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MEDITATION – Desinformation oder das einzig wahre ‚Bootstrapping‘?

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 3.Februar 2019
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

Letzte Änderung: 19.Februar 2019 (Ein weiterer Soundfile; … wenn man morgens meditiert …)

KONTEXT

Am 12.Dezember 2018 veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen Buchvorabdruck unter dem Titel „Der sanfte Umbruch“. Die FR schrieb dazu: „Wer passt eigentlich auf, dass der Mensch im Zuge der Digitalisierung nicht untergeht? Drei Autoren haben sich der Frage gewidmet, wie Philosophie und Meditation diese gefährliche Dynamik entschärfen können. Ein Buchauszug.“ Dazu ergänzend ein Bild mit der Unterschrift „Es ist ein Statement in dem Sinne, dass die Antwort auf Digitalisierung eben nicht nur noch mehr IT-Infrastruktur und noch umfassendere Digitalisierung sein kann, sondern die Wiedereinführung alten Wissens.“ Das Buch selbst hat den etwas sperrigen Titel „Bildung 5.0: Wissenschaft, Hochschulen und Meditation. Das Selbstprojekt.“ Als Autoren werden genannt Frank Dievernich, Reiner Frey und der Autor dieses Blogbeitrags. Es wird also ein Jahrtausend altes Phänomen angesprochen, die Meditation, die mit der aktuellen modernen digitalisierten Gesellschaft und ihrer spezifischen Dynamik konfrontiert wird. Ergibt dies irgend einen Sinn?

DAS SELBSTEXPERIMENT

Der Auslöser für dieses Buch war ursprünglich schon eine Art ‚Zeitgefühl‘, dass in der neuen Woge der primär an Technik orientierten Digitalisierung im Kontext einer immer mehr in Einzeldisziplinen zersplitterten empirischen Wissenschaft das Gefühl für den Menschen, die Verfügbarkeit eines modernen Menschenbildes, irgendwie zwischen den Fingern schlicht zerbröselt. Und es waren Frank Dievernich (Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences) und Reiner Frey (Exkanzler der Hochschule und bekennender Buddhist) die aktiv nach einem Weg suchten, wie man dieses gesellschaftliche Unwohlsein in der aktuellen Situation irgendwie konkret packen und einer möglichen Handlungsdimension zuführen könne. Eher durch Zufall geriet Gerd Doeben-Henisch in diesen Diskurskontext und daraus entstand die Idee, mit einer neuen Lehrveranstaltung einen Einstieg zu versuchen. Die Arbeitshypothese zu Beginn war einfach: den Studierenden, die der aktuellen gesellschaftlichen Situation direkt ausgesetzt sind, zwei Angebote zu machen. Einmal (i) konkrete Techniken der Meditation vorzustellen, zum eigenen Ausprobieren, zum anderen (ii) parallel verschiedene Deutungsmodelle zum Meditieren vorzustellen, in deren Kontext sie die konkreten Praktiken diskutieren können. Die Entscheidung für das Thema ‚Meditation‘ wurde motiviert durch die Tatsache, dass das Phänomen ‚Meditation‘ sich seit mehr als 5 Tausend Jahren in allen Kulturen gefunden hat und immer noch findet. Und seit Jahren wird es auf vielfältige Weise zu einem Art Megatrend, für den es keine einfache Definition oder eine einfache Theorie gibt.

