Archiv für den Tag: 17. Oktober 2011

Nimmt die Verantwortung der Menschen zu?

In Fortsetzung meiner öffentlichen Veranstaltung ‚Philosophie Jetzt‘ (vom 2.Okt.2011), in der ich erstmalig einen Gesamtzusammenhang vom Urknall über die verschiedenen Evolutionsebenen bis hin zur Gegenwart skizzieren konnte, und in Weiterführung der Überlegungen zu den Organisationsebenen ‚Gen – Mem – Sem‘, lässt sich die Gesamtzeit seit dem Urknall als eine immer weitergehende ‚Schichtung‘ von Komplexitätsebenen betrachten, die jede ihre eigene evolutionäre Logik besitzt. Dabei deutet sich an — bei aller Grobheit einer ersten Analyse –, dass sich der Prozess der Evolution beständig beschleunigt. D.h. nicht nur die Fluchtgeschwindigkeit des gesamten Universums nimmt weiterhin zu (die letzten Nobelpreise in Physik haben dies belegt), sondern die Evolution des Geistes im Universum wird auch immer schneller. Dies klingt beunruhigend. Wenn man aber bedenkt, dass die gesamte Evolution einschließlich des Ausfaltungsprozesses von Energie in Materie in Gestalt des uns bekannten Universums ohne unser Zutun abläuft, dann ist damit zwar nicht ausgeschlossen, dass wir Menschen durch unsere zunehmenden Handlungsmöglichkeiten diesen Prozess in einem Teilbereich (Erde) empfindlich stören, aber die gesamte Wucht des Phänomens erscheint so unvorstellbar groß, dass man versucht ist, sich ruhig zurück zu lehnen und zu sagen: das wird schon irgendwie. Allerdings verstärken sich die Indizien, dass durch die zunehmende Komplexität nicht nur die Handlungsmöglichkeiten des homo sapiens zunehmen, sondern auch die ‚Verantwortung‘: es ging noch nie nur um einzelne sondern immer schon um die Population, die als einzige überleben konnte. Aber jetzt geht es nicht nur um eine Population unter vielen Millionen (oder gar Milliarden) anderen, jetzt geht es um das gesamte Leben. Niemand der jeweils lebenden Menschen hat sich dies ausgesucht, aber niemand kann sich auch der Situation entziehen. ‚Mensch sein‘ heißt, in diesem unwirklich-wirklichen gigantischen Prozess teilzunehmen, sich darin vorzufinden und kraft der Fakten herausgefordert zu sein, zu antworten auf das, was man geworden ist — und damit ist –, ohne es selbst gewollt zu haben.