DIE WAHRHEIT IST GANZ UND GAR NICHT KÄUFLICH

  1. In vorausgehenden Beiträgen (z.B. Wahrheit im Alltag (Konkrete Umstände), Gnoseologische, ontologische, teleologische Wahrheit – Fortsetzung 2 der Ueberlegungen zu N.Hartmanns Metaphysik der Erkenntnis (Erkennen als Relation O x O* –> {w,f} und die Probleme), WAHRHEIT ALS UEBERLEBENSNOTWENDIGKEIT; WEISHEIT ALS STRATEGIE (Weltanschauungen) sowie anderen) habe ich schon mehrfach Bezug genommen auf die ‚Wahrheit‘. In diesem Beitrag möchte ich einen bestimmten Aspekt herausgreifen, der eigentlich selbstverständlich ist, dessen sich aber anscheinend kaum jemand bewusst ist. Es geht um den ‚absoluten Charakter‘ von Wahrheit, der am Ende des letzten Beitrags erwähnt wird.

  2. Die exponentielle Vermehrung der Menschen seit mindestens 200 Jahren, die Überflutung des Alltags mit Varianten an Verhalten, Objekten, Anschauungen usw., die überall anzutreffenden Machtanmaßungen im Privaten, lokalen, regionalen, nationalen und globalen Bereichen, die Explosion des Wissens schlechthin können den Eindruck erwecken, als sei es letztlich beliebig, was wir tun, ‚anything goes‘, alles sei relativ da beliebig.

  3. Die täglichen Nachrichten belehren uns allerdings eines besseren (wenn wir es denn wissen wollen): das Klima kann ganze Regionen verdorren, in Wasser absaufen oder in Kälte erstarren lassen. Entsprechend lassen sich Nahrungsmittel anbauen oder nicht. Erdbeben sind zwar lokal, können aber verheerende Zerstörungen bewirken, durch die die Wirtschaft empfindliche Produktions- und Lieferausfälle zu beklagen hat. Viele Ressourcen sind endlich und knapp. Nicht erneuerbar werden sie sich absehbar erschöpfen (ein paar hundert Jahre zählen so gut wie gar nicht; in der Entwicklung des Lebens sind ein paar hundert Jahre weniger wie ein ‚Wimpernschlag‘). Abhängig von der Sonneneinstrahlung gibt es maximale Grenzen der Energieumwandlung für Nahrungsmittel, die niemand verändern kann, es sei denn, er könnte die Sonne kontrollieren (was grundsätzlich gehen würde, wenn man wüsste, wie). Der ‚Erfolg‘ des homo sapiens sapiens drängt immer mehr andere Arten zurück, löscht sie aus, biologische Arten, die aber für Kreislaufprozesse wichtig sind, von denen wir abhängen. Ihre irreversible Auslöschung entzieht uns selbst mehr und mehr den Boden, auf dem wir stehen. Darüber hinaus gibt es Wechselwirkungen zwischen einer Unzahl von Faktoren, die sich über Jahrmillionen eingespielt haben, deren Entwicklung bis zu Milliarden Jahren gedauert hat, die wir schrittweise außer Kraft setzen, beschädigen, zerstören. Diese Liste ließe sich verlängern.

  4. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass wir selbst durch und durch ein ‚Produkt‘ (!!!) eben dieser Prozesse sind, die wir so leichthändig beschädigen und zerstören. Wir haben uns nicht selbst erfunden. Wir wurden erfunden durch Prozesse, die nicht nur viele Milliarden chemische und biologische Evolution gebraucht haben, sondern zusätzlich auch noch viele Jahre einer physikalischen Evolution, von der ‚reinen Energie‘ über Atome, Gaswolken, Sonnen, Galaxien bis hin zu den Konstellationen, unter denen aller erst biologisches Leben entstehen konnte. Und die heute bekannten biologischen Lebensformen haben alle eines gemeinsam: sie verkörpern das Ergebnis des Zusammenwirkens eines (auch) zufällig arbeitenden generierenden Mechanismus (Kopieren, Mischen, Weitergeben von genetischen Informationen) mit einer ‚Leitlinie‘, nämlich der vorfindlichen Umgebung (in unserem Fall die Erde (die sich selbst allerdings im Laufe der Zeit z.T. dramatisch verändert hat!). Nur die genetischen Strukturen, die ‚hinreichend‘ zur vorfindlichen Umgebung Erde ‚passten‘, konnten ihre genetischen Produktionen fortsetzen. Dabei heißt ‚passen‘ auch ‚anpassen‘, da sich sowohl die Erde selbst als auch die Welt des Biologischen beständig ‚mit verändert‘ (Koevolution) hat (Räuber-Beute Konstellationen, Nischeneigenschaften,…).