Das Buch entstand eher spontan nach dem ersten Semester, das alle Beteiligte sehr beeindruckt hat. Während also die Arbeiten an dem Buch liefen, entwickelte sich die Lehrveranstaltung aktiv weiter. Die zentrale Tendenz dieser Entwicklung kann man vielleicht wie folgt charakterisieren: Ausdehnung des Charakters der Lehrveranstaltung immer mehr zu einem tatsächlichen Selbstexperiment, in dem die Studierenden nicht nur verschiedene bekannte Techniken des Meditierens einfach so kennenlernen, sondern dass Sie immer mehr angeleitet werden, in ihrem eigenen Alltag ein Experiment mit sich selbst durchzuführen, in dem Sie ausprobieren, was tatsächlich mit Ihnen geschieht. Schaffen sie es überhaupt, in ihrem stressigen Alltag zu meditieren? Wie oft? Wie lange? Wie ergeht es Ihnen dabei? Entsprechend verschoben sich auch die Inhalte der Deutungsmodelle; neben den traditionellen Deutungsmodellen wurden nun immer mehr philosophische und wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden bei der Erforschung des Menschens und speziell des Meditierens eingebracht, was indirekt immer mehr Fragen an die traditionellen Deutungsmodelle hervorbrachte.

Da ein echtes Selbstexperiment im eigenen Alltag sehr schnell sehr persönlich wird, ergab sich natürlich eine natürliche Kommunikationsbarriere: was von den persönlichen Erlebnissen kann ein Studierender im größeren Rahmen einer Lehrveranstaltung einbringen? Dafür wurden neue Kommunikationsformen definiert, die dem einzelnen Raum lassen, Privates nicht zu erzählen, aber dennoch auch die Möglichkeit einräumen, in einer eher objektivierenden Weise doch Erfahrungen und Erkenntnisse an andere weiter geben zu können. Trotz einer gewissen letzten Unsicherheit in der Frage, was nun ‚tatsächlich passiert ist‘, war und ist der Gesamteindruck, dass die einzelnen (auch die Dozenten) sehr offen, sehr ehrlich über ihr eigenes Selbstexperiment berichten. Vieles davon, das meiste, kann nicht ’nach außen‘ weiter gegeben werden; dies verbietet die Vertraulichkeit und der Datenschutz. Doch deutet sich an, dass die Grundorientierung der Lehrveranstaltung sich der ‚Lebensader‘ des einzelnen im Alltag‘ nähert und dass es den Studierenden sehr hilft, in einem übermächtig erscheinenden gesellschaftlichen Deutungskontext ihre eigene Position, ihr eigenes reales körperliches und geistiges Dasein, zumindest ansatzweise, neu erspüren zu können, und im Gespräch mit den anderen Studierenden, den Dozenten und im Licht alternativer wissenschaftlicher Deutungsmodelle ansatzweise neu interpretieren zu können.

Obwohl die bisherigen Verläufe sehr konstruktiv, sehr ansprechend wirken, und die Studierenden in den offiziellen anonymen Evaluationen seitens der Hochschule sich eindeutig positiv zu dieser Lehrveranstaltung äußern, wird gerade darin aber auch spürbar und verstehbar, dass solch eine Lehrveranstaltung nur der berühmte ‚Tropfen auf den heißen Stein‘ ist. Es stellen sich sehr viele Fragen an unser ganzes Bildungssystem, an die individuellen ‚Bildungskarrieren‘, und an die bisherigen Deutungsmuster von Menschen, Werten, Persönlichkeit und Sinn, um nur einige Aspekte anzusprechen.

SICH EINE EIGENE MEINUNG BILDEN

Gerade das Thema Meditation ist historisch so vielschichtig, so umfassend, so überwältigend, dass der einzelne sich notgedrungen erst einmal überfordert fühlen muss, will er sich dem Thema aussetzen. Viele lösen das Problem dadurch, dass sie sich einfach einer herrschenden Lehre, einem bekannten ‚Meister‘ oder auch ‚Meisterin‘ anschießen, einer Gemeinschaft beitreten, und vieles mehr. Letztlich zerfällt das Phänomen der Meditation in unterscheidbare Komponenten: (i) Es gibt die konkrete Handlung, die Meditation genannt wird; (ii) Viele bieten zu diesen Handlungen Deutungsmodelle‘ an, ‚Interpretationen‘, wie man das Meditieren und das, was man dabei erleben kann, ‚verstehen soll‘; (iii) in vielen Gesellschaften gibt es in der Öffentlichkeit bekannte (und mehr oder weniger akzeptierte) Verhaltensweisen, institutionelle Einrichtungen, die den Anspruch erheben, entweder für das Meditieren gut zu sein oder sich aus der Erfahrung des Meditierens ergeben. Ob dies tatsächlich so ist, kann man am Anfang nur glauben oder eben nicht glauben. Wer es wissen will, muss sich diesen Praktiken jahrelang aussetzen, um herauszufinden, ob es ihm selbst etwas bringt oder nicht.

Da das Meditieren letztlich immer im eigenen Tun, in der eigenen Praxis, im eigenen Erleben gründet, steht es jedem frei, sich seine eigene Meinung zu bilden. Beim Meditieren gibt es keine Privilegien oder Hierarchien. Beim Meditieren zählt jeder und ist jeder gleich! Das, was ein einzelner persönlich erlebt, ist genauso wichtig und ‚wahr‘ wie das, was jemand anderes erlebt. Wie man diese individuellen Erlebnisse darüber hinaus noch ‚deuten‘ kann, ob und wie man diese in irgendeinen ‚Zusammenhang‘ einordnen kann, das entscheidet sich dann im Kontext desjenigen Wissens, das ein einzelner zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung hat.

An dieser Stelle macht es sehr viel Sinn, sich mit seinen individuellen Erlebnissen mit anderen auszutauschen, um heraus zu finden, was ist sehr speziell, nur individuell, und was hat man mit anderen gemeinsam. Darüber hinaus ist das individuell verfügbare Wissen in der Regel sehr eng, sehr begrenzt, und der Austausch mit anderen kann fehlendes Wissen ergänzen, falsches Wissen deutlich machen, und gemeinsam findet man eventuell Deutungen, die man alleine möglicherweise nicht finden würde.

Dieser Sachverhalt ist das Motiv für den Aufruf zu einem Selbstexperiment für 30 Tage, bei dem jeder sein eigenes Experiment macht, aber dann seine Erkenntnisse mit anderen austauscht. Die Erfahrungen des einzelnen sind unverzichtbar, der Goldstandard im Erkennen von sich selbst und der Welt, aber im Austausch mit anderen befreit man sich von möglichen individuellen Zufälligkeiten und ermöglicht einen gemeinsamen Blick auf eine gemeinsame Welt im Licht von jedem einzelnen.

BOOTSTRAPPING

Wenn ein Computer sich beim Einschalten ’selbst mit Programmen lädt‘, damit er dann im Sinne der Programme ‚arbeitsfähig‘ wird, sprechen die Informatiker vom ‚Bootstrapping‘; mehr literarisch gibt es auch das Bild des Lügenbarons Münchausen, der sich samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Die Philosophen haben immer wieder das Motto ausgerufen, sich an den ‚Grundlagen jeder Erkenntnis‘ zu orientieren, was je nach Philosoph etwas anderes bedeutet hat. Die phänomenologische Philosophie bevorzugte das Reden von den ‚Phänomenen‘ als den Grundtatsachen unsres Erlebens. Dies kommt der Situation im individuellen, persönlichen Meditieren sehr nahe: man versucht sich erst einmal an das zu halten, was man selber erlebt und so, wie man es erlebt. Das dieses Erleben letztlich auch abhängig ist von dem Wissen, das man bis zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung hat, ist unausweichlich. Daher der Aufruf, im Nachhinein darüber nachzudenken und der Aufruf, sich mit anderen über das eigene Erleben auszutauschen.

DESINFORMATION

‚Desinformation‘ ist ein Begriff aus der Propaganda, gehört in den Kontext von Kriegsführung, Geheimdiensten, und heute leider unter dem Pseudonym ‚Fake News‘ zum Alltagsgeschäft vieler gesellschaftlicher Gruppen, die andere als Feinde sehen und die Fähigkeit verloren haben, an eine gemeinsame Zukunft mit möglichst allen Menschen zu glauben. So erzählt, klingt ‚Desinformation‘ negativ.

Allerdings, und das ist vielleicht vielen nicht bewusst, ist das ganz normale Wissen, über das ein Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügt, grundsätzlich begrenzt, beschränkt, vielfach verzerrt und damit in einem grundlegenden Sinne ‚falsch‘. Eine Verwendung des eigenen Wissens ohne eine immer wieder stattfindende kritische Überprüfung an der Realität, an der Meinung anderer, kommt daher — sicher ungewollt — einer Desinformation nahe!

Die Gefahr einer Desinformation wird umso größer, je ‚älter‘ ein Wissen ist, je schwieriger es ist, seine Entstehung transparent zu überprüfen.

Klassische Beispiele für solch ein ‚gefährliches Wissen‘ sind die alten, klassischen Texte verschiedener Religionen (Hinduismus, Judentum, Buddhismus, Christentum, Islam, …). Diese Texte stammen aus Zeiten, die heute niemand mehr kennt; sie sind in Sprachen geschrieben, die heute entweder nicht mehr oder sehr abgewandelt gesprochen werden. Sie haben eine komplexe interne Überlieferungsgeschichte mit vielen Überlagerungen und Umschreibungen. Ihre Lebenskontexte waren grundverschieden von unseren heutigen Verhältnissen. Jeder Versuch, diese Texte zu interpretieren, ist hochgradig spekulativ. Die Geschichte der Interpretation der jüdischen und christlichen Texte alleine füllt viele, viele Bände und zeigt, dass jedes Jahrhundert ’seine eigene Sicht‘ in diese Texte hineingetragen hat. Die Texte sind als Texte ‚wehrlos‘: jeder kann sie interpretieren, wie er will. Es gibt keine harten Wahrheitskriterien.

Insofern diese Texte von Meditation sprechen gerät man schnell in ein Universum von Begriffen, die alles und nichts sagen können. Und es ist kein Zufall, dass es immer wieder sogenannte ‚Lehrer‘, ‚Meister‘, ‚Meisterinnen‘ sind, die ihre Interpretation der Texte vorstellen, aufgrund ihres Erlebens und ihres Denkens. Aber es sind einzelne, konkrete Menschen, Kinder ihrer Zeit, mit ihrem meist sehr begrenztem Wissen.

Will man diese Lehren beurteilen bleibt einem entweder das ‚Abschalten des eigenen Erkennens‘ (was keine Option ist) oder die eigene Überprüfung durch eigenes Erleben und eigenes Denken und eigenes Kommunizieren mit anderen. Eine Option in diese Richtung ist das eigene radikale Selbstexperiment, wie im vorausgehenden Blogbeitrag beschrieben 🙂

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RADIKALES SELBSTEXPERIMENT – 30 TAGE – WAS PASSIERT WIRKLICH?

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 3.Februar 2019 – 6.Februar 2020
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

Änderung: 1.März 2019 (Liste erweitert; Klänge hinzugefügt)

Änderung: 17.Mai 2019 (Sound mit realen Vögeln und realem Verkehr hinzugefügt)

Änderung: 23.Okt.2019 (Mehr Hinweise zum Selbstprotokoll)

Änderung: 4.-6.Febr.2020 (Neuer textabschnitt; einige Sounds wieder gelöscht; neue Sounds dazu)

Die Motivation hinter diesem Blogbeitrag findet sich ursprünglich im nachfolgenden Blogeintrag mit dem Titel ‚MEDITATION – Desinformation oder das einzig wahre Bootstrapping?‘ Es gibt allerdings später noch zahlreiche weitere Beiträge auffindbar durch die Stichworte Meditation oder Mystik. Besonders zu empfehlen die sehr kompakte Darstellung (auch als Podcast) Philosophie für Dummies.

WER?

Angefragt ist jeder Mensch, der sich in der Lage fühlt, irgendwann im Laufe eines Tages, ein paar Minuten ‚für sich‘ zu nehmen.