  5. Es ist genau diese ‚Leitlinien‘-Funktion, auf die es hier ankommt. Wir sind so, wie wir sind, durch und durch für ein Leben auf dieser Erde ‚optimiert‘. Dazu gehört nicht nur die ‚Passung‘ für Sauerstoff, Klima, Tag-Nacht-Schema, bestimmte Nahrungsmittel, Erdanziehung usw., sondern auch für das Miteinander mit den anderen biologischen Formen (Pflanzen, Mikroorganismen, Tieren, andere Menschen…). D.h. wenn wir – ganz klassisch – ‚Wahrheit‘ als eine Relation auffassen wollen zwischen Organismen O die in einer Umgebung E ‚passen‘ (=wahr) oder ’nicht passen‘ (=falsch), dann besteht die physikalische/ chemische/ biologische Evolution darin, dass sie Objekte eines Komplexitätslevels O_i zu einer bestimmten Zeit in einer Umgebung E_t mittels bestimmter Konstruktionsprozesse P_i in Objekte mit einem Komplexitätslevel j i verwandelt, die überlebensfähig sind: X-evol: E x T x O_i —> E x T x O_j. Die primäre Wahrheit ist dann die Fähigkeit, zu überleben, und zwar ’nachhaltig‘!

  6. Interessant an diesem Prozess ist, dass die Überlebensfähigkeit mit der Zunahme an ‚Flexibilität‘ zunimmt. Letztere aber hängt u.a. daran, dass die jeweiligen Lebensformen im Organismus selbst (!) immer mehr über eine ‚Informationsverarbeitung‘ verfügen, die sie in die Lage versetzt, immer mehr Aspekte der Umgebung im Organismus so zu repräsentieren, dass das ‚eigene Verhalten‘ sich daran ‚orientieren‘ kann. Das immer bessere Erkennen von ‚Nahrung‘, ‚Gefahren‘, das ‚Vorwegnehmen‘ potentieller Situationen, das ‚Erfinden‘ von Hilfsmitteln, die ‚Koordinierung‘ mit anderen usw. sind unmittelbar hilfreich für das Überleben. Eine ‚Übereinstimmung‘ dieser inneren (=subjektiven) Repräsentationen mit den auslösenden externen (=empirischen, objektiven) Eigenschaften der Umgebung ist also eine fundamentale Eigenschaft dieser Informationsverarbeitung. Da die ‚Außenwelt‘ immer nur in Form der informatorisch aufbereiteten ‚Innenwelt‘ vorliegt, kann eine ‚Überprüfung‘ der ‚Korrektheit = Wahrheit‘ dieser modellierten Innenwelt immer nur indirekt geschehen durch ‚Hypothesenbildung‘: Unter der Annahme, dass die Innenwelt ’stimmt = wahr‘ ist, können mögliche ‚Folgezustände‘ ‚berechnet‘ (vorgestellt, gedacht, geplant,…) werden. Treffen diese Folgezustände dann so ein, dass die aktuelle Wahrnehmung mit der ‚erwarteten Wahrnehmung‘ ‚hinreichend übereinstimmt‘, dann kann sich der agierende Organismus bzgl. seines ‚Wissens‘ ‚bestätigt‘ fühlen. Das Wissen scheint ‚wahr‘ zu sein. Andernfalls muss er sein Wissen ‚in Frage stellen‘ oder es gar ‚verwerfen‘ (nicht bestätigt, ‚falsch‘).

  7. Es gibt damit mindestens zwei ‚Wahrheitsmechanismen‘ im Bereich des biologischen Lebens: (i) einen überindividuellen Mechanismus, der lebensfähige (= wahre) genetische Strukturen hervorgebracht hat und weiter hervorbringt; (ii) einen individuellen Mechanismus aufgrund interner Informationsverarbeitung, der im unterschiedlichen Umfang die interne ‚Kodierung‘ und ‚Manipulation‘ von externen Umwelteigenschaften zum Zwecke der Handlungssteuerung erlaubt. Dieser interne Mechanismus gewinnt seine Wahrheit aus der (begrenzten) Möglichkeit der ‚Bestätigung‘.

  8. In beiden Fällen ist aber ganz klar, dass die Organismen selbst nicht ‚im Besitz der Wahrheit‘ sind!!! Die Wahrheit als ‚Übereinstimmung‘ mit einer Vorgabe ist primär an der Vorgabe orientiert. Dies ist aktuell die Erde und das umgebende Universum. Kein Lebewesen kann diese Vorgabe für sich beanspruchen bzw. ‚außer Kraft‘ setzen. In existentialistischer Sprechweise sind wir in diesem Punkt alle in gleicher Weise ‚Geworfene‘, ‚Ausgesetzte‘. Keiner hat ‚von Natur aus‘ irgendwelche Vorrechte, mehr Rechte, Privilegien usw. (dass wir Menschen uns im Laufe der Jahrtausende ‚Pseudowerte‘ geschaffen haben wie ‚Rangstufen‘, ‚Adelshierarchien‘, ‚Kastensysteme‘, ‚Rassenideologien‘ und dergleichen mehr zeugt in erster Linie von Unwissenheit gepaart mit Machtinstinkten und Gruppenegoismen (wer per Konvention angeblich ‚besser‘ sein soll als jemand anderes hat es natürlich bequemer; er muss nicht erst beweisen, dass er tatsächlich ‚gut‘ ist). Auf Dauer sind solche falschen ‚Rankings‘ aber irreführend, falsch und damit schädlich. Sie verhindern die Entfaltung realer Potentiale, jener Potentiale, die wir alle brauchen, um die Zukunft hinreichend gut nachhaltig gestalten zu können. WAHRHEIT IST – in diesem Sinne — GANZ UND GAR NICHT KÄUFLICH.

 

 

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