WANN?

Man wählt im Kalender einen Tag als ‚Starttag‘ aus und der ‚Endtag‘ ist dann der Tag, nach dem 30.Tag des Experimentierens … natürlich ist niemand gezwungen nach 30 Tagen aufzuhören. Aber es kann ein guter Start sein mit etwas Überschaubarem anzufangen. … Genauso kann man auch statt mit 30 Tagen mit weniger als 30 Tagen anfangen; weniger als 7 Tage sollten es wohl nicht sein.

WAS?

Es geht um folgende Experimentieranordnung, die man selbst vornehmen muss:

  1. Schaffe ich es, einmal am Tag, eine Zeit für mich zu nehmen, in der ich ein Selbstexperiment durchführe?
  2. Vorab zur eigentlichen Meditation:
    1. Für manche ist es hilfreich, sich ca. 5 Min zu bewegen, um den Körper ‚aufzuwecken‘ (z.B. Gymnastik, Yoga, …)
    2. Für manche ist es hilfreich, sich ca. 5 Min mit einem Klang einzustimmen (siehe Klangbeispiele unten).
  3. Mögliche Körperhaltungen: Gute Kandidaten sind In der Hocke auf einem Kissen oder auf der vorderen Kante eines Stuhls; möglicherweise noch OK: auf dem Rücken auf dem Boden liegen; möglicherweise nicht mehr OK: Stehen oder auf der Stelle laufen. Wichtigste Anforderung: eine Körperhaltung finden, in der man über die geplante Zeit verweilen kann, ohne dass irgendwelche Körperschmerzen einen ablenken (bei vorliegenden Erkrankungen kann es einen chronischen Schmerz geben, der irgendwie immer da ist, egal welche Haltung).
  4. Für die Zeitdauer: mit 5 Minuten beginnen. Falls man 2x hintereinander das Gefühl hatte, dass es zu kurz ist, dann erhöht man die aktuelle Zeit um 2 Minuten ab dem nächsten Mal (Achtung: es geht hier nicht um einen Rekord, wer die meisten Minuten schafft! Es geht vielmehr darum, herauszufinden, ob jemand, der regelmäßig meditiert, ‚aus sich heraus‘ das ’natürliche Bedürfnis‘ verspürt, nach einiger Zeit ‚länger‘ zu meditieren. Daraus ergibt sich die weitere Frage, ob jeder seine ‚persönliche optimale Zeit‘ hat, bei der sein Körper ‚verweilt‘, wo es möglicherweise keinen Sinn mehr macht, noch weiter zu erhöhen.)
  5. Einzige Aufgabenstellung: in entspannter Haltung regelmäßig Ein- und Aus-Atmen (Bauch und Brust einbeziehen). Im subjektiven Erleben sind alle Arten von Gefühlen und Gedanken möglich. Sie einfach laufen lassen; sich immer wieder über den Atem zurück holen.
  6. Zur Unterstützung der Selbstwahrnehmung empfehlen sich folgende zwei einfache Maßnahmen: (i) Vor Beginn der Meditation kurz innehalten, welche Dinge einem aktuell am meisten durch den Kopf gehen; diese als Stichworte notieren. (ii) Nach der Meditation ebenfalls kurz fragen: was hat mich während der Meditation am meisten beschäftigt? Diese als Stichworte notieren
  7. Nach 7 Tagen: eine einfache Notiz:  Lassen die Notizen irgendwelche Wiederholungen erkennen? Empfindet man irgendetwas als eher ‚positiv‘ oder eher ’negativ‘?
  8. Abschließender Bericht: (i) An wie vielen der 30 Tage habe ich es geschafft, mir Zeit zu nehmen? (ii) Was war meine bevorzugte Körperhaltung? (iii) Wie viele Minuten habe ich in den letzten 7 Tagen meditiert? (iv) Gibt es irgend etwas, was anders ist, während oder nachdem ich meditiert habe? (v) Ist das, was ich als ‚anders‘ in diesen 30 Tagen erlebt habe, für mein Lebensgefühl eher ‚positiv‘ oder eher ’negativ‘? (vi) Lässt sich das positive oder negative Andere mit Worten irgendwie beschreiben? (vi) Welche Faktoren habe ich im Alltag als Widerstand empfunden, nicht zu meditieren? (vii) Welche Faktoren habe ich im Alltag als Unterstützer empfunden, zu meditieren? (viii) Gibt es irgendwelche Vorsätze, die sich aus diesem 30-Tage-Experiment ergeben haben?
  9. Es empfiehlt sich, andere Menschen zu finden, mit denen man sich über die Erfahrungen mit seinem Selbst-Experiment austauschen kann. Es ist auch jeder willkommen, seine Erfahrungen in diesem Blog — natürlich anonymisiert — vorzustellen als Kommentar.

Die Wiederholung als Form des Sehens

Der Grundcharakter des Lebens ist sein Prozesscharakter. Dies gilt auch für das Meditieren. Wenn man wissen will, ob etwas wirkt und wie es wirkt, dann kann man dies nur erfahren, wenn man dies hinreichend oft wiederholt! In der Wiederholung zeigen die Dinge ihr wahres Gesicht: Was hält sich durch? Wie wirkt es auf mich? Wie ändern sich Kontexte? Wie wirken verschiedene Kontexte? Manche Eigenschaften des eigenen Alltags entdeckt man erst, wenn man sich neue Ziele setzt, z.B. Meditieren: mit einem Mal erfährt man Widerstände, wo vorher keine da waren, und man entdeckt interessante Dinge, die man vorher nicht gesehen hat. Nicht zuletzt entdeckt man an sich Dinge, Eigenschaften, Vorgänge, die man ohne Meditieren nicht wahrnehmen würde, weil sie unsichtbar bleiben.

DER KLANG, DER SOUND UND DU

Im Umfeld des Meditierens gibt es viele Arten von Musik, musikähnliche Klänge, oder einfach nur Klänge (Sounds). Dies haben z.T. eine lange Tradition, sind bestimmten Mustern verpflichtet, und verknüpfen sich sehr oft auch mit bestimmten Worten oder ganzen Texten. Es ist dann oft nicht mehr entscheidbar, was eigentlich auf den Menschen einwirkt, der dies hört: ist es der physikalische Klang als solcher, der den Körper in Schwingungen versetzt, der in das Innere eindringt und dort eine bestimmte Wirkung entfaltet, oder ist es das ganze ‚Drum Herum‘ an Spielweisen, Texten Formen, Gelegenheiten, die eine eigene Bedeutung mit sich tragen und dann auch oder überwiegend dadurch ‚wirken‘. Der Autor vertritt die Auffassung, dass die Begegnung mit einem eher ungewöhnlichen Klang einen eigenen Reiz besitzt. Die nachfolgenden Klangbeispiele sind experimentelle Klänge, vielfach unrund, bisweilen unangenehm, sie bieten die Chance sich dem Klang direkt auszuliefern, unmittelbar seine Wirkungen in einem selbst nach zu spüren.

Zum Entspannen vorweg … auf dem Rücken, auf dem Boden, oder hocken, oder Stuhl … und hören… ein Ton
Ein Moment, der es eilig hat
Unruhiges Ambiente
Einzelner ambienter Sound
Penetrante Kick mit dunklem ambienten Sound (Windartig)
Clash of Cultures – Nature against Traffic. Real Birds at a real Place (Schöneck), Frankfurt Local Time May-17, 2019, 06:05 am
Clash of Cultures II – Nature against Traffic. Real Birds at a real Place (Schöneck), Frankfurt Local Time May-17, 2019, 06:38 am
Irgendwie ambient, dunkel, dazu irreguläre rhythmische Klangereignisse…
Ein nicht ganz so dunkler Sound, really unplugged